Hunderttausende fordern in Madrid reales Handeln gegen den Klimawandel

Seite 2: Der Sozialgipfel in Santiago de Chile

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Es bleibe kaum noch Zeit, um den Klimanotstand zu stoppen, weshalb alle Stimmen gehört werden müssten, egal ob in Madrid oder in Santiago de Chile, wo die Klimakonferenz hätte eigentlich stattfinden sollen und schon seit einer Woche ein "Sozialgipfel" als Gegengipfel durchgeführt wird.

An den verschiedenen Tagen wird in Santiago noch bis zum 11. Dezember über verschiedene Schwerpunkte debattiert. Es geht dabei unter anderem um die Energiewende, Menschenrechte und Umweltgerechtigkeit sowie um die Frage der Wasserversorgung, soziale Bewegungen, Frauenrechte, Umweltschutz und die Frage der indigenen Völker. Und parallel zur Demonstration in Madrid wurde am Freitag erneut ebenfalls in Chile demonstriert.

Seit 50 Tagen protestieren die Menschen dort massiv gegen die Politik der rechten Regierung von Sebastián Piñera. Die massiven Demonstrationen dort haben letztlich zur eiligen Verlegung der COP25 nach Madrid geführt. Deshalb waren auch auf der Demonstration in Madrid immer wieder Solidaritätsbekundungen mit der Bevölkerung in Chile zu hören, gegen die die Regierung Piñera mit brutaler Repression vorgeht.

In Madrid haben Vertreter verschiedenster chilenischer Organisationen der chilenischen Regierung vorgeworfen, die Klimakonferenz zu benutzen, um von den Vorgängen in Chile abzulenken. Die Sprecherin von Fridays for Future in Chile erklärte: "Wir wussten immer, dass das geschehen würde", auch als die COP25 noch in Santiago stattfinden sollte. Ángela Santiago fügte an, dass Piñera auch damit seine schmutzige Umweltpolitik reinzuwaschen versuchte. Jetzt gelte dies auch noch für die Menschenrechte.

Beklagt wurde auch, dass mit der Verlegung der Konferenz die öffentliche Aufmerksamkeit auf den globalen Süden wieder in den Norden gelenkt wurde. "Der Süden wird erneut vergessen", kritisiert deshalb der Sprecher des Gegengipfels, der nun ebenfalls in Madrid beginnt. Für Samuel Martín-Sosa war es deshalb ein Fehler, den Gipfel aus dem Süden in den Norden zu verlegen. "Der Gipfel findet zum dritten Mal in Folge in Europa statt", erklärt das Führungsmitglied der Umweltschützer in Aktion.

Auf dem Gegengipfel in Madrid wird deshalb versucht, dass der Sozialgipfel in Chile nicht zur Seite gedrängt wird, sondern weiter im Mittelpunkt steht. Trotz allem sind etwa 100 Aktivisten aus Chile nach Madrid gereist, um sich hier an den Protesten und dem Gegengipfel zu beteiligen. Der wird von 500 Organisationen getragen, zu denen auch große Umweltschutzorganisation und Gewerkschaften zählen.

Ein zentraler Teil des Sozialgipfels ist die Frage der indigenen Bevölkerung, die nie an den Klima-Verhandlungen beteiligt werden, wie Juan Antonio Correa kritisiert. Er ist ein Sprecher der indigenen Mapuche aus Chile. Das Treffen indigener Völker aus ganz Lateinamerika wurde schon aus Gründen der Finanzierung und aus Umweltschutzgründen nicht nach Madrid verlagert und findet weiter in Santiago de Chile statt. Die Veranstaltungen sollen von dort über das Internet nach Madrid übertragen werden.