Hawaii: Wenn ein roter Knopf versehentlich gedrückt wird

Erster Atomwaffentest in Trinity. Bild: Dod

Raketenalarm konnte von einer einzelnen Person ausgelöst werden, die Menschen wurden in Panik versetzt, Misstrauen gegenüber Trump steigt

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Im Weißen Haus residiert ein Präsident, der sich für ein Genie hält und den Amerikanern erklärt hat, er wisse, wie der Konflikt mit Nordkorea gelöst werden kann. Das Gerede seiner Vorgänger habe nichts gebracht. Donald Trump ließ schon mal seine Armada auffahren, drohte mit der totalen Zerstörung von Nordkorea und prahlte, sein roter Knopf auf dem Schreibtisch sei größer und besser als der seines Rivalen Kim Jong-un (US-Botschafterin Nikki Haley: ). Beide haben natürlich keinen roten Knopf, um den Start von Atomraketen zu befehlen.

Während Trump also Amerikas militärische Muskeln spielen ließ und versicherte, die USA hätten das beste Militär und sowieso die besten Waffen, beides soll im nächsten Haushalt mit einem mehr als zehn Prozent höheren Budget noch größer werden wie alles in den USA, entwickelte Nordkorea sowohl seine Raketentechnik als auch seine Sprengköpfe und sein Atomwaffenmaterial weiter. Unter Trump hat es Kim Jong-un geschafft, sich als neue Atomwaffenmacht aufzustellen, die nicht nur die amerikanischen Stützpunkte in Südkorea oder Guam, sondern auch Hawaii und das amerikanische Festland treffen könnten. Zumindest hat Nordkorea mit seinen Raketen- und Atomwaffentests den glaubwürdigen Eindruck erweckt, dass seine Langstreckenraketen und Nuklearsprengköpfe funktionieren könnten.

Die Amerikaner scheinen nicht so richtiges Vertrauen in ihren Präsidenten zu setzen, was den Umgang mit Nordkorea angeht. Zudem ist nicht klar, ob der amerikanische Raketenabwehrschirm, der noch nie unter realen Bedingungen getestet wurde, in der Lage sein würde, eine oder mehrere Langstreckenraketen abzuschießen. Unruhe herrschte schon bei den Menschen auf Guam und Hawai, als die Krise sich zuspitzte und Nordkorea einige Raketen Richtung Guam schoss und eine funktionierende Langstreckenrakete vorführte. Selbst die Gesundheitsbehörde hat für Dienstag zu einem Informationstag geladen, wie die amerikanischen Behörden sich auf einen möglichen Atomangriff vorbereitet haben und was die Menschen zu ihrem eigenen Schutz tun können. Im Wesentlichen sollen sie sich in feste Gebäude möglichst für länger als 24 Stunden zurückziehen.

Der menschliche Irrtum

Und dann kam am Samstagmorgen um 8:07 Uhr Ortszeit ein Raketenalarm für Hawaii, wie es sich für unsere Zeiten gehört, also nicht nur über Massenmedien verbreitet und als Laufband auf den Bildschirmen zu sehen, sondern auch auf allen Smartphones: "Drohende ballistische Rakete. Sofort Zuflucht suchen. Das ist keine Übung." Ausgegeben wurde die Warnung, so hieß es, vom Integrated Public Alert & Warning System (IPAWAS) des Heimatschutzministeriums (nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde wurde der Alarm vom bundesstaatlichen Wireless Emergency Alert ausgelöst. In wenigen Minuten könne eine ballistische Rakete, man muss an eine Atombombe denken, niedergehen. Wer sich in einem Haus aufhält, sollte drinnen bleiben, wer draußen unterwegs ist, sollte umgehend in einem Gebäude Schutz suchen.

Aus der Broschüre der Katastrophenschutzbehörde

Natürlich brach erst einmal Panik aus. Schließlich ist man seit letzten Jahr in Sorge und hat die Katastrophenschutzbehörde von Hawaii bereits im November 2016 auf die Gefahr durch nordkoreanische Raketen und auf entsprechende Vorkehrungen zum Selbstschutz ausführlich hingewiesen. Behörden forderten die Bewohner auf, vorbereitet zu sein, zwischen der Warnung und dem Eintreffen einer Rakete aus Nordkorea gäbe es höchstens eine Zeitspanne von 20 Minuten.

Am letzten Samstag kam erst 38 Minuten nach der ersten SMS die Nachricht, dass keine Gefahr bestünde und es sich um einen Falschalarm gehandelt habe. Zuvor hatten zwar bereits das Militär und lokale Behörden und Polizei Entwarnung gegeben, unklar bleibt, warum es so lange beim Heimatschutzministerium dauerte - weil Samstagmorgen war?

Das sei völlig inakzeptabel, sagte der demokratische Senator Brian Schatz aus Hawaii: "Angst brach im ganzen Bundesstaat aus und es war schrecklich. Es gab viel unnötigen Schmerz und viel unnötige Angst." Es sei wichtig, genau herauszubekommen, was falsch lief. Schon letztes Jahr hatte es auf Guam einen Falschalarm gegeben. Schnell hatte der Senator über Twitter verbreitet, dass es ein falscher Alarm war, der auf zurückgeht.

Die Katastrophenschutzbehörde von Hawaii räumte ein, es habe sich um einen "menschlichen Fehler" gehandelt. Vern Miyagi, der Leiter der Behörde, erklärte, ein Angestellter habe während einer Routineübung, die dreimal täglich beim Dienstwechsel durchgeführt wird, auf den falschen Knopf gedrückt und damit eine falsche Warnung verwendet: "The wrong button was pushed. I deeply apologize for the trouble and heartbreak we caused today."