Globaler Transformatoren-Mangel gefährdet Ausbau erneuerbarer Energien
Lieferzeiten für Großtransformatoren haben sich dramatisch verlängert. Ohne sie ist der Ausbau der erneuerbaren Energien kaum möglich. Das sind die Ursachen.
Die Lieferzeiten für Transformatoren, die in Umspannwerken eingesetzt werden, haben sich nach Auskunft von Hitachi von ehemals sechs bis acht Monaten auf inzwischen drei bis vier Jahre verlängert. Dies bedrohe wichtige Infrastrukturprojekte und könnte den Ausbau erneuerbarer Energien deutlich verzögern. Die Herstellung von Transformatoren ist komplex und zeitaufwendig.
Große Modelle können bis zu 500 Tonnen wiegen und benötigen nicht nur spezialisierte Fertigungsanlagen, sondern für die Auslieferung auch einen speziellen Fuhrpark an Schwerlasttransportern auf Schiene und Straße. In Deutschland könnten auch die zahlreichen maroden Brückenbauwerke den Transport erschweren.
Hitachi Energy ist ein Schweizer Konzern, der über ABB auf die altehrwürdige Brown Boveri & Cie. (BBC) zurückgeht. Im Juli hatte ABB den Geschäftsbereich aufgegeben und in zwei Schritten an die japanische Hitachi verkauft. Aus der Trafohalle am ursprünglichen Standort der BBC in Baden wurde inzwischen ein stark gebuchtes Veranstaltungszentrum.
Nachfrage nach Transformatoren steigt aus unterschiedlichen Gründen
Der Umbau der Stromnetze im Rahmen der Energiewende und der damit verbundene Bedarf an Transformatoren für die Übertragung zwischen den einzelnen Spannungsebenen der Stromnetze sind nur ein Grund für den weltweit steigenden Bedarf an neuen Transformatoren.
Selbst wenn die Energiewende und der Ausbau der Erneuerbaren aufgrund der aktuellen politischen Gemengelage jetzt einbrechen sollte, hat dies kaum Einfluss auf die rasant steigende Nachfrage nach Transformatoren, die unverzichtbare Komponenten für die Stromnetze sind.
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Der Netzausbau aufgrund der zunehmenden Nutzung der Erneuerbaren erfolgt ziemlich gleichzeitig mit der Verbesserung der Netzinfrastruktur für die steigende Anzahl der mit der Entwicklung der Künstlichen Intelligenz benötigten Rechenzentren.
Dazu kommt, dass in vielen Ländern die verfügbare Elektrizitätsinfrastruktur in die Jahre gekommen ist und über Jahrzehnte aus Kostengründen auf Verschleiß gefahren wurde, sodass aktuell die alternden Netzkomponenten ausgetauscht werden müssen.
Andreas Schierenbeck, CEO von Hitachi Energy, schlägt inzwischen Alarm, denn die Branche sei inzwischen überfordert und könne die explodierenden Bestellungen kaum bewältigen. Der Mangel an Transformatoren könnte den Ausbau der Stromnetze verzögern.
Ob der Ausbau dadurch auch teurer werden wird, hat er bislang als Thema nicht angeschnitten. Hitachi Energy plant zwar Investitionen von sechs Milliarden US-Dollar und will 15.000 neue Mitarbeiter einstellen, doch selbst das dürfte kaum ausreichen, um die steigende Nachfrage schnell genug zu befriedigen.
Das US-amerikanische National Renewable Energy Laboratory prognostiziert in einer Studie, dass die Trafoproduktion alleine für die USA bis 2050 um 160 bis 260 Prozent gesteigert werden müsste, um die Nachfrage zu decken.
Welche Wettbewerber gibt es im Großtransformatorenbau?
Zu den führenden Ländern für die Transformatorenherstellung zählen, wie kaum anders zu erwarten, China, Indien, Japan, die USA sowie Deutschland.
Die führenden Anbieter sollen neben Hitachi Energy die GE Vernova, die HD Hyundai Electric, die R&S International Holding, die Kolektor-Gruppe, die SGB-SMIT Gruppe und die S.E.A. Società Elettromeccanica Arzignanese sein.
Chinesische Anbieter scheinen auf dem Weltmarkt zu führen, sind aber in Europa nicht zuletzt aufgrund des hohen Gewichts der für den Netzbetrieb benötigten Transformatoren praktisch nicht vertreten.
Die überschaubare Zahl an Herstellern, von denen einige noch zu den familiengeführten Anbietern zählen, scheint kaum in der Lage zu sein, ihre Fertigungskapazitäten schnell ausbauen zu können. Da im Bereich der Großtransformatoren auch keine technologischen Sprünge zu erwarten sind, werden Veränderungen in der Branche höchstens durch einen Einstieg kapitalkräftiger Investoren zu erwarten sein.
Die Bremsen des Netzumbaus verlagern sich
Nachdem die Kapazitäten bei den Erneuerbaren inzwischen kräftig gewachsen sind, fehlt es inzwischen beim benötigten Netzausbau. Hier tauchen zunehmend Lücken bei der Produktion der für den Ausbau benötigten Komponenten auf.
Die sind neben den erwähnten Transformatoren oft auch die für die politisch gewünschten unterirdischen Leitungstrassen benötigten Stromkabel, deren Produktion nicht so schnell gesteigert werden kann, wie dies für den Netzumbau benötigt wird.
Im Verteilnetzbereich kommt noch dazu, dass die Digitalisierung der Netze vielfach deutlich zögerlicher verläuft, als man im Kontext der Energiewende gehofft hatte. So zeigt sich bei den für die Umgestaltung des Stromvertriebs dringend benötigten Smart Metern sowohl auf der Seite der deutschen Politik als auch bei den Verbrauchern noch immer eine fortschrittsfeindliche Haltung.