Google Maps führt KI-Chatbot Gemini für persönlichere Empfehlungen ein
Google Maps bekommmt Unterstützung durch Gemini. Die App soll dadurch besser auf persönliche Suchanfragen reagieren können. Was das für Nutzer bedeutet?
Google Maps, der Kartendienst von Alphabet mit mehr als zwei Milliarden aktiven Nutzern pro Monat, bekommt Verstärkung durch künstliche Intelligenz. Wie das Unternehmen am Donnerstag bekannt gab, wird der hauseigene KI-Chatbot Gemini in die beliebte Anwendung integriert. Ziel ist es, die Suche nach lokalen Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten zu erleichtern und passgenauere Empfehlungen zu geben.
Chatbot versteht Kontext und gibt maßgeschneiderte Empfehlungen
Bisher lieferte Google Maps auf offene Suchanfragen wie "Aktivitäten mit Freunden abends in Boston" oft nur allgemeine Ergebnisse, die nicht immer zur Situation passten. "Es geht nicht nur um die Frage: Was ist in meiner Nähe? Sondern eigentlich um die Frage: Was kann ich heute Abend machen?", erklärte Miriam Daniel, Vice President of Consumer Experience bei Google Maps, laut Reuters auf einer Presseveranstaltung.
Mit Gemini soll sich das ändern. Der Chatbot kann Kontexte wie Tages- oder Jahreszeit besser verstehen und darauf zugeschnittene Vorschläge machen. Wer in Boston etwas für den Abend mit Freunden sucht, bekommt von der aktualisierten App etwa eine Liste mit Flüsterkneipen oder Live-Musik-Lokalen präsentiert.
Antworten werden mit echten Nutzerdaten abgeglichen
Um möglichst zuverlässige Empfehlungen zu geben und Fehlinformationen zu vermeiden, gleicht Gemini seine Antworten mit realen Nutzerdaten und -bewertungen ab, die Google gesammelt hat. Damit will der Konzern verhindern, dass die KI Antworten "halluziniert" - ein Problem, für das Google zuletzt in die Kritik geraten war, etwa wegen eines KI-generierten Pizza-Rezepts mit Klebstoff als Zutat.
Die neuen KI-Ergebnisse ersetzen nicht die bisherigen Standortlisten in Google Maps, sondern werden darüber oder darunter angezeigt. Ähnlich wie bei den KI-Zusammenfassungen in der Google-Suche kann der Nutzer selbst entscheiden, ob er den Vorschlägen der künstlichen Intelligenz folgen möchte.
Weitere KI-Funktionen für Entwickler und Autofahrer
Neben Google Maps stattet der Suchmaschinenriese auch andere Geodienste mit KI aus. So sollen Chatbots Entwicklern und Stadtplanern bei Google Earth helfen, Karten und Geodaten schneller zu analysieren. Die Navigations-App Waze erhält eine Sprachfunktion, mit der Autofahrer Verkehrsereignisse und Gefahren unterwegs per Zuruf melden können.
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Mit den Neuerungen versucht Google, den verlorenen Boden im Hinblick auf Künstliche Intelligenz gutzumachen. Zuletzt galt der Konzern nicht mehr als führend in der Entwicklung von KI. Diesen Ruf haben inzwischen Konkurrenten wie das von Microsoft unterstützte Unternehmen OpenAI mit seinem populären Chatbot ChatGPT für sich beansprucht.
Pichai setzt auf KI-Integration in bestehende Google-Dienste
Google-Chef Sundar Pichai sieht dennoch Grund zum Optimismus. Anlässlich der jüngsten Quartalszahlen bezeichnete er am Dienstag Investitionen in KI als "profitabel" für den Umsatz. Seine Strategie: Statt mit völlig neuen KI-Anwendungen zu starten, will Google vor allem mit der Integration von KI-Funktionen in bestehende Dienste mit großer Nutzerbasis punkten. Der Vorstoß bei Google Maps ist ein wichtiger Testfall für diesen Ansatz.
Ob sich die KI-Offensive für den Suchmaschinenriesen auszahlt und die Nutzer überzeugt, bleibt abzuwarten. Klar ist: Im Wettlauf um die Vorherrschaft bei der Künstlichen Intelligenz setzt Google auf seine populären Anwendungen und deren riesige Datenbasis. Gelingt die nahtlose Integration von KI-Helfern wie Gemini, dürfte der Konzern seine Marktmacht weiter ausbauen.