Heißester Juli weltweit
- Heißester Juli weltweit
- Deutschland reißt 2021 wahrscheinlich das Klimaziel von 2020
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Die Energie- und Klimawochenschau: Von der Verantwortung der Reichen für den Klimawandel, der Rolle von Methanemissionen und steigenden Emissionen nach der Corona-Krise in Deutschland
Die Waldbrandgefahr im Mittelmeerraum bleibt hoch, in allen Anrainerstaaten brechen immer wieder Brände aus. In Italien und Spanien wurden in der vergangenen Woche Rekordtemperaturen gemessen, mit 48,8 Grad Celsius auf Sizilien am 11. August wurde vielleicht sogar die Rekordmarke für ganz Europa geknackt. Der Messwert muss allerdings noch offiziell bestätigt werden.
Der bisher höchste Wert von 48 Grad wurde 1977 in Athen gemessen. Auch in Andalusien wurden am Wochenende über 47 Grad gemessen. Und während es im Süden der Türkei noch brannte, kam es im Norden zu schweren Überschwemmungen nach Starkregen, die mindestens 58 Menschenleben forderten. Auch in Japan lösten starke Regenfälle Erdrutsche aus.
In Sibirien zerstören die Waldbrände unterdessen weiter riesige Gebiete, laut russischer Forstschutzbehörde 4,4 Millionen Hektar. Nach Angaben von Greenpeace Russland sind im Zeitraum vom 1. Januar bis 2. August 2021 13,4 Millionen Hektar Wald verbrannt.
Auch Nordamerika ist in diesem Jahr besonders von Hitze und Dürre gezeichnet, was sich nun auf die Ernten auswirkt. Global betrachtet ist das Jahr 2021 auf dem besten Weg, neue Temperaturrekorde aufzustellen.
Zumindest der Juli war nach Angaben der US-amerikanischen Wetter- und Meeresbehörde NOAA der heißeste Juli, der jemals auf der Erde verzeichnet wurde. Er lag damit 0,93 Grad Celsius über dem Durchschnitt der letzten 20 Jahre und ganz knapp vor dem bislang heißesten Juli 2016. Die Landtemperaturen auf der Nordhalbkugel lagen 1,54 Grad über dem langjährigen Mittel.
Dritter Teil des IPCC-Reports geleakt
Kaum war Zeit, sich mit den Ergebnissen des am 9. August veröffentlichten ersten Teil des IPCC-Reports zu beschäftigen, da wurde auch schon ein Entwurf des dritten Teils geleakt, der eigentlich erst im März 2022 veröffentlicht werden soll. Wie der Guardian berichtet, befürchteten die Wissenschaftler:innen, die den Entwurf weitergaben, dass die Ergebnisse vor Veröffentlichung noch von den Regierungen verwässert werden könnten.
Die Sachstandsberichte des IPCC bestehen stets aus mehreren Teilen, der erste bildet die naturwissenschaftlichen Grundlagen ab, der zweite, für Februar 2022 terminierte, beschäftigt sich mit Auswirkungen, Anpassung und Gefährdung und der dritte mit der Eindämmung der Klimakrise. Wie der Guardian weiter berichtet, sind die nötigen Veränderungen, um die Klimakrise einzudämmen, gewaltig.
So müsste der Höhepunkt der weltweiten Treibhausgasemissionen innerhalb der nächsten vier Jahre erreicht werden und diese dann rapide sinken. Kohle- und Gaskraftwerke müssten noch in dieser Dekade stillgelegt werden.
Thematisiert wird auch die ungleiche Verantwortung für die Treibhausgasemissionen, die klar an den Reichtum der Länder gekoppelt sind. Während die reichsten zehn Prozent für 36 bis 45 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich sind, sind es bei den ärmsten zehn Prozent nur drei bis fünf Prozent der Emissionen. Von den Menschen in reichen Ländern würden weitreichende Veränderungen des Lebensstils gefordert, die den Energieverbrauch reduzieren.
Gewarnt wird dem Bericht zufolge auch vor "stranded assets" im Bereich der fossilen Energien. Neue Investitionen in fossile Energiegewinnung dürfte es nicht mehr geben.
