Gezielte Tötungen von französischen Dschihadisten in Rakka
- Gezielte Tötungen von französischen Dschihadisten in Rakka
- Problematisch: Die Verhängung der Todesstrafe gegen Franzosen
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Die Frage nach zivilen Opfern von Luftangriffen auf die Hochburg des IS bleibt unbeantwortet
Die breite Öffentlichkeit erfährt nur Spärliches über Bombenangriffe auf ar-Rakka (Raqqa). Wie oft die so genannte "Hauptstadt" des IS in Syrien aus der Luft angegriffen wird, ob täglich oder nur im Rahmen bestimmter zeitlich und örtlich begrenzter militärischer Operationen, ist für den Normalbürger kaum zu ermitteln. Die Frage danach, wie viele Zivilisten dabei zu Tode kommen, ist überhaupt nicht zu beantworten.
In einer Mitteilung des US Central Command von Anfang Dezember wird die Aussage eines Sprechers der Anti-IS-Operation Inherent Resolve wiedergegeben, wonach man die "Luftangriffe in Rakka" auf IS-Kämpfer und Ressourcen gesteigert habe. Colonel John L. Dorrian spricht von 300 Luftangriffen im November. Allerdings bezieht sich das auf ein großräumiges Gebiet von etwa 700 km2. Rakka ist nicht nur der Name der Stadt, sondern auch des Gouvernements.
Bewohner der Stadt, die etwa in dem Buch "Les Revenants" (Die Rückkehrer) des französischen Autors David Thompson aus dem Leben in Raqqa erzählen, berichten teilweise von ständigen und zermürbenden Angriffen. Doch ist das anekdotisch, nicht zu überprüfen, ein komprimiertes Erinnerungsbild von Dschihadisten, die Reißaus aus Rakka genommen haben, weil das Leben dort nicht so war wie vorgestellt oder erträumt, sondern voller Härten.
Einzelne Meldungen über Luftangriffe werden der Mediengruppe "Raqqa Is Being Slaughtered Silently" übermittelt.
Ziele: Der Emir der Terroristen und Mitglieder der Zelle von Paris und Brüssel
Ein Schlaglicht darauf, wie Rakka aus der Luft angegriffen wird, wirft eine Serie von Artikeln, die Le Monde derzeit veröffentlicht wird. Darin geht es um gezielte Tötungen, Angriffe auf ausgesuchte Personen, die von Geheimdiensten als zentral für die Vorbereitung von IS-Terroranschlägen in Frankreich identifiziert wurden.
Aus einem Bericht des tatsächlich empfehlenswerten, weil gut unterrichteten Le Monde-Autors Soren Seelow geht hervor, dass seit Herbst 2014 acht high value individuals in Rakka oder in unmittelbarer Nähe getötet wurden - in den allermeisten Fällen im Auto.
Darunter befanden sich ein bekannter Bombenbastler, Mitglieder von Zellen, die bei den Attentaten vom 15. November 2015 in Paris oder in Brüssel im März 2016 angeblich eine wichtige Rolle spielten, sowie zuletzt Ende November 2016 Boubaker El-Hakim, der eine hohe Position im franko-belgischen Dschihadistenkreis in Rakka einnahm. Er galt als französischer Emir der Anschläge und soll innerhalb des IS hierarchisch ganz oben in der Abteilung gestanden haben, die für "auswärtige Operationen" zuständig ist.
Die USA übernehmen
Diese "Erfolgsmeldung" gibt allerdings nur einen sehr kleinen Ausschnitt der Luftangriffe wieder, bemerkenswert ist zudem, dass sieben der acht gezielten Tötungen der high value individuals von den USA und nicht von Frankreich durchgeführt wurden. Man weiß also im Rückschluss nicht, wen und wie oft die französische Luftwaffe angegriffen hat.
Bekannt ist, dass sie als Reaktion auf die Anschläge vom November 2015 sofort Angriffe auf Rakka unternommen hat. Die intensiven Bombardierungen waren dann auch kurz Gegenstand von Berichten über "insane nights".
Die Dunkelziffer der gezielten Angriffe könnte hoch sein, ist den aktuellen Le-Monde-Berichten zu entnehmen. Dabei ist eine Besonderheit dieser Angriffe auffällig, nämlich ihre rechtliche Begründung. Wie die USA auch agiert Frankreich in einer rechtlichen Grauzone.