Girlies Werk und Teufels Beitrag
Seite 2: Winken mit dem feministischen Zaunpfahl
- Girlies Werk und Teufels Beitrag
- Winken mit dem feministischen Zaunpfahl
- Auf einer Seite lesen
Die Handlung ist demgegenüber zu vernachlässigen und tatsächlich kaum mehr als ein Vorwand: Angetrieben wird sie durch einen offenkundigen "McGuffin" namens "Calisto", ein faustgroßes, leuchtend grünes Gerät, bei dem es sich um eine Art Energiequelle handelt, die auch als Kommunikationsgerät funktioniert.
Die superschlaue Ingenieurin Elena (Naomi Scott) hat dort eine gravierende Sicherheitslücke entdeckt: Das Gerät kann nämlich auch zur Massenvernichtungswaffe umprogrammiert werden und darf daher nicht in die falschen Hände geraten. Die Gefahr ist ihren Vorgesetzten zwar wohlbekannt, die verfolgen aber ihre eigene Agenda.
Darum wird Elena zur Whistleblowerin und ist im Gegenzug nun selbst hochgefährdet. Hier nun kommen die Engel ins Spiel: Zunächst Stewarts Sabina und die von Ella Balinska gespielte Jane, zusammen mit Regisseurin Banks in der Rolle einer der unzähligen "Bosleys". Aus der Figur der Serie ist in der nun global agierenden Agentur eine Art Offiziersrang geworden.
Alle drei retten und beschützen zunächst Elena, die nun aber von Minute zu Minute aktiver wird und in die Rolle des dritten Engels hineinwächst - dieser Emanzipationsprozess und das Abstreifen anfänglicher Naivität macht sie zur stärksten Identifikationsfigur; zugleich ist ihre Selbstbefreiung noch ein allerletzter Wink mit dem feministischen Zaunpfahl.
Nicht alles funktioniert in diesem Reboot, aber insgesamt gelingt Banks ein frischer Zugriff auf den Stoff, der zeigt, wie man aus der "Charlies Angels"-Franchise noch Funken schlagen könnte. Gemessen an vergleichbaren Filmen liefert "Charlies Angels" das, was man erhoffen darf: Gute, filmisch virtuose Kino-Unterhaltung - Geschwindigkeit, Tricks, Körper-Kino, das sich keinen Augenblick wirklich ernst nimmt, ohne das umgekehrt die Ironie alles dominiert oder zu pseudointellektuellem Klamauk gerinnt.
Dies ist eines der seltenen zeitgenössischen Beispiele für jenen fast schon ausgestorbenen Typus Film, der gleichzeitig spannend ist und trotzdem viel Witz hat. In den besten Momenten ihres Films findet Regisseurin, Autorin und (Nebenrollen-Darstellerin) Elisabeth Banks eine neue Übersetzung für das ein wenig ausgeleierte Schlagwort von der "Girl Power".