Wie das Portal Climate Home News berichtet, wären die steigenden Methanemissionen ein wichtiger kurzfristiger Ansatzpunkt zur Eindämmung der Klimaerwärmung. Methan ist ein sehr viel kurzlebigeres Treibhausgas als Kohlendioxid, dafür aber umso klimawirksamer. Nach einer zitierten Studie ist Methan für rund ein Viertel der globalen Erwärmung verantwortlich.
Die wenigsten Länder hätten bislang Emissionsreduktionsziele für Methan. Das Problem besteht bislang auch darin, dass Methanemissionen bei der Öl- und Gasgewinnung häufig unterschätzt werden.
Hohe Methanemissionen bei blauem Wasserstoff
Ähnliches könnte übrigens auch für die Herstellung des neuen Hoffnungsträgers Wasserstoff gelten. Beim Wasserstoff wird bislang zwischen grünem Wasserstoff (erzeugt unter Einsatz erneuerbarer Energie), blauem Wasserstoff (erzeugt unter Einsatz fossiler Energien, aber mit Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid), grauem Wasserstoff (unter Einsatz fossiler Energien, ohne weitere Maßnahmen) und türkisem Wasserstoff (erzeugt durch thermische Spaltung von Methan) unterschieden.
Regierungen setzen auf große Mengen von Wasserstoff als Energiespeichermedium und Ersatz für fossile Brennstoffe. Da die Kapazitäten der erneuerbaren Stromerzeugung für die benötigten Mengen an Wasserstoff kaum ausreichen, setzen Regierungen wie in den USA auch auf blauen Wasserstoff. Dieser könnte aber klimaschädlicher sein als die direkte Verbrennung fossiler Energieträger, befindet eine im Fachjournal Energy Science & Engineering veröffentlichte Studie.
Derzufolge sind die Methanemissionen bei der Herstellung von blauem Wasserstoff sogar höher als bei grauem Wasserstoff, wenngleich die Kohlendioxidemissionen niedriger sind. Damit lägen die CO2-Äquivalente von blauem Wasserstoff nur noch 9 bis 12 Prozent unter denen des herkömmlichen. Da es bei der Herstellung von Wasserstoff ohnehin Umwandlungsverluste gibt, wäre die CO2-Bilanz letztlich schlechter als bei der direkten Verbrennung fossiler Energieträger.
"Vielleicht überraschenderweise ist der Treibhausgasfußabdruck von blauem Wasserstoff unter unseren Grundannahmen über 20 Prozent höher als derjenige der Verbrennung von Erdgas oder Kohle und um die 60 Prozent höher als derjenige der Verbrennung von Heizöl für Heizzwecke", heißt es in der Zusammenfassung der Studie.
Ein weiterer Streitpunkt beim Thema Wasserstoff ist der Einsatz von Atomstrom. In einem offenen Brief an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier fordern .ausgestrahlt und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), keine Wasserstoffprojekte zu fördern, bei denen Atomstrom zum Einsatz kommt.
"Mit der kürzlich vorgestellten Liste der für eine Förderung ausgewählten Großprojekte erhärten sich unsere Befürchtungen, dass Deutschland nun konkret gefährdet ist, zum Importeur nuklearen Wasserstoffs zu werden", heißt es darin.
Die Liste bezieht sich auf das EU-Projekt "Important Project of Common European Interest on Hydrogen Technologies and Systems" (IPCEI Wasserstoff). Die beiden Organisationen kritisieren den Aufbau eines grenzüberschreitenden Wasserstoffnetzes zwischen Deutschland, Frankreich und Luxemburg, über das u.a. die Stahlindustrie im Saarland versorgt werden soll und bei dem Frankreich freigestellt ist, welche Art von Wasserstoff es einspeist.
Ein Blick in die französische Wasserstoffstrategie zeigt, dass Deutschland dadurch zum Wegbereiter einer europäischen Renaissance der Atomkraft zu werden droht. (…) Obwohl über die Förderung konkreter Vorhaben erst im nächsten Jahr entschieden werden soll, ergibt sich vor diesem Hintergrund die ernstzunehmende Bedrohung, dass Wasserstoff aus französischem Atomstrom über die Pipeline mosaHyc nach Deutschland transportiert wird.
.ausgestrahlt und BUND