Half-Life 2: DRM entfesselt
Eine Softwareschmiede macht Dampf
Am 16.11. war es soweit (Die unendliche Geschichte Half-Life 2). Der heiß ersehnte Shooter Half-Life 2 lag in den Regalen der Geschäfte und konnte, nein musste wie die über den Vertriebskanal Steam online verkauften Exemplare aktiviert werden. Wie zu erwarten, ächzten die Server tagelang unter dem Ansturm der Spielergemeinde und manch einer starrte während der Installation gebannt auf einen Fortschrittsbalken, der stundenlang keinen Fortschritt anzeigen wollte. Einige Kunden konnten sich bislang überhaupt nicht anmelden und kommen so nicht in den Genuss des unbestreitbar gut gemachten Ego-Shooters.
Umstritten war jedoch das Unterfangen Steam, seit bekannt wurde, dass zum Spielen der Produkte aus dem Hause Valve nicht nur eine Onlineregistrierung, sondern die Einrichtung eines Kontos vonnöten ist, über das alle Programme (darunter Counter Strike Source und Half Life Source) freigeschaltet und verwaltet werden.
Macher Spieler meinte schon eine böse Überraschung zu erleben, als er feststellen musste, dass der versprochene Offlinemodus für HL2 nur mit viel Mühe zu aktivieren ist - zu beharrlich versucht der euphemistisch 'Launcher' getaufte Steam-Klient beim Aufrufen des Spieles nach Hause zu telefonieren und verhindert bei Verbindungsschwierigkeiten (wie einer Firewall) u.U. den Start des Programms. Lediglich bei Computern, bei denen die Verbindung zum Internet tatsächlich gekappt wurde, erscheint ein Dialogfeld, das das Offlinespielen ermöglicht. Von vielen Diskussionsteilnehmern wird dies mit den Eigenarten von Spyware verglichen; ein Argument, das Valve jedoch nicht anficht: "It won't go away", so die stereotype Auskunft.
Aber es sollte noch dicker kommen. Nicht ohne eine gewisse Häme verkündeten Mitarbeiter von Valve der teilweise entsetzten Kundschaft, dass 20.000 Spielern, die des Einsatzes von illegalen Seriennummern verdächtigt werden, kurzerhand das Konto gesperrt wurde. Dabei spiele es keine Rolle, ob der Kunde ein Besitzer einer legale Kopie eines oder mehrer Valve-Spiele sei; der Kunde habe sich kriminell verhalten und alle Spiele seien nun verloren.
Waldo, ein Mitarbeiter von Valve, gibt im Steam-Forum zu Protokoll:
Falls Sie wissen, wofür 5J52E-FVKXV-882FQ-YJXRQ-DOD98 steht ... und es ausprobiert haben, bemühen Sie sich, in Ihren Postings nicht allzu wütend zu werden. Falls Sie nicht wissen, wofür es steht: Es war Bestandteil einer Methode, HL2 zu stehlen und die funktioniert nicht mehr.
Matt, ein Supermoderator des Forums legt nach:
Falls Sie die Seriennummer benutzt haben sollten, sollten Sie ab ungefähr JETZT sehr nervös werden.
Tatsächlich mehren sich aber in den Foren die Postings geschockter Kunden, die sich nicht recht erklären können, wie ihnen geschah und die sich ihrer Spiele beraubt sehen. Aus der Sicht von Valve ist dies absolut gerechtfertigt:
Wenn Sie gegen die Vereinbarung über das Steam Abonnementensystem verstoßen, kann Ihr Konto dauerhaft deaktiviert werden und Sie verlieren sämtliche Produkte, die über dieses Konto registriert waren.
Auch wenn die Mehrzahl der deaktivierten Konten tatsächlich nur so genannte 'Raubkopien' verwalteten, so zeigt das Beispiel Valve wohl überdeutlich die Probleme, die sich aus der totalen Verfügungsgewalt eines Softwareproduzenten über seine Produkte ergeben. Dies gilt um so mehr für Produzenten, die aufgrund eines recht eigenwilligen Rechtsverständnisses alles zugleich sein wollen: Ankläger, Richter und Henker. DRM macht's möglich.