Hoffnung auf ein Ende des Jemen-Kriegs?
Die Vereinigten Arabischen Emirate sollen sich aus dem Jemen-Krieg zurückziehen, der im Unterschied zu Syrien von Politik und Medien gerne vergessen wird
Im Jemen-Krieg, dem "vergessenen" Krieg, scheint sich etwas zu tun. Möglicherweise bröckelt die saudische Koalition, die 2015 den Krieg gegen den Jemen just zum Zeitpunkt begonnen hatte, als das Atomabkommen mit dem Iran unterzeichnet wurde. Seitdem hat sich die Situation im Jemen für die Zivilisten extrem verschlechtert, wurden Hilfslieferungen blockiert und unzählige Angriffe auch auf zivile Ziele wie Märkte, Krankenhäuser oder Schulen geflogen.
Um die 90.000 Menschen wurden seitdem getötet, darunter Tausende von Zivilisten. Die Saudis werden für den Großteil der zivilen Opfer verantwortlich gemacht, für über 8000 oder 67 Prozent der Zivilisten, über deren Tod berichtet wurde. Es werden also mehr sein. Seit Trump Präsident ist, haben die USA den Krieg der saudischen Koalition bedingungslos unterstützt.
Schon vor wenigen Tagen berichtete Reuters, dass die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) beginnen, ihre militärische Präsenz in Jemen an der Seite von Saudi-Arabien und unterstützt von der US-Regierung zu verkleinern. Das Wall Street Journal sagt, die VAE wollten den Großteil ihrer Truppen abziehen.
Angeblich geschieht der Rückzug aufgrund der wachsenden Spannung zwischen den USA und dem Iran. Nach den Angriffen auf Tanker und dem Abschuss einer US-Drohne hat man Sorge, ins Visier des iranischen Militärs zu geraten, sollte ein militärischer Konflikt ausbrechen. Zudem haben die "Huthi-Rebellen", zu denen auch Teile der einstigen jemenitischen Streitkräfte gehören, bislang mit ihren Raketen nur Ziele in Saudi-Arabien angegriffen. Die VAE würden auch in Reichweite liegen.
24 Millionen Menschen sind auf Hilfe angewiesen
Das Stockholm-Abkommen, das Ende Dezember unter der Vermittlung der Vereinten Nationen zustande kam, war ein erster kleiner Schritt, aber es kommt immer wieder zu Kampfhandlungen. Beide Seiten beschuldigen sich, den Waffenstillstand nicht einzuhalten. Die von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) unterstützte jemenitische Regierung, die mitsamt dem Präsidenten Abdrabbuh Mansur Hadi nicht in Jemen, sondern im saudischen Exil "residiert", und die Huthi-Rebellen hatten neben einem Gefangenenaustausch einen Rückzug aus den Häfen Saleef und Ras Isa und dem Hafen von Hudaydah (Hodeida) vereinbart. Den Hafen selbst haben die Huthis bereits geräumt und UN-Inspektoren die Kontrolle der Schiffe überlassen.
Die Huthis kontrollieren weiter die Stadt,die wiederum von den Regierungstruppen in die Vorstädte hinein umstellt ist. Hudaydah gilt als die umkämpfte Nabelschnur, über den Hafen kommen Lebensmittel und andere humanitäre Hilfe für die darbenden Zivilisten ins Land. Nach UN-Angaben sind 80 Prozent der Bevölkerung oder 24 Millionen Menschen im Land auf Hilfe angewiesen. Über 14 Millionen sind dringend auf Hilfe angewiesen .Vor kurzem hat das UN-Welternährungsprogramm WFP die Hilfslieferungen nach Sanaa eingestellt. Das betrifft 850.000 Menschen. WFP wirft den Huthis vor, die Lebensmittelhilfe zu missbrauchen.
Nach der WSJ ziehen die VAE Truppen und Panzer auch aus Hudaydah ab. Wenn der stärkste Partner Saudi-Arabiens sich aus dem Krieg zurückzieht, dessen Ziele weitgehend undurchsichtig sind, da Saudi-Arabien nur die Huthis, aber nicht al-Qaida und den IS im Jemen bekämpft, entsteht die Frage, was Saudi-Arabien machen wird. Gegen islamistischen Terroristen werden immer mal wieder amerikanische Drohnenangriffe geflogen, die VAE wollen nun auch stärker die Terrorgruppen bekämpfen. Amnesty beschuldigt die VAE Geheimgefängnisse im Jemen zu betreiben, Menschen zu verschleppen und zu foltern. Die VAE haben im Jemen mit Söldnertruppen gekämpft, Privatarmeen aufgestellt und Sezessionisten im Süden des Landes (Southern Transitional Council) unterstützt.
Noch steht die US-Regierung hinter dem saudischen Krieg, aber im Kongress wird der Widerstand gegen die Unterstützung des Jemen-Kriegs stärker, der nun schon vier Jahre währt, aber keine entscheidenden Veränderungen bewirkt hat, nur die Zivilbevölkerung leidet immer stärker unter den Kämpfen. Wenn sich die VAE zurückziehen, könnte Saudi-Arabien die Luftangriffe verstärken oder sich genötigt fühlen, in effektive Verhandlungen einzutreten und nicht mehr auf einen militärischen Sieg zu setzen. Entscheidend wird sein, wie sich die USA positionieren werden.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externer Inhalt geladen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.