Gifte, Drogen und Antisemitismus

Seite 3: Arabischer Antisemitismus

Ein Leser behauptet im Forum, es gebe keinen arabischen Antisemitismus

"Sprechen die Araber schließlich selbst eine semitische Sprache. Die Wut der Araber ist nicht rassisch begründet, sondern basiert einzig und allein gegen die politischen Ungerechtigkeiten des Staates Israel."

Diese These wird vom Islamwissenschaftlers Stefan Weidner in Abrede gestellt. Ausführlich beschreibt er dort die Entstehung des arabischen Antisemitismus, historisch wie philosophisch.

Zwei kurze Auszüge aus dem Text:

Wo liegen also die Anfänge und was sind die Kontexte des arabischen Antisemitismus? Drei können wir klar benennen: Die traditionellen Vorbehalte gegen die Juden in der islamischen Tradition; die mit der Staatsgründung Israels 1948 anhebende Geschichte des Nahostkonflikts; und der in den Holocaust mündende europäische Antisemitismus.

Waren die Juden in Europa die einzigen Andersgläubigen, mit denen das Christentum auf eigenem Territorium konfrontiert war, so hatten die Juden in der islamischen Welt denselben Status wie die Christen: Sie waren eine anerkannte Glaubensgemeinschaft mit eingeschränkten, aber allgemein anerkannten, vom Propheten selbst gewährten Grundrechten. Insgesamt ist sich die historische Forschung - auch von jüdischer Seite - einig, dass Juden in der islamischen Welt sicherer lebten und besser integriert waren als im vormodernen Europa.

Allerdings finden sich auch im Islam seit frühester Zeit Vorbehalte gegen die Juden. Da sie die Bekehrungsversuche des Propheten ablehnten, wurden sie von ihm phasenweise bekämpft. Diese Auseinandersetzungen schlugen sich auch in mehreren antijüdischen Koranversen nieder, auf die sich diejenigen Muslime, die gegen die Juden vorgehen wollten, berufen konnten.

Weiter schreibt Weidner:

Viele Araber nun grenzen sich von der Abwertung der Semiten paradoxerweise dadurch ab, dass sie den europäischen Antisemitismus übernommen haben. Viele Israelis tun etwas Ähnliches, indem sie sich, wie wir im Fall der arabischen Juden gesehen haben, gegen die Araber abgrenzen. Sie übernehmen also jenen Teils der europäischen Abwertung der Semiten, der sich, wie bei Renan, gegen die Araber und Muslime wandte und den Edward Said als "Orientalismus" bezeichnete und den er für einen "heimlichen Aspekt des westlichen Antisemitismus" hielt.

Wenn diese These stimmt und demnach die rassistischen europäischen Vorstellungen aus dem 19. Jahrhundert bis heute fortwirken, so scheint es, als sähen sich beide Gruppen, die ehemals als Semiten gebrandmarkt worden sind, gezwungen, den Schwarzen Peter des Semitisch-Seins an die anderen abzugeben. Edward Said schreibt:

‚Daher scheint der Araber heute den Juden zu verfolgen wie ein Schatten, und in diesem Schatten findet - da Araber und Juden orientalische Semiten sind - alles Platz, was der Westler traditionell an latentem Misstrauen gegenüber dem Orientalen empfindet.‘