Heißzeit bedroht Gesundheit der Menschen und macht sie zu Flüchtlingen

Seite 2: 2030: 1,4 Milliarden Menschen außerhalb der Klimanische

Zu diesem Schluss kommen die Autorinnen und Autoren, indem sie sich genauer die Klimanische anschauen, in der die Menschheit lebt. Dabei haben sie die Jahresmitteltemperatur als Indikator genommen und in einem ersten Schritt den regionalen Temperatur-Durchschnitt der Jahre 1961 bis 1990 mit den Bevölkerungsdichte-Daten für 1980 in Verbindung gebracht.

Heraus kam, dass der größte Teil der Menschheit entweder in Regionen mit einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von etwa zwölf oder von etwa 27 Grad Celsius lebt. Oder genauer: Wird die Bevölkerungsdichte über die Jahresdurchschnittstemperatur aufgetragen, so ergeben sich bei den genannten Temperaturwerten zwei sehr deutliche Maxima.

Das deckt sich mit früheren Studien und hat sicherlich auch etwas mit langfristigen historischen Trends zu tun, denn die Temperatur beeinflusst uns in vielfacher Weise: Neben den direkten Auswirkungen auf unsere Gesundheit hat sie auch Einfluss auf die Arbeitsproduktivität und auf die Landwirtschaft, das heißt, auf Obst, Feldfrüchte und auf Nutztiere.

Diese Berechnungen zeigen unter anderem auch, dass 1980 nur 0,3 Prozent der Weltbevölkerung oder zwölf Millionen Menschen in Regionen mit einer Jahresmitteltemperatur von 29 Grad Celsius oder darüber lebten. 30 Jahre später hatte sich das bereits deutlich geändert. Der Vergleich von Bevölkerungsdaten von 2010 mit den regionalen Klimata der Periode 2000 bis 2020 ergibt Folgendes:

Die beiden Maxima der Bevölkerungsdichte haben sich inzwischen nach etwa 13 und etwa 27 Grad Celsius verschoben, wobei aufgrund des ungleichmäßigen Bevölkerungswachstums das Maximum bei 27 Grad größer geworden ist. Außerdem leben inzwischen 0,5 bis 1,3 Prozent der Weltbevölkerung (36 bis 88 Millionen Menschen) in Regionen mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 29 und mehr Grad.

Geht man davon aus, dass die Klimanische des Menschen nur bis 28 Grad reicht, weil darüber seine Gesundheit mehr und mehr beeinträchtigt wird, dann fallen inzwischen acht bis zehn Prozent der Weltbevölkerung aufgrund des Klimawandels aus dieser Nische heraus und weitere ein bis zwei Prozentpunkte aufgrund des Bevölkerungswachstums.

Oder mit anderen Worten: Schon die bisherige Zunahme der globalen Mitteltemperatur von 0,7 Grad Celsius zwischen den Perioden 1961 bis 1990 und 2000 bis 2020 haben dazu geführt, dass 554 bis 694 Millionen Menschen nicht mehr in der sogenannten Klimanische leben. Das Bevölkerungswachstum hat diese Zahl um weitere 77 Millionen Menschen erhöht.

Und wie geht es weiter? In einem mittleren Klimaszenario, das den gegenwärtigen politischen Trends entspricht und bis zum Ende des Jahrhunderts zu einer globalen Erwärmung um 2,7 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau führen würde, sowie einer Weltbevölkerung, die 2070 mit 9,5 Milliarden Menschen ihren Höhepunkt erreicht, ergibt sich nach den Berechnungen der Autorinnen und Autoren Folgendes:

Durch den Klimawandel für sich genommen werden 2030 eine bis 1,4 Milliarden Menschen außerhalb der Klimanische und davon 200 bis 400 Millionen Menschen in Regionen mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 29 Grad Celsius und mehr leben.

Bis zum Jahre 2090 würden diese Zahlen auf 2,2 bis 3,2 Milliarden und 1,3 bis 2,9 Milliarden Menschen anwachsen. Durch das Bevölkerungswachstum kämen noch einmal einige 100 Millionen Menschen hinzu.

Was folgt aus all dem? Zum einen machen die Berechnungen klar, dass die Lage umso schlimmer wird, je stärker die globale Erwärmung ausfällt. Das heißt, jedes vermiedene Zehntelgrad ist wichtig und würde die Folgen weniger schlimm machen.

Zum Zweiten wird deutlich, dass, wenn nicht eine erhebliche Verbesserung der Versorgung mit Klima- und Meerwasserentsalzungsanlagen, mit Energie und gesicherter Lebensmittelproduktion gewährleistet wird, großes menschliches Leid und ein erheblicher Auswanderungsdruck die Folge sein wird.

Und zum Dritten zeigen die Berechnungen auch, dass vor allem Länder besonders stark von der zunehmenden Hitze betroffen sein werden, die bisher unterdurchschnittlich zu den Treibhausgasemissionen beigetragen haben.

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