Großbritannien in der Stagflation

Seite 2: Die Gefahr eines Zinsschocks

Denn es ist klar, dass die BoE angesichts der Rekordinflation die Leitzinsen weiter erhöhen wird. Darüber wird den Verbrauchern zusätzlich Geld aus der Tasche gezogen, weil unter anderem die Zinsen für Hypothekenkredite steigen.

Denn wie in Spanien gibt es auch in Großbritannien die Unart, dass die Hypothekenkredite oft kurzfristig zu variablen Zinsen ausgereicht werden. Etwa zwei Drittel aller Hypo-Kredite werden im Königreich variabel verzinst.

Die Gefahr eines Zinsschocks ist in Großbritannien also deutlich höher als in den USA, obwohl die US-Notenbank Fed den Leitzins schon auf eine Zinsspanne von 3,75 bis 4 Prozent erhöht hat. Das hat mit einer interessanten Entwicklung in den USA seit der Finanzkrise ab 2008 zu tun.

Die Struktur des US-Hypothekenmarktes ist mittlerweile stärker festverzinslich geprägt. Der Anteil von Krediten mit variablen Zinsen hat sich seither halbiert. In Volkswirtschaften wie in Großbritannien, mit einem höheren Anteil an variabel verzinsten Hypo-Krediten, hat das Zinsniveau deshalb einen größeren Einfluss auf die Wirtschaft.

Anders als im Königreich hat die Fed es mit ihrem aggressiven Zinskurs geschafft, die Inflationsrate inzwischen wieder deutlich zu senken. Das ging, jedenfalls bisher nicht stark auf Kosten der Konjunktur. Die Wirtschaft in den USA ist zuletzt sogar wieder gewachsen.

Im dritten Quartal stieg die Wirtschaftsleistung nach einer ersten Schätzung wieder um 2,6 Prozent. Technisch befanden sich die USA auch in der Rezession, da die Wirtschaft im ersten und zweiten Quartal gesunken war.

Doch kommen wir zurück nach Großbritannien. Dort vollziehen nach den neoliberalen Ausschweifungen der Kurzzeit-Regierungschefin Liz Truss ihre konservativen Torys eine steuerpolitische Kehrwende.