Heilige und Vampire
Gabriel Knight 3 von Sierra
Gute Adventures sind Mangelware geworden. Sierra als eine der großen Adventure-Firmen schickt mit Gabriel Knight 3 ein spannendes Spiel mit einer interessanten Engine ins Rennen.
Sierra hat sich seit Jahren einen Namen als Adventure-Hersteller gemacht: Die märchenhafte King's Quest Serie, die spaßig futuristischen Space Quest Folgen und die Geschichten um den wahren Sex-Helden Leisure Suit Larry gehören zu den Klassikern des Genres. Die Gabriel Knight Serie, die mit dem Titel "Blut der Heiligen, Blut der Verdammten" in dritter Folge erscheint, ist im Gegensatz zu jenen Spielen nicht zeichentrickhaft lustig, sondern spannend.
Ein "seriöses" Adventure ist eine Herausforderung, der auch namhafte Firmen wie Lucasgames mit "The Dig" derbe Enttäuschungen beisteuerten. Auch "Phantasmagoria" von Sierras King's Quest Autorin Roberta Williams mochte die Adventure-Fans nicht überzeugen. Der Grund dafür lag in den eher mageren Drehbüchern zu den Spielen. Ähnlich wie im Kino die Geschichte eines Dramas wichtiger ist als die einer Komödie, muss auch ein seriöses Adventure mit einer fesselnden Geschichte den Spieler bei Laune halten.
Die Geschichte zu Gabriel Knight 3 könnte durchaus aus der Feder von Anne Rice oder Stephen King stammen. Die Suche nach einem entführten Baby führt den Helden Gabriel Knight in ein kleines französisches Dorf. Hier lernt er im Museum und der Kirche einiges über Freimaurer und den heiligen Gral. Eine Gruppe von Schatzsuchern, die im gleichen Hotel wohnt, besteht aus einer internationalen Mischung bizarrer bis verdächtiger Personen.
In der Anfangsphase ist der Spieler mehr Zuschauer denn Handelnder, da er durch Lesen und Unterhaltungen Informationen über das Dorf und den Heiligen Gral sammelt. Damit der Held das Dorf verlassen kann, muss sich der Spieler sich zum ersten Mal richtig den Kopf zerbrechen, wie Gabriel an die Harley als fahrbaren Untersatz kommt - ein klappriges Moped ist schließlich unter seiner Würde.
Der Schwierigkeitsgrad von Gabriel Knight 3 bewegt sich im gehobenen Mittelfeld, so dass auch erfahrene Spieler noch Spaß haben. Die Rätsel sind teilweise bizarr wie die klassischen Adventure-Rätsel: Um einen falschen Schnurrbart zu basteln, klebt Gabriel einen Streifen Klebeband an ein Loch im Scheunentor und spritzt dann eine Katze nass, die bei der Flucht in die Scheune Haare lassen muss. Im weiteren Spielverlauf wird Gabriels Bekannte Grace zur Protagonistin, die mit Hilfe ihres Laptops und des Spielers eine Reihe von Logikrätseln wie die Erkennung von Mustern aufgrund von Tatorten durchführt.
Die Grafik-Engine ist für das Genre einmalig und zeigt sich nach einer gewissen Eingewöhnung als hervorragende Mischung aus 3D-Spiel und klassischem Adventure-Interface. Der Spieler bewegt die Kamera frei im Raum. Gabriel beziehungsweise Grace bewegen sich erst, wenn sie in Aktion treten müssen. Das Spiel, das die gleiche Grafik-Engine wie SWAT 3 benutzt, untermalt die dreidimensionalen Bilder noch mit 3D Sound, so dass der Brunnen hinten plätschert, wenn der Spieler ihm den Rücken zudreht.
Gabriel Knight 3 überzeugt mit einer packenden Geschichte, die teilweise etwas zu dick aufträgt - nicht viele Spiele schlagen eine Brücke zwischen Vampiren und der Kreuzigung Jesu. Abgesehen von Gabriels Standardkommentar zu allen unvorhergesehenen Kombinationsversuchen des Spielers ist die Atmosphäre, die Grafik und Sound rüberbringen, sehr gut. Im Gegensatz zu anderen "seriösen" Adventures bietet Gabriel Knight 3 klassische Rätselkost statt tumben interaktiven Filmen. Für Fans des Genres ist das Spiel, das DM 90.- kostet, ein Muss.