Glencore: Aktionäre votieren gegen Kohleausstieg

Ein riesiger Bagger lädt Felsformationen von Kohle in den Rücken eines schweren Minenabzugswagens.

(Bild: Roman Vasilenia / Shutterstock.com)

Glencore wollte raus aus der Kohle, doch die Aktionäre stimmten dagegen. Der Konzern steht unter Druck, soll aber nicht auf Gewinne verzichten. Wie geht es weiter?

Die Finanzmärkte schauen längst nicht mehr nur auf die Rendite von Unternehmen, auch Fragen der Nachhaltigkeit spielen eine immer größere Rolle. Besonders Konzerne, die im Bergbau oder in der Erdöl- und Erdgasförderung tätig sind, stehen unter Druck, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren. Doch nicht allen fällt es leicht, sich von umweltschädlichen Geschäftsfeldern zu trennen.

Glencore erwog Trennung vom Kohlegeschäft

Ein Beispiel dafür ist der Schweizer Rohstoffkonzern Glencore. Vor knapp neun Monaten hatte Konzernchef Gary Nagle in Aussicht gestellt, dass sich Glencore von der besonders profitablen Kohlesparte trennen könnte. Doch jetzt haben sich die Aktionäre gegen diesen Schritt ausgesprochen.

Nagles Plan sah vor, den Konzern in zwei Unternehmen aufzuspalten. Die Kohlesparte wäre abgetrennt worden, übrig geblieben wäre eines der größten Bergbau- und Handelsunternehmen für Kupfer, Nickel und Kobalt – alles Metalle, die für die Energiewende benötigt werden. Die Einnahmen aus dem Kohlegeschäft, die bei der grünen Transformation helfen könnten, würden jedoch fehlen.

"Gesunder Menschenverstand hat gesiegt": Glencore-Chef zum Kurswechsel

In den vergangenen Monaten hat das Unternehmen seine Aktionäre befragt, ob sie eine Abspaltung der Kohlesparte befürworten. Eine Mehrheit stimmte jedoch für den Verbleib des Kohlegeschäfts im Konzern, um das Wachstum im Metallbereich zu finanzieren und die Dividendenzahlungen zu stützen.

Gary Nagle kommentierte die Entscheidung jetzt mit den Worten, der gesunde Menschenverstand habe gesiegt. Auf die Frage nach den Gründen für den Kurswechsel erklärte er, das "ESG-Pendel" habe im vergangenen Jahr zurückgeschlagen. Die Investoren hätten erkannt, dass Glencore der beste Eigentümer für das Kohlegeschäft sei.

Große Investoren bevorzugen Beibehaltung des Kohlegeschäfts

Unter dem Label "ESG" versteht man Investitionen, die sich an ökologischen, sozialen und Governance-Faktoren orientieren. Viele Finanzprodukte werben mit dem ESG-Label, obwohl die Anlagen wenig nachhaltig sind. Und in den USA wenden sich vorwiegend konservative Politiker zunehmend gegen ESG-Investments.

Die Fondsmanager von BlackRock spielen eine wichtige Rolle bei der Förderung von ESG-konformen Investitionen. Im Fall von Glencore, wo BlackRock Großaktionär ist, sprachen sie sich jedoch gegen eine Abspaltung des Kohlegeschäfts aus. Ebenso wie der Staatsfonds von Katar oder die Capital Group sprachen sie sich wohl für seine Beibehaltung aus.

Fusionsfieber in der Branche: Glencore will wettbewerbsfähig bleiben

Für viele Investoren hätte eine Abspaltung bedeutet, sich ganz aus dem Kohlegeschäft zurückziehen zu müssen. Wie der Finanzdienst Bloomberg berichtet, würden sie von der Politik daran gehindert, reine Kohleunternehmen zu besitzen.

Für die Zukunft von Glencore hätte dies vermutlich negative Auswirkungen gehabt. In der Branche herrscht derzeit ein gewisses Fusionsfieber und Glencore hätte bei möglichen Übernahmen wahrscheinlich nicht mit der größeren Konkurrenz mithalten können. Schließlich sei Größe in der Branche wichtig, erklärte Nagle gegenüber Bloomberg.