Götterdämmerung in HD

Bereit zum Kampf: Kratos

Spartas gröbster Krieger kehrt zurück und vollendet sein Werk

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In God of War III (PlayStation 3) rechnet Zeus-Sohn Kratos mit den noch übrig gebliebenen Göttern des Olymps ab – in brüllender Wut

Die Brutalität der griechischen Mythologie findet hier ihr virtuelles Denkmal. Wer oder was aus ihr in Teil eins und zwei nicht schon abgehakt wurde, gerät im Abschluss der Trilogie umso mehr in die Mangel. In rasender Unberechenbarkeit knöpft sich der Held einen nach dem anderen vor. Auf fatale Weise. Wie er es einst mit Perseus, Ares oder dem Koloss von Rhodos fertig geworden ist, hackt, tritt und schreit Kratos die halbe Sagenwelt in Grund und Boden.

Handlungsorte sind Olymp und Hades: Entwickler SCE Studios Santa Monica nutzt die ganze Spannbreite zwischen Himmel und Erde und schickt Kratos erneut durch die Hölle. Der Tod seines verhassten Vaters Zeus ist sein Ziel, doch bevor die Reise erst richtig beginnt, stürzt der Spieler in einen epischen Bosskampf über mehrere Ebenen: Im Schlepptau der Titanen, die selbst eine Rechnung mit Zeus zu begleichen haben, klettert Kratos zum Thron der Götter. Doch noch vor seiner Ankunft greift Poseidon (Video vom Kampf-Beginn) an.

Mit einem Sprung vom Olymp schießt der Gott der Meere durch die Brust von Titan Epimetheus. Danach soll Gaia dran glauben, an deren Rücken sich Kratos festhält. Poseidon stürzt ins Meer am Fuße des Berges und packt Gaia mit einem mächtigen Wassertentakel. In seiner göttlichen Gestalt als überdimensionales Ungeheuer mit mehreren Pferdeköpfen speit er Fontänen gegen Kratos und hackt auf den wütenden Halbgott mit Dreizack und krebsartigen Beinen ein.

Glühende Peitschen: Die Blades of Exile sind an Ketten befestigte Schwerter, die mehrere Gegner mit einem Schlag treffen.

Was sich auf dem Bildschirm als atemloses Spektakel aus glühenden Peitschen, spritzendem Wasser, zischendem Dampf und zoomenden Kamerafahrten in schwindligen Höhen darstellt, liegt in der Hand des Spielers. Denn er lenkt bei diesem wilden Ritt die Geschicke des Helden – sei es mit unwillkürlichem bis gekonntem Knöpfchen-drücken bei niedrig eingestellten Schwierigkeitsgraden oder geschickten Combos, ohne die im Titan-Modus kein Weiterkommen ist. Wie God of War eins und zwei, die auch beide kurz nach Spielstart mit Bosskämpfen – hier der Kraken, dort der Koloss von Rhodos – begeisterten, fesselt dieses Action-Feuerwerk den Spieler gleich zu Beginn auf höchstem Niveau: Mit vollen Händen teilen die Entwickler aus, verbinden das in mehrere Kapitel unterteilte Hack & Slay-Duell mit angespannten Prügeleien gegen kleinere Gegner, die sich wie Parasiten auf Gaias Körper tummeln. Selbst Zwischensequenzen, in denen Kratos von einem Körperteil zum nächsten schwingt, sind mit den für die Reihe so typischen Quicktime-Events gespickt – passiv gesteuerte Aktionen, in denen bestimmte Buttons zum Zeitpunkt ihres Aufleuchten am Bildschirmrand (entsprechend ihrer Position auf dem PlayStation-Controller) gedrückt werden müssen.

Das Ende eines frühen Bosskampfes: Helios verliert den Kopf in einem Quicktime-Event.

Dass „God of War III“ zu Recht erst ab 18 Jahren freigegeben wurde, erkennen Spieler weniger während der häufigen Kleinkämpfe, in denen, mit zunehmendem Spielverlauf, immer mehr Wellen unterschiedlicher Gegner mit Schwertern und Bögen auf Kratos einstürmen. Vielmehr sind es die verhältnismäßig brutalen „finishing moves“, Todesstöße, welche bei mittelgroßen Ungeheuern mit Quicktime-Events wie dem schnellen Drücken eines Buttons eingeleitet werden. So reißt Kratos einem schlangenschwänzigen Chimären sein Horn aus der Stirn und rammt es ihm in den Kopf. Zentauren stößt er um und schlitzt ihnen den Bauch auf. Dabei fließen eimerweise Blut und die großen Gegner aus dem Götterreich hinterlassen regelmäßig einzigartige Waffen und Zaubergegenstände.

Die Cestus, zwei stählerne Löwenkopfhandschuhe, passen Kratos wie angegossen.

Grundausstattung des Halbgottes sind seine Blades of Exile, Nachfolger der Blades of Chaos und der Blades of Athena aus den ersten zwei Teilen. Diese klingenbesetzten Ketten lassen sich im Verlauf mit weiteren Angriffsarten verbessern und sind derart effektiv, dass die meisten folgenden Waffen nur zur spaßigen Abwechslung eingesetzt werden. Alle, bis auf die Cestus, zwei stählerne Löwenkopfhandschuhe, die Kratos Herkules abnimmt und mit denen er kleine Gegner mit wenigen Schlägen umknockt.

Düstere Begegnung: Mit Pfeil und Bogen tritt Kratos gegen Hades an.

Solange es die Zauberkraftreserve erlaubt, kann er zudem Elemente wie die Seelen von Gegnern beschwören, die für kurze Augenblicke Schaden am Feind anrichten. Hilfreiche Fähigkeiten wie Leuchten, Blenden oder Laufen lernt er zu bereits bekannten wie dem Gleiten auf den Schwingen des Ikarus. Ob der Spieler die verschiedenen Fähigkeiten sinnvoll kombinieren kann, prüfen verschiedene Rätseln, über die Kratos bei seinem Aufstieg zum Olymp immer mal wieder stolpert. Mit der nervigen Ausnahme eines etwas deplatziert wirkenden Rhythmusspiel à la Guitar Hero, bei dem eine ellenlange Kette an vorbeilaufenden Buttons ohne Fehler gedrückt werden müssen, sind die mittelschweren Rätsel nach ein paar Blicken leicht ersichtlich.

Der Helm des Hades ist Kratos zu groß. Dafür findet er beim Gott der Unterwelt etwas anderes sehr Nützliches.

Den Entwicklern aus Santa Monica ist mit dem knapp zwölf bis 16 Stunden langen „God of War III“ wieder einmal genau die richtige Balance zwischen Hack & Slay-Action, Jump ’n’ Run-Einlagen, Rätseln und Story-Filmen gelungen, bei der pathetisch inszenierte Szenen in HD-Breitwandformat begeistern. Das definitive Ende der Trilogie bzw. des Rachefeldzugs gegen Zeus ist unterm Strich ein durchweg unterhaltsames Big Budget-Game. Spielerisch darf der Spieler keine großen Neuerungen erwarten, denn „God of War III“ reiht sich schlicht an die beiden einflussreichen Vorgänger an. Doch alles in allem wird genau das von Action-Adventure-Fans erwartet. Nicht mehr und nicht weniger.

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