Helium-Blockade am Persischen Golf

Seite 2: Helium: Nicht erneuerbarer Rohstoff mit einer Vielzahl von Anwendungen

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Das Gas kennt eine ganze Anzahl von Verwendungen: als Schutzgas beim Schweißen zum Beispiel, als Trägergas in der Gaschromatographie, als Hilfsgas in verschiedenen Lasertypen, als Treibgas in der Lebensmittelindustrie, oder als Mischungszusatz von Atemgasen beim Tauchen oder in der Intensivmedizin.

Die wichtigste Anwendung ist die als Kühlmittel in der Tieftemperaturtechnik, die ein Viertel des erzeugten Flüssigheliums verbraucht: von supraleitenden Magneten bei Anwendungen der Kernspinresonanz wie in der NMR-Spektroskopie oder in der Magnetresonanztomographie, in Teilchenbeschleunigern und im Betrieb von Infrarotteleskopen - in vielen Tieftemperatur-Anwendungen ist Helium nicht ersetzbar.

Seit 2000 ist die Weltnachfrage um ca. 20% gestiegen. Zukünftige Wachstumsraten werden auch von anderen Großverbrauchern mitbestimmt, vor allem von den Elektronikherstellern in Südostasien.

Versorgungsbeschränkungen und Instandhaltungsprojekte in den USA und anderswo hatten zwischen 2011 und 2013 bereits zu einer Vervierfachung der Heliumpreise und vereinzelt auch zur Abschaltungen wissenschaftlicher Großinstrumente geführt. Einige Heliumnutzer haben danach geeignete Recyclingausrüstungen installiert, um besser für ähnliche Perioden des Mangels vorbereitet zu sein.

Werden neue Quellen den Heliumdurst der Moderne löschen?

2016 machten Meldungen von großen Heliumfunden in Tansania die Runde. Britische Wissenschaftler hatten in Zusammenarbeit mit dem Erkundungs-Start-up Helium One in geothermalen Wässern des Großen Afrikanischen Grabenbruchs aufsteigende Gasblasen eines Gemisches aus Stickstoff mit bis zu 10% Helium bemerkt, die durch vulkanische Hitze aus dem alten Untergrundgestein herausgelöst werden und aufsteigen. Erste Schätzungen gingen von 1.5 Milliarden Kubikmetern Helium in nur einem Teil des Grabenbruchs aus. Mittlerweile ist von fast der doppelten Menge die Rede.

Obwohl kaum Details bekannt sind, nährt der Fund die Hoffnung, das Gespenst der Heliumknappheit bis auf Weiteres zu bannen. Die Reichweite bisher erschließbarer Heliumvorkommen soll bei 30 bis 130 Jahren liegen - je nachdem, welche Szenarien für den künftigen Verbrauch angenommen werden und welche neu hinzukommenden Player die Vielfalt des Marktes bereichern könnten.

Die USA sind nach wie vor der weltgrößte Heliumförderer, doch ihre Reserven schwinden. Der Trend zum Fracking von Schiefergas konnte bisher keine neuen Heliumquellen erschliessen, da nicht alle geforderten gelogischen Grundbedingungen für deren Vorhandensein am Bohrort zusammenkommen: Schieferschichten können zwar Erdgas effektiv im Boden halten, für Helium sind sie nicht unbedingt geeignet. Es fehlen meist geeignete undurchdringliche Schichten zum Verschluss der Lagerstätten, etwa aus Steinsalz oder Anhydrit - das Helium ist ohne sie längst entwichen.

Die Marktteilnehmer versuchen nun, die Dauer des Katar-Boykotts abzuschätzen. Sollte sich eine länger andauernde Krise abzeichnen, könnte die mit dem U.S. Bureau of Land Management verbundene Produktion hochgefahren werden, um das Ausbleiben zumindest eines Teils des katarischen Heliums auszugleichen.

Nach dem Ultimatum Krieg?

In der Nacht zum Montag ist auf Bitten des Vermittlerstaates Kuwait das Ultimatum der gegen Katar vereinten Allianz um 48 Stunden verlängert worden. Katar zeigt bisher keine Bereitschaft, auf die gestellten Forderungen einzugehen, die unter anderem die Schließung des Nachrichtensenders Al Jazeera, den Abbruch der Kontakte zum Iran und die Aufgabe der türkischen Basis beinhaltet.

Am Mittwoch wollen sich Katars Widersacher treffen, um das weitere Vorgehen abzusprechen. Heute wird der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel für einen dreitägigen Besuch in der Golf-Region erwartet, um auf eine diplomatische Lösung unter kuwaitischer Führung zu drängen. Deutschland werde im Konflikt keine Partei ergreifen.