Impfnebenwirkungen und BKK Pro Vita: Vorwurf der "Hexenjagd"

Hochemotionaler Tumult bei der Entlassung des Vorstands der Krankenkasse

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) ist gefragt. Eine Studie zu den Nebenwirkungen der Corona-Impfungen drängt sich geradezu auf, wie sich neuerlich am Fall der Entlassung des Vorstands der Krankenkasse BKK Pro Vita, Andreas Schöfbeck, zeigt.

Telepolis berichtete am vergangenen Freitag (3. März) über dessen fristlose Entlassung am Dienstag zuvor (1. März). Da wollte sich BKK Pro Vita "zu den verschiedenen Hintergründen dieser Personalentscheidung aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht weiter äußern".

Tage später wurde die Krankenkasse dann etwas konkreter. Man teilte mit, dass sich die BKK Pro Vita von Andreas Schöfbeck distanziert. Als Gründe wurden genannt, dass der entlassene Vorstand eine Diskussion über Nebenwirkungen der Corona-Impfungen ins Rollen gebracht habe und die Art und Weise, wie er das gemacht habe, ein Solo-Akt war: "Die zu Grunde liegende Datenerhebung, Interpretation und auch Veröffentlichung erfolgten unabgestimmt."

Dem folgt eine Erklärung, die den politischen Kern des Tumults bloßlegt:

Die gemachten Aussagen spiegeln nicht den aktuellen Wissensstand und die Haltung der Kasse wider. Die BKK ProVita wird die Vorgänge intern aufarbeiten und lehnt eine Vereinnahmung durch die sogenannte "Querdenker"-Bewegung deutlich ab.

BKK Pro Vita

Schöfbeck hatte vor, sich mit Vertretern des PEI zu treffen, um sich über die Daten auszutauschen, mit denen er für Furore gesorgt hatte (Corona-Impfstoffe: Viel mehr Nebenwirkungen als gedacht?). Doch dazu kam es nicht, die Krankenkasse entließ den Vorstand vor dem Treffen mit Mitgliedern des Paul-Ehrlich-Instituts. Bei der Entlassung sei es zugegangen wie auf einer "Hexenjagd", berichtete die Berliner Zeitung am Donnerstag vergangener Woche von der Sitzung.

Die Aussage im Zeitungsbericht, dass es auf der "rein emotional stimmungsgeladenen Sitzung" nicht um eine sachliche Diskussion über Impfnebenwirkungen gegangen sei, sondern "ausschließlich darum, Schöfbeck noch am selben Tag loszuwerden", stammt von einem Verwaltungsratsmitglied, der an der Sitzung teilgenommen hat: von Marco Altinger, einem FDP-Politiker. Nach Altingers Wahrnehmung habe man Schöfbeck als Impfgegner dargestellt.

Seine Aktion, so sehe es die die BKK Pro Vita, habe vor allem Beifall bei Querdenkern und AfD-Wählern ausgelöst. Es sei auch darüber diskutiert worden, dass man ihn nun zum Märtyrer der Impfgegner mache. Doch wenn man ihn nicht entlasse, habe man "die Massen" gegen sich.

Berliner Zeitung

Auf die Zeitung hat der FDP-Politiker aus Landshut die Wirