Heirate unsere Tochter!
Webseite verkauft angeblich US-Teenager
Fakes und Hoaxes sind im Internet das Salz in der Suppe. Die meisten lassen sich zwar schnell erkennen, aber manchmal gerät man dann doch ins Grübeln. Vor allem weil man den Amerikanern (fast) alles zutraut. Auch eine Webseite mit dem viel versprechenden Namen Marry our Daughter, auf der gegen Bares junge Mädchen zwischen 13 und 17 Jahren von ihren Eltern an heiratswillige Männer verkauft werden. Da schreiben beispielsweise die Eltern der 14-jährigen Kyra, dass ihre Tochter zwar noch keine direkten Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht gemacht, man ihr aber alles beigebrachte habe, um später eine gute Frau und Mutter zu sein. Und der Brautpreis, den die Eltern übrigens selber festlegen, liegt in ihrem Fall bei 27.995 Dollar.
Kyra likes the outdoors, more the open air of the beach or the desert than the woods. She would love to live somewhere away from it all. She is bright and funny and full of life and while she has little direct experience with the opposite sex we have made sure she is aware of everything she needs to know to be a good wife and mother.
Rund 10.000 Dollar teurer ist die 15-jährige Ashlee, die, wie es heißt, sich einen Ehemann und Kinder wünscht. Ein richtiges Schnäppchen dagegen ist mit nur 8.995 Dollar die 16-jährige Samantha, die jedoch wie eine junge Lady behandelt werden möchte. Und wohl deswegen zum Ramschpreis verscherbelt wird. Insgesamt 25 Mädchen werden auf diese Art von ihren Eltern angepriesen, und glaubt man der Netzseite ist dies völlig legal, weil in den USA angeblich Ehen mit Minderjährigen schon im Alter von 13 Jahren möglich sind, wenn die Eltern ihre Zustimmung geben. Und dass damit jeweils ein Brautpreis verbunden ist, sei auch nicht weiter schlimm, weil es ja in der „biblischen Tradition des Arrangierens von Heiraten“ stünde:
Marry Our Daughter is an introduction service assisting those following the Biblical tradition of arranging marriages for their daughters.
Natürlich darf bei einer solchen Netzseite eines nicht fehlen: die so genannten Testimonials, also in diesem Fall die Aussagen von Mädchen, die bereits an den Mann gebracht worden sind. So schreibt die 14-jährige Katarina, dass sie schon ein bisschen Angst gehabt habe, so jung zu heiraten. Aber ihr Mann sei ein „okay guy“. Und sie sei ganz stolz, dass sich ihre Eltern von dem Brautgeld zum ersten Mal ein fabrikneues Auto haben kaufen können. Auch Eltern kommen dort zu Wort, die beispielsweise erzählen, dass sie dank der verkauften Braut endlich aus der Wohnwagen-Siedlung ausziehen konnten. Und andere haben ihre Tochter gleichsam eingetauscht gegen einen Swimmingpool und einen Whirlpool.
Our 15 year old daughter Mary wasn’t very popular and did nothing but mope around the house bringing everybody down, so we decided to marry her off through your site. Now our house is a lot cheerier and we love our new swimming pool and Jaccuzi! We’ve told our youngest that when she turns 15 we’re going to marry her off too!
Obwohl besonders diese Erfolgsberichte zufriedener Kunden so übertrieben und absurd klingen, sorgt diese Seite im Netz für aufgeregte Diskussionen. Mittlerweile nicht nur in den USA, sondern auch bei uns. Da fallen Vokabeln wie "pervers". Das sei, heißt es, hoffentlich nur ein ziemlich schlechter Scherz. Andere vermuten dahinter Pädophile. Und erstaunlich viele halten diesen Brautverkauf tatsächlich für möglich.
Doch inzwischen haben sich die Experten von Snopes.com die Seite mal ganz genau angeschaut und detailliert nachgewiesen, dass sie eindeutig ein Fake ist. Und nun darf natürlich fröhlich spekuliert werden, wer dahinter steckt. Eine clevere Werbkampagne. Leute, die auf diese Weise E-Mail-Adressen sammeln wollen, um sie dann gewinnbringend an Spammer zu verkaufen. Oder Witzbolde, die mit dieser Provokation immerhin bewiesen haben, dass man den Amerikanern inzwischen (fast) alles zutraut. Sogar der Verkauf der eigenen Tochter.
Und gerade ist dieser Fake aufgedeckt, kommt schon der nächste: Das aktuelle Osama-bin-Laden-Video soll nämlich auch eine Fälschung sein, wird jedenfalls (nicht nur) hier behauptet. Und wer hat wohl gefälscht? Natürlich die US-Geheimdienste!