Himmelsstürmer
US-amerikanische Privacy-Aktivisten kämpfen gegen neuen Gesetzesentwurf
Ob Charles Prince sich wohl ärgert, wenn er seinen Namen bei Google eingibt und erstmal seitenlange Treffer über Prinz Charles findet, nichts über sich selbst, den Mann, der immerhin König (der größten Bankengruppe) der Welt ist?
Vielleicht, doch seine Google-Berühmtheit ist in den letzten Tagen gestiegen. Gibt man nämlich "Charles Prince social security number" ein, taucht erst auf Platz sechs wieder der unvermeidbare Brite auf und zwar mit dem Treffer "Prince Charles - Anti-Christ or Davidic Servant?"; Die ersten fünf Einträge aber sind ganz dem 53jährigen Bankjuristen Charles Prince gewidmet. Und das kam so:
Der Brauch, ein Flugzeug etwas in den Himmel schreiben zu lassen, eine Liebeserklärung oder eine Werbung anderer Art, ist in den USA wesentlich beliebter als bei uns (wo aber immerhin auch schon mal Persil in 4000 Meter Höhe zu lesen war). Der Film "Celebrity" von Woody Allen öffnet und schließt sogar mit einem Flugzeug, welches das Wort "HELP" in den Himmel schreibt. Nichts weniger als ein Hilferuf war auch die am Freitag in New York durchgeführte Aktion, bei der während der seltenen Wolkenpausen ein "Skywwriter" riesengroße Zahlen in die Lüfte schrieb.
Mit den Zahlen, bei denen es sich um die ersten fünf Ziffern der Sozialversicherungsnummer von Charles Prince, dem Chef der Citigroup handelte, wollte eine Privacy-Gruppe auf die dringende Notwendigkeit des rechtlichen Schutzes der Privatsphäre des Verbrauchers aufmerksam machen. Die "Foundation for Taxpayer & Consumer Rights" (FTCR) droht der Bankengruppe sogar mir einem Boykott. Der weltgrößte Finanzdienstleister Citigroup, welcher sich seinen Kunden gegenüber gerne der Verschwiegenheit rühmt, betreibt massives Lobbying (Aufwand: bereits 4,6 Millionen Dollar) für einen Gesetzesentwurf des Senats, der Kaliforniens neues Gesetz zum Schutz der finanziellen Privatsphäre aushebeln soll. Der "National Consumer Credit Reporting System Improvement Act 2003" würde es Banken erlauben, persönliche Informationen über ihre Kunden an Schwesterunternehmen weiterzugeben. Die Senatoren Barbara Boxer und Dianne Feinstein über den Gesetzesentwurf, der morgen im Senat verhandelt werden soll:
Dieser Entwurf...würde den Schutz der Privatsphäre amerikanischer Verbraucher grundlegend zunichte machen. Er erlaubt riesigen Konglomeraten...große Mengen von persönlichen Kundeninformationen mit ihren Partnern frei auszutauschen, sogar dann, wenn ein Kunde darum bittet, die Information nicht zu teilen. Noch schlimmer wird es dadurch, dass der Entwurf vorsieht, dass die einzelnen Staaten nichts dagegen unternehmen können.Quelle
Princes Sozialversicherungsnummer war laut FTCR für 26 Dollar im Internet zu haben, erst kürzlich hatten die Aktivisten auf dem selben Weg die Sozialversicherungsnummern von CIA-Chef Tenet und Patriot-Actor Ashcroft herausgefunden, nur um zu zeigen, wie beunruhigend leicht das geht.