Griechische Küstenwache gibt Warnschüsse auf türkisches Schiff ab

Seite 2: Verbindungen zur Gaza Flotilla

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Ob es in diesem Zusammenhang klug ist, dass die griechischen Medien versuchen, den Schiffseigner der ACT mit Erdogan in Verbindung zu bringen, mag bezweifelt werden. Die vom Blog NewsNowgr fleißig gesammelten spezifischen Artikel zum Thema liefern nur einen - unbelegten - Vorwurf, der ausgerechnet vom Herausgeber und Journalisten Makis Triantafyllopoulos geführten Internetpräsenz Zougla stammt.

Triantafyllopoulos, der auch beim von Işık angeführten "innenpolitischen griechischen Problem" eine Schlüsselrolle spielt, versucht schlicht die ACT mit Drogenhandel und den Schiffskapitän mit der palästinensischen Hamas in Verbindung zu bringen. Es erweist sich als Problem bei der Wahrheitsfindung, dass die griechischen Medien ungerührt voneinander abschreiben und dabei die Quellenhinweise gern vergessen.

Die ACT ist auf einen Bruder eines Abgeordneten der türkischen Regierungspartei registriert. Das Suchen in der Vergangenheit des Kapitäns, welches typisch für griechische Medien mit zahlreichen nicht belegbaren Vorwürfen garniert wird, fördert keinen Drogenkapitän oder mutmaßlichen Terroristen, sondern einen politischen Aktivisten zu Tage.

Haluk Sami Kalkavan gehörte zur erweiterten Besatzung der Mavi Marmaras, die 2010 von israelischen Sicherheitskräften beim Versuch, die Blockade von Gaza zu brechen, aufgebracht wurde. Kalkavan steuerte als Kapitän ein Begleitboot der Mavi Marmaras.

Bei der riskanten Aktion, die von einer internationalen propalästinensischen Aktivistengruppe durchgeführt wurde, kamen Besatzungsmitglieder der Mavi Marmaras ums Leben. Für Israel stellte die Aktion der Friedensaktivisten ein unerlaubtes Eindringen in die Gewässer, aber gewiss keinen terroristischen Akt dar. Die Beteiligten wurden aus Israel ausgewiesen.

Beteiligung von führenden Politikern der Syriza

An der Gaza Flotilla waren 2010 als Unterstützer auch führende Politiker der heutigen Regierungspartei Syriza beteiligt. Parlamentsvizepräsident Tassos Kourakis beobachtete im Folgejahr 2011 persönlich den Versuch der mit US-Marine Veteranen ausgestatteten Audacity of Hope in Perama bei Piräus abzulegen und Kurs auf Gaza zu nehmen.

Seinerzeit und bis zu seinem Regierungsantritt protestierte Premierminister Alexis Tsipras gern mit Palästinensertuch für die Rechte der in Gaza Eingeschlossenen. Heute bezeichnet ausgerechnet der Journalist, der seiner Regierung als Kronzeuge dient, die damaligen Aktionen als Terrorismus.

Kalkavan wurde kurzzeitig in Israel inhaftiert. Ihn umgibt in der Türkei der Nimbus eines mutigen humanitären Helden. Die tödliche Enteraktion der Israelis auf der Mavi Marmaras wurde seinerzeit von den USA, der EU und anderen, dem Terrorismus, oder was allgemeinhin als solcher definiert wird, nicht nahe stehenden Organisationen und Personen als überzogen bewertet.

Die Fehler der griechischen Regierung

Ohne handfeste Beweise, sprich ohne vorzeigbaren Drogenfund, sind die Griechen in Erklärungsnot, was sie leider den Fehlern der eigenen Regierung zuschreiben müssen. Es rächt sich, dass die in der Politik so oft und gern parteipolitisch eingesetzten Skandale und Affären juristisch nie wirklich aufgeklärt wurden. Mit den geltenden in der Verfassung verankerten Vorrechten von Ministern können sich diese ungestraft regelmäßig mit den schlimmsten Vorwürfen überziehen, ohne dass es zu einer Katharsis kommt.

Die Inkohärenz der Regierenden hinsichtlich der von ihnen vertretenen politischen Positionen ist ein weiterer kritischer Punkt. Es ist wie eine Neuauflage der Fabel von Äsop um den Hirtenjungen und den Wolf. Die Moral der Fabel "wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht", trifft für den Fall zu, dass die griechische Regierung im vorliegenden Fall tatsächlich die Wahrheit gesagt haben könnte.