Hauptdarsteller: Neonazi
Seite 2: Gefördert vom Ukrainischen "Ministerium für Kultur und Informationspolitik" und Berlin-Brandenburg
- Hauptdarsteller: Neonazi
- Gefördert vom Ukrainischen "Ministerium für Kultur und Informationspolitik" und Berlin-Brandenburg
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Die stereotype Formulierung, dieser Film sei "nichts für schwache Nerven" ist in diesem Fall reine Beschwichtigung.
Es liegt mehr als ein Hauch von Fetischisierung der Gewaltakte in der Schilderung ihrer banalen Anhäufung, eine klammheimliche Parteinahme mit dem Exzess. Insofern ist die Haltung der Macher zu ihrem Gegenstand zumindest uneindeutig.
"Rhino" ist keineswegs einfach als Reflex auf den Krieg der letzten Monate abzutun, denn er war bereits ein Jahr zuvor fertiggestellt und hatte 2021 seine Premiere in Venedig.
Was der Film zeigt und wie er es tut, ist weitaus ambivalenter. Auch ohne den gegenwärtigen Krieg in der Ukraine wäre dieser Film ins deutsche Kino gekommen, denn er ist – im Gegensatz zu deutschen Gangsterfilmen – vom Medienboard Berlin-Brandenburg gefördert worden, gemeinsam mit dem ukrainischen "Ministerium für Kultur und Informationspolitik" und dem polnischen Filminstitut.
Diese Förderentscheidung verwundert allein schon angesichts des Hauptdarstellers Serhii Filimonov. Ein öffentliches Gremium, das sich zu "Film gegen rechts" bekennt, finanziert den Auftritt eines rechtsradikalen Online-Influencers, der seit Jahren in der rechtsextremen Szene aktiv ist.
Jeder Schlag eines Baseballschlägers steht auch für die Brutalität des entfesselten Marktes
Insofern wäre es ein großer Irrtum zu glauben, dass dieser Film durch den Krieg in der Ukraine irgendwie aktueller wird, oder die Gewalt eine andere, gar tiefere Bedeutung erhält. Im Gegenteil ähnelt Oleg Sentsovs nüchtern pragmatische, von einer Lust an der Einsicht ins Bestehende geprägte Perspektive der seines russischen Kollegen Alexey Balabanov (1959-2013), der in seinen beiden Filmen "Brat" (1997) und "Brat 2" (2000) Ähnliches versuchte.
Nämlich eine von den Umbrüchen und sozialen Verwüstungen der 1990-er Jahren inspirierte Gesellschaftskritik und kulturelle Bestandsaufnahme mit den Mitteln des Gangsterfilms zu leisten. Jeder Schlag eines Baseballschlägers über einen menschlichen Schädel steht auch für die Brutalität des entfesselten Marktes, die sich nicht so plastisch zeigen lässt, aber ähnliche Folgen hat, jede Schutzgeldzahlung steht für die soziale Korruption, jeder Bandenleader für einen Wirtschaftsmanager.
Der Boden, auf dem in der Ukraine Nihilismus und Nationalismus gedeihen
Oleg Sentsov, der auch das Drehbuch schrieb und aus vielen Gründen, nicht nur wegen seiner vier Jahre in einem russischen Straflager, weiß, wovon er erzählt, legt nie nahe, besondere Empathie für seine Hauptfigur, diesen infantilen Schläger, primitiven Verbrecher und kühlen Mörder aufzubringen, bloß weil er aus der Ukraine kommt.
Der Regisseur zeigt seine ukrainische Heimat als ein innerlich brutales, gewaltverliebtes Land und die jungen Männer der 1990-er, die heute in der Ukraine die Führungseliten stellen, als eine Generation ohne Werte und ohne Perspektive. Er zeigt den Boden, auf dem Nihilismus und Nationalismus gedeihen.