Globale Energiewende: Viel Wind und Sonne

Energie und Klima – kompakt: Erneuerbare Energieträger weltweit auf dem Vormarsch, China auf allen Feldern führend.

Der Anteil von Windkraft- und Solaranlagen an der steigenden weltweiten Stromproduktion ist 2021 erstmalig auf über zehn Prozent gestiegen. Das berichtet die Plattform Ember, ein in London ansässiger Think-Tank, der sich auf Datenanalysen rund um die erneuerbaren Energieträger spezialisiert hat.

Wind- und Solarenergie sind der am schnellsten wachsende Sektor in der Stromerzeugung, obwohl auch die fossilen Brennstoffe, primär die Kohle, 2021 ein Comeback feierten, die Treibhausgasemissionen der Branche nahmen im vergangenen Jahr um sieben Prozent zu. Größeren Teils war das allerdings vor allem der nach dem ersten Pandemie-Schock im Jahr 2020 wieder anspringenden Weltwirtschaft geschuldet. Dazu weiter unten mehr.

In 50 Ländern liefern Sonne und Wind inzwischen mehr als zehn Prozent des Stroms. Spitzenreiter sind mit großem Abstand Dänemark (52 Prozent) und Uruguay (47 Prozent), die beide hauptsächlich viel in Windkraft investiert haben, sowie Luxemburg (43 Prozent). Der Anteil dieser drei am globalen Stromverbrauch ist jedoch denkbar klein.

Die meisten Länder, die die 10-Prozent-Schwelle überschritten haben, liegen in West- und Südeuropa, aber die Länder mit den größten Fortschritten in den letzten drei Jahren sind – gemessen in Prozentanteilen an der Stromproduktion – neben den Niederlanden, Vietnam und Australien.

In den beiden Amerikas liegt mit Chile (21,4 Prozent) ein weiteres Land des Südens an zweiter Stelle, gefolgt von Puerto Rico (14 Prozent), Brasilien (13,2 Prozent) und den USA (13,1 Prozent). Neu im Club der Länder mit über zehn Prozentpunkte von Sonne und Wind waren 2021 in den beiden Amerikas Argentinien und El Salvador.

Abgesehen von Ungarn sind die anderen Neuen alle in Ost und Südostasien: Japan, Mongolei, China und Vietnam. Vor allem die letzteren beiden sind Nationen mit stark wachsendem Strombedarf. Trotzdem hat Vietnam im vergangenen Jahr den wachsenden Bedarf vollständig mit neuen Solaranlagen decken können. Der Anteil der Gas- und Kohlekraftwerke ging sogar leicht zurück, allerdings liefert Kohle in Vietnam immer noch die Hälfte des Strombedarfs. Bleibt zu hoffen, dass die hohen, aber zuletzt wieder etwas gefallenen Weltmarktpreise für Gas und Kohle Anreiz sind, den rasanten Solarausbau fortzusetzen und die zahlreichen Pläne für neue Gaskraftwerke in den Papierkörben verschwinden zu lassen.

China ist inzwischen, was den Ausbau sowohl von Wind- als auch Solarenergie angeht, unumstrittener Weltmeister (wie übrigens auch beim Ausbau von Bioenergie sowie Wasser- und Atomkraft), allerdings ist es auch das Land mit dem größten Bedarf an elektrischer Energie. Der Anstieg des Anteils an der Stromproduktion war daher mit knapp 1,2 Prozentpunkten auf 11,2 Prozent eher moderat und die neuen Wind- und Solaranlagen konnten nur ein rundes Drittel des zusätzlichen Bedarfs abdecken. Der größere Teil wurde durch bessere Auslastung von Kohlekraftwerken befriedigt. Zu bedenken ist jedoch, dass die Zahlen und Verhältnisse durch das wieder Anspringen der Weltwirtschaft 2021 nach dem Einbruch 2020 verzerrt sind.

Im globalen Maßstab ist Chinas Anteil hingegen gigantisch und die Entwicklung rasant. 65 Prozent des Anstiegs der globalen Windstromproduktion entfielen auf China und bei der Solarenergie waren es mit 54,9 Gigawatt (GW) immer noch ein knappes Drittel.

Diese 54,9 GW, mit denen je nach Standort so viel Strom wie in sechs bis neun modernen Atomkraftwerken erzeugt werden kann, waren bis dahin ein Jahresrekord, der aber schon in diesem Jahr überboten wird, und zwar erheblich. In der Volksrepublik werden in diesem Jahr voraussichtlich Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von etwas über 100 GW installiert werden.

In seiner Selbstverpflichtung, die China wie andere Staaten im Rahmen der Klimaverhandlungen abgegeben hat, wird versprochen, bis zum Jahre 2030 die kombinierte Leistung von Windkraft- und Solaranlagen auf 1200 GW zu bringen. Das wäre etwa das Elffache, das zurzeit in Deutschland installierten. Aller Voraussicht nach wird das Ziel aber deutlich vor der Zeit erfüllt.

Das ist auch dringend nötig, denn China hat zugleich versprochen, das Wachstum seiner Emissionen in den Griff zu bekommen und bis spätestens 2030 gestoppt zu haben. Wir hatten ja bereits vorgerechnet, dass Deutschland keinen Grund hat, sich hinter China zu verstecken. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass auch die Emissionen der Volksrepublik schnell sinken müssen, nicht zuletzt aus Eigeninteresse. Unter anderem sind verschiedene Küstenmetropolen, in denen Dutzende Millionen Menschen leben, vom steigenden Meeresspiegel bedroht.

Nach den vorläufigen Daten des Global Carbon Project, einer internationalen Kooperation verschiedener wissenschaftlicher Institute, flacht sich das chinesische Wachstum wieder ab, nach dem die Emissionen in den letzten Jahren stark zugenommen hatten. Zuvor hatten sie Mitte des vergangenen Jahrzehnts für ein paar Jahre stagniert.

In diesem Jahr wird Chinas Treibhausgasausstoß voraussichtlich nur noch um 0,9 Prozent zugenommen haben, was weniger als der globale Anstieg wäre, der mit 1,7 Prozent abgeschätzt wird. Immerhin sind die globalen Treibhausgasemissionen noch nicht ganz wieder beim Vor-Pandemie-Niveau angekommen.

Aber ausreichend ist diese Verlangsamung bei Weitem nicht. Nötig wäre eher ein jährlicher Rückgang von fünf bis sieben Prozent, wie Johan Rockström, Direktor des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung kürzlich in der Bundespressekonferenz in Berlin meinte. Das Ausbautempo der erneuerbaren Energieträger muss also deutlich erhöht werden. In China, in Deutschland und anderswo.

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