IWF: Konfrontation zwischen Westen und China bedroht Wachstum in Afrika

Afrikanische Staaten wollen trotz Klimakrise zukunftsfähig werden: Ausstellungsraum am Rand des Africa Climate Summit in Nairobi. Foto: Africa Climate Summit / Quelle: Twitter

Verschärfte Rivalität würde Subsahara-Region am meisten schaden. Handel mit China brachte hier bisher große Vorteile. Warum die Region dadurch anfälliger für externe Schocks wurde.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnt vor einem Rückgang des Wirtschaftswachstums in der Subsahara-Region Afrikas, sollte sich die Rivalität zwischen China auf der einen sowie den USA und ihren Verbündeten weiter verschärfen. Der Ausbau der Handelsbeziehungen insbesondere mit China habe der Region viel Nutzen gebracht, sie aber auch abhängiger von Energie- und Nahrungsmittelimporten und anfälliger zu externen Schocks wie den Sanktionen gegenüber Russland gemacht.

Sollte sich die Welt tatsächlich vollständig in zwei Blöcke aufteilen, so seien die Länder südlich der Sahara die Hauptleidtragenden. Insbesondere wäre bis zu 50 Prozent des Handels gefährdet, sollte der Westen versuchen, auch den Rest der Welt in sein Sanktionsregime zu zwingen. Ökonomische Modellrechnungen ergeben, dass ihr jährlich erwirtschaftetes Bruttoinlandsprodukt binnen zehn Jahren um vier Prozent niedriger als in einer Welt des freien Waren- und Finanzverkehrs ausfallen würde.

Das sei ein größeres Minus als es diese Länder in der Finanzkrise 2007 und in den Folgejahren erlebt hätten. Ganz anders würde es aussehen, wenn nur der Westen alle Verbindungen mit Russland abbrechen aber die Subsahara-Staaten weiter frei Handel betreiben könnten. Dann könnten sich für einige sogar neue Märkte erschließen und auch der bisher nur extrem geringe Handel untereinander könnte Aufschwung nehmen.

Ruto: Afrika soll Rohstoffe für Energiewende selbst verarbeiten

Der politische Wille, in diese Richtung zu denken, scheint vorhanden. Kenias Präsident William Ruto nannte Anfang der Woche den Kontinent ein "ökonomisches power house". Anlässlich der Eröffnung des ersten afrikanischen Klimagipfels in Nairobi rief er dazu auf, nicht nur die für die Energiewende wichtigen Materialien abzubauen, von denen Afrika zahlreiche Lagerstätten hat, sondern die Grundstoffe auch im jeweiligen Land zu verarbeiten.

2025 würden auf dem Kontinent voraussichtlich Nickel, Kobalt und Lithium und ähnliche Mineralien im Wert von elf Milliarden US-Dollar gefördert. Würden diese vor Ort zu Industriemetallen aufbereitet, würde sich der Wert etwas mehr als vervierfachen. Eine Weiterverarbeitung zu Solarmodulen, Batterien oder anderen Produkten könnte den Wert auf sieben Billionen US-Dollar steigern.

Sinn würde es allemal machen, weil nicht nur jede Menge tendenziell besser bezahlter Industrie-Jobs in den afrikanischen Ländern entstünden, sondern weil der Kontinent auch einen enormen Aufholbedarf hat. 600 Millionen Menschen haben dort nach Rutos Worten immer noch keinen Zugang zur Stromversorgung. Weitere 150 Millionen haben mit einem unzuverlässigen Netz zu kämpfen und eine Milliarde Menschen habe keine saubere Energie zum Kochen.

Da wäre es naheliegend, eine Stromversorgung mit erneuerbaren Energieträgern voranzutreiben, und die dafür nötigen Anlagen auch vor Ort herzustellen. Zumal sich mit ihnen viel besser lokale Lösungen aufbauen lassen, die den kostspieligen Aufbau zentraler Netze überflüssig macht, oder zumindest den Bedarf an ihnen deutlich senkt.

Auch sonst hat der Kontinent einen enormen Investitionsbedarf. In Straßen, Schienen, Stromversorgung, Telekommunikation und andere Infrastruktur müssten jährlich zu den 70 Milliarden, die bereits fließen, weitere 100 Milliarden US-Dollar hinzukommen, schätzt die Afrikanische Entwicklungsbank.

Der neue Fokus der Schwellenländer auf Afrika, der durch die Aufnahme von Äthiopien und Ägypten in den Staatenbund BRICS deutlich wurde, lässt erwarten, dass der Kontinent nicht länger auf Westeuropa oder die USA warten muss, unter deren ruinösen Kreditbedingungen – durchgesetzt über den IWF – es seit Beginn der ersten Schuldenkrise Ende der 1970er-Jahre viel zu leiden hatte.

Schon seit rund 15 Jahren ist China für die Länder der Region der wichtigste Kreditgeber und Investor und bisher deutet nichts darauf hin, dass andere ihm diesen Rang ablaufen könnten. Aber auch andere Länder wie Russland, die Türkei, die Vereinigten Arabischen Emirate, Indien und Japan engagieren sich seit einigen Jahren verstärkt auf dem Kontinent.

Doch kaum ein anderes Land konzentriert sich vergleichbar stark auf den aufstrebenden Kontinent. 27 Prozent aller chinesischen Auslandsinvestitionen sind nach Angaben des Swiss African Business Circles zwischen 2010 und 2019 durchschnittlich in Afrika getätigt worden. Entgegen den landläufigen Vorstellungen gehen aber lediglich gut zehn Prozent der chinesischen Gelder in den Rohstoffabbau. Der Rest verteilt sich auf Infrastruktur- und andere Projekte.

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