Hunderttausende fordern in Madrid reales Handeln gegen den Klimawandel
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Klimakonferenz COP25: Greta Thunberg "Die politischen Führer betrügen uns." Die Konferenz bleibt hinter den Handlungsanforderungen zurück
Die Veranstalter der Großdemonstration in Madrid sprechen davon, dass am späten Freitag mehr als eine halbe Million Menschen protestiert haben, um die Regierungen zu realen und dringlichen Maßnahmen für den Klimaschutz zu bewegen. Diese Zahl könnte leicht übertrieben sein, doch völlig untertrieben ist die Angabe der Polizei, die von 15.000 Menschen spricht, die von Bildern der Demonstration leicht widerlegt werden.
In der spanischen Hauptstadt wird seit Montag auf der Klimakonferenz über Maßnahmen debattiert, um den Klimawandel aufzuhalten. Doch die Aktivisten, die aus vielen Ländern zum Protest und zum Gegengipfel angereist sind, der am heutigen Samstag in der spanischen Hauptstadt beginnt, glauben nicht daran, dass die Staats- und Regierungschef ernsthaft um Lösungen bemüht sind, um den "Krieg gegen die Natur" zu beenden, wie der UN-Generalsekretär António Guterres und Gastgeber der 25. Klimakonferenz dies zu Beginn der COP25 gefordert hatte.
"Die politischen Führer betrügen uns", erklärte dann auch die Klimaaktivistin Greta Thunberg vor den versammelten Menschen. "Wir werden es nicht zulassen, dass sie damit durchkommen", fügte sie am Platz der Neuen Ministerien an. "Es reicht", sagte die junge Schwedin, die in Spanien wie ein Rockstar behandelt wurde.
Die Angst vor dem Wandel, den die Jungen wollen
Vor der Demonstration hatte sich Thunberg unerwartet an einer Pressekonferenz mit Aktivisten von Fridays for Future beteiligt. Sie betonte dabei, dass sie selbst nur ein "ganz kleiner Teil in einer viel größeren Bewegung" ist. Sie forderte deshalb auch die Journalisten auf, die Fragen nicht nur an sie, sondern auch an andere Aktivisten zu richten, von denen es viel mehr benötige. Doch die versammelte Presse wollte nur Aussagen von "Greta".
Und so erklärte die junge Schwedin, dass es einige Sektoren gäbe, die sich gegen Veränderungen stellten. "Einige wollen, dass alles wie bisher weitergeht, sie haben Angst vor einem Wandel." Den Wandel, den die jungen Menschen herbeiführen wollten, versuchten "Politiker verzweifelt zum Schweigen zu bringen", was aber nicht gelingen werde. Es sei aber wichtig, dass sie verstehen, dass das Leben wichtiger als Geld ist.
Sie zog eine kritische Bilanz der Schulstreiks, die über ein Jahr keine Veränderung gebracht hätten. Die könnten so nicht weitergehen. "Die gesamte Gesellschaft muss mit uns streiken, um die Regierungen zu Maßnahmen zu drängen", erklärte sie und rief zur Teilnahme an der Demonstration auf.
An der Demonstration, über die live in verschiedenen spanischen Fernsehsendern mit Sondersendungen berichtet wurde, wollte Thunberg eigentlich auch teilnehmen. Sogar ein Interview mit der geschäftsführenden Umweltministerin Teresa Ribera Rodríguez wurde eilig abgebrochen, um vom Versuch der Schwedin zu berichten, sich zur Demonstration durchzuschlagen. Eigentlich sollte auch sie das Transparent tragen, auf dem in spanischer und englischer Sprache zu lesen war: "Die Welt ist angesichts der Klimakrise aufgewacht."
Allerdings ist ihr Vorhaben misslungen, über verstopfte Seitenstraßen zur Demonstrationsspitze zu gelangen. Die Polizei hat sie letztlich zum Abbruch des Vorhabens aus "Sicherheitsgründen" gedrängt. Eng umringt von zahllosen Kameras schob sie sich mit einer Gruppe von Aktivisten, die sich schützend vor die Schwedin stellten, durch Madrider Straßen.
"Es tut mir leid für alle", erklärte sie nach einer Weile schließlich. "Es gibt Sicherheitsprobleme, und es gibt zu viele Journalisten und zu viele Menschen." Letztlich wurde Thunberg mit einem Auto zum Platz der Abschlusskundgebung gebracht, wo sie sich mit eindringlichen Worten an die Menschen wandte.
Vor der Menschenmasse sprach sie ihrem bekannten Pappschild "Skolstrejk för Klimatet" in den Händen vom Klimanotstand und machte erneut klar, dass sie die Hoffnung allein auf die Menschen setzt. "Unsere Führer sind auf der COP25 in Madrid, um über unsere Zukunft zu verhandeln. Aber die Hoffnung ist nicht auf der COP, sie ist hier bei uns", rief sie der Menschenmenge zu. "Der Wandel, den wir brauchen, wird nicht von den Mächtigen kommen, sondern von Menschenmassen, die den Wandel fordern", betonte sie.
In einem Manifest hatten sich zuvor mehr als 850 Organisationen, die zu dem Protest aufgerufen hatten, mit ganz ähnlichen Worten an die 200 Teilnehmerstaaten der COP25 gewendet und reale Bemühungen für den Klimaschutz eingefordert.
"Wir fordern, dass die an der COP25 teilnehmenden Regierungen die derzeitige Tatenlosigkeit beim Klimaschutz anerkennen und halten fest, dass der unzureichende Ehrgeiz ihrer Vereinbarungen zu einer katastrophalen Erderwärmung führt", schrieben sie.