"Heikle Worte werden zu klickbaren Schlagzeilen"
Seite 2: Fall erfuhr in deutschen Medien kaum Aufmerksamkeit
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Denissowa äußerte, sie habe seit September 2021 mit Blick auf dieses Gesetz argumentiert, einige Bestimmungen des Entwurfes seien bedenklich und verfassungswidrig. Sie könnten Menschenrechte und Freiheiten verletzen.
Verantwortlich dafür, dass sie zunehmend in Kritik geriet, seien "hochrangige Beamte", insbesondere solche, welche die herrschende Präsidenten-Partei "Diener des Volkes" und deren Fraktion im Parlament anführten (Denissowa war im März 2014 Gründungsmitglied einer anderen Partei, der "Volksfront" von Arsenij Jazenjuk).
Wie auch immer man die offenkundigen Machtkämpfe in der ukrainischen politischen und wirtschaftlichen Führung bewertet - die offizielle UN-Menschenrechtsbeobachtungsmission in der Ukraine äußerte jedenfalls, die Absetzung von Denissowa verstoße "gegen internationale Standards".
Auf diesen Punkt weist, siehe oben, u.a. ein ursprünglich auf Russisch und dann auf Englisch veröffentlichter Text der Deutschen Welle hin. Damit sind wir – last but not least – bei einem wichtigen medienkritischen Aspekt mit Blick auf die Informationslage hierzulande: Über diese durchaus kriegsrelevanten Entwicklungen war und ist in wichtigen etablierten Medien der Bundesrepublik in den vergangenen Wochen kaum etwas zu erfahren.
In Medien wie der US-amerikanischen Newsweek schon eher. Auch in als alternativ geltenden oder sonstigen deutschsprachigen kleineren Medien.
Was aber die reichweitenstarken Medien hierzulande angeht, weitgehend Fehlanzeige. Exemplarisch die Webseite der ARD-Tagesschau, wo es dazu zunächst nur eine kurze Meldung im Liveblog am Tag der Absetzung um 15.50 Uhr gab, in der aber auf zentrale Aspekte des Vorganges und der Debatten darum – wie u.a. die fragliche Verifizierung der Vergewaltigungsvorwürfe – gar nicht eingegangen wird. Inzwischen hat diese Redaktion einen Faktencheck nachgeliefert.
Was also nicht zuletzt in solchem Kontext Mediennutzung und Medienkompetenz für gut informierte Menschen in einer möglichst aufgeklärten, weil (auch) selbstkritischen Gesellschaft angeht, sei auf die (angeblichen) Lieblingsmottos von Jenny und Karl Marx verwiesen:
Er: "An allem ist zu zweifeln!"
Und sie: "Aber verzweifele nie!