"I'm baaaaack!"

Hillary Clintons innoffizieller Wahlkampf-Auftakt

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Bei den Mid-Term-Elections in 60 Tage vor, bei denen das gesamte Repräsentantenhaus und ein Drittel der Senatoren zur Wahl stehen, hat Präsident Obama gute Chancen, in beiden Kammern die Mehrheit zu verlieren. Grund genug für Hillary Clinton, sich für demokratische Kandidaten ins Zeug zu legen, und angesichts ihrer zuletzt noch hohen Zustimmungswerte wird ihr auch überall der rote Teppich ausgerollt. Dabei ist Clinton schon den ganzen Sommer über auf Tour quer durch die USA und promotet ihr neues Buch "Hard Choices". Die Gelegenheit nutzt sie ausgiebig, um sich als "elder Stateswomen" mit überlegener Erfahrung zu präsentieren, etwa indem sie zuerst Obamas Syrien-Politik scharf kritisiert und sich anschließend bei ihm für das "Missverständnis" entschuldigt.

Hillary Clinton auf einer Zeremonie im Pentagon im Februar 2013. Bild: defense.gov

Über ihre Kandidatur werde sie zwar erst Anfang 2015 entscheiden, ihre Wortmeldungen und Auftritt lassen jedoch wenig Zweifel daran, dass die demokratischen "Primaries" für die Präsidentschaftswahlen von 2016 kaum ohne Clinton stattfinden werden. Entsprechend groß ist das Interesse an ihren Auftritten, und besonders diesen Sonntag, als sie sich beim jährlichen "steak fry"-Fundraiser des demokratischen Urgesteins Tom Harkin in Indianola, Iowa, die Ehre gab, das schon öfter den inoffiziellen Startschuss zum Rennen um die demokratische Präsidentschaftskandidatur gegeben hatte. So hatten sich mehr als 200 Journalisten akkreditieren lassen, als Clinton sich gemeinsam mit Gemahl Bill zu Harkins Abschied aus der Politik angemeldet hatte, wo dann auch nicht wenige Hillary-Fans auf die Gelegenheit warteten, sich bereits als Hillary-Wahlhelfer registrieren zu lassen.

Ihr Auftritt war dann auch von tosendem Applaus begleitet und sie bestätigte, über ein Antreten nachzudenken. Aber jetzt sei sie hier, um den aus der Politik ausscheidenden Gastgeber zu ehren, Abgeordnete zu unterstützen und ein Steak zu essen, was die Menge nicht ganz zufrieden stellte, die teilweise "Just do it!"-Chöre anstimmte.

Dabei war Iowa bislang kein wirklich gutes Pflaster für Hillary Clinton, wo sie bei den demokratischen Vorwahlen schon bei der ersten Abstimmung im Januar 2008 eine bittere Niederlage erlitten hatte und hinter Barack Obama und Senator John Edwards zu liegen kam, was ihren Nimbus als einzige "realistische" Kandidaten nachhaltig zerstört hatte. Jetzt sei sie allerdings zurück - "I'm baaaaack!", wie sie in Anlehnung an eine Zeile aus "Independence Day" verlauten ließ -, und bislang rangiert sie in allen Umfragen auch weit vor allen potentiellen demokratischen wie republikanischen Kandidaten.

Das war anfangs freilich auch 2008 der Fall gewesen, und dass Clinton nicht einmal bei den Demokraten überall auf Zustimmung stößt, während sie von vielen Republikanern abgrundtief gehasst wird, ist wohl nicht allein mit ihren Bekanntheitsgrad zu erklären. So zweifelt zwar niemand an ihrer Intelligenz, allerdings gilt sie als kalt und berechnend. Dabei werfen ihr auch Demokraten vor, ihre Grundsätze jederzeit über Bord zu werfen, sollte die Mehrheitsmeinung eine andere sein, was sie bereits zu einem Befürworter des Irak-Krieges und gleichgeschlechtlicher Ehen gemacht habe.

Allerdings war sie die einzige prominente Demokratin, die im Zusammenhang mit den Rassenunruhen in Ferguson Worte gefunden hatte, die sich viele Demokraten von Obama erhofft hatten. Einiges gut gemacht hatte sie bei den demokratischen Wählern wohl auch, indem sie Obama nach ihrer Niederlage voll unterstützt hatte und seinem Kabinett als Außenminister beigetreten war. Jetzt kann sie etwaige Fehler aus dieser Zeit damit begründen, nicht selbst entschieden, sondern in Obamas Auftrag gehandelt zu haben. Und da sie bereits im Februar 2013 ihren Abschied genommen hatte, dürfte sie auch nicht ganz so schwer unter den extrem schlechten Zustimmungsquoten Obamas leiden wie Vizepräsident Joe Biden, der als einer ihrer stärksten potentiellen Konkurrenten um den Präsidentschaftsantritt gilt.

Zustimmungsraten erheblich eingebrochen

Allerdings fallen auch Hillarys zeitweise exzellente Zustimmungsraten, seit sie den Außenministerposten aufgegeben hat. So äußersten bei einer aktuellen Wall Street Journal/NBC News-Umfrage nur noch 43 Prozent der registrierten Wähler eine positive Meinung, während sie von 41 Prozent negativ gesehen wurde. Das bedeutet einen ziemlichen Absturz seit Februar 2009, als sie in Obamas Kabinett eingetreten war und von 59 Prozent positiv und nur von 22 Prozent negativ bewertet wurde.

Verschlechtert hatte sich inzwischen auch ihr Ansehen bei den demokratischen Wählern, von denen sie 2009 immerhin 87 Prozent positiv und nur drei Prozent negativ gesehen hatten, während sie zuletzt nur noch bei 72 Prozent auf Zustimmung und bei 13 Prozent auf Ablehnung stieß. Das ist aber noch immer wesentlich mehr, als die potentiellen republikanischen Präsidentschaftskandidaten, der Senator aus Kentucky, Rand Paul, sowie die früheren Gouverneure von Florida und Massachusetts, Jeb Bush und Mitt Romney, erzielen können, die allesamt auf mehr Ablehnung als Zustimmung stoßen. Nur der Senator aus Florida, Marco Rubio, kommt auf jeweils 21 Prozent Ablehnung und Zustimmung.

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