Großbritannien verkauft den Eurofighter an Saudi-Arabien
Seite 2: Eurofighter: Arbeitsplätze in Gefahr
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Für den Rüstungshersteller BAE Systems ist das allerdings eine gute Nachricht. Denn im vergangenen Herbst hatte das Unternehmen angekündigt, 2000 Arbeitsplätze streichen zu müssen. Als Grund wurden ausdrücklich zu wenige Aufträge beim Eurofighter Typhoon genannt. "Der Typhoon wird diese Jahr weniger geordert als sein Konkurrent Rafale von französischen Hersteller Dassault Aviation, der Verträge mit Ägypten und Qatar abschließen konnte", berichtete damals der britische Guardian.
BAE Systems teilte jetzt zufrieden mit, die Vereinbarung von London sei "ein guter Schritt hin zu einem Verkaufsvertrag mit unserem geschätzten Partner", so das Unternehmen. "Wir müssen das Königreich dabei unterstützen, die saudischen Streitkräfte zu modernisieren und industriellen Fähigkeiten zu entwickeln, damit die Vision 2030 verwirklicht werden kann." Die Vision 2030 ist der Modernisierungsplan von Kronprinz Mohammed bin Salman, der das Land damit unabhängiger vom Erdölverkauf machen will. Zu der Vision 2030 gehört auch der Aufbau einer Rüstungsindustrie.
Strategische Partnerschaft statt EU
Großbritannien und Saudi-Arabien rücken mit dem Eurofighter-Geschäft näher zusammen. Premierministerin Theresa May postete auf Twitter Bilder vom Treffen mit Kronprinz Mohammed bin Salman, der extra zum Eröffnungstreffen des "UK-Saudi Arabia Strategic Partnership Council" gekommen war. Bei dem Treffen verständigten sich London und Riad darauf, die wirtschaftliche Zusammenarbeit auf ein Gesamtvolumen von 65 Milliarden Pfund auszubauen. Ein Sprecher der Premierministerin sagte dazu:
"Das ist ein bedeutender Schwung für die britische Prosperität und eine klare Demonstration, wie stark das internationale Vertrauen in unsere Wirtschaft ist, wo wir uns vorbereiten, die Europäische Union zu verlassen."
Die Premierministerin unterstütze die Vision 2030, so der Sprecher weiter. May habe allerdings auch "schwere Bedenken" wegen der humanitären Lage im Jemen geäußert. May und der Kronprinz seien sich einig gewesen, dass letztlich nur eine politische Lösung den Konflikt im Jemen beenden könne. Allerdings waren sich beide auch einig, dass der Iran die Region destabilisiere und dass man dagegen vorgehen müsse - was auf eine britische Rückendeckung Riads hinausläuft, denn Saudi-Arabien rechtfertigt den Krieg im Jemen als notwendigen Kampf gegen den schiitischen Iran.
In einem gemeinsam britischen-saudischen Abschlusskommuniqué bekräftigten beide Seiten ihre "strategische Partnerschaft", die durch weitere Zusammenarbeit, Technologietransfer und Ausbildung gestärkt werden solle. "Ein zentraler Bestandteil dabei ist, dass Saudi-Arabien und das Vereinigte Königreich eine Absichtserklärung unterzeichnet haben, sich über den Verkauf von 48 Typhoon-Kampfflugzeugen einig zu werden", heißt es dort. Ein Sprecher von Außenminister Boris Johnson ergänzte nach dem Besuch des saudischen Kronprinzen:
"Natürlich gibt es Felder, auf denen wir nicht mit unseren saudischen Kollegen übereinstimmen. Aber eng zusammenzuarbeiten ermöglicht es uns, konstruktive Diskussionen darüber zu führen, und das haben wir in dieser Woche getan."
Großbritannien statt Deutschland
Saudi-Arabien sucht den Schulterschluss mit Großbritannien nicht zuletzt deshalb, weil die Beziehungen zu Deutschland gerade auf Eis liegen. Das liegt nicht nur am Koalitionsvertrag, sondern geht auf Außenminister Sigmar Gabriel zurück. Riad hat es ihm nicht verziehen, dass er den saudischen Machthabern indirekt "politisches Abenteurertum" vorgeworfen hatte, nachdem der libanesische Regierungschef Saad Hariri vergangenes Jahr bei einem Besuch in Riad seinen Rücktritt erklärt hatte.
Hariri konnte nach diplomatischen Bemühungen vor allem von Frankreich nach Paris ausreisen, aber der Verdacht blieb, dass sich Saudi-Arabien in die innenpolitische Entwicklung einmischen wollte. Und der Streit mit Berlin blieb, der saudische Botschafter wurde zurückberufen. "Saudis sind nachhaltig sauer auf Sigmar Gabriel", meldete der Tagesspiegel noch Ende Februar - als es darum ging, ob Gabriel im Amt bleibt. Dabei hatte der seine Aussagen wegen der Libanon-Krise längst relativiert.
Von der Union kam schon mal die Mahnung, dass der nächste deutsche Außenminister das Verhältnis zu Riad wieder verbessern müsse. Der saudische Außenminister Adel al-Dschubeir wiederum kritisierte den Berliner Koalitionsvertrag. "Wir brauchen eure Rüstungsgüter nicht. Wir werden sie woanders finden", kündigte er an. Der Krieg im Jemen sei ein legitimer Krieg, betonte er. Die Meinungsverschiedenheiten bleiben also und das liegt nicht an Sprachunterschieden: Adel al-Dschubeir ist unter anderem in Bonn aufgewachsen und spricht deutsch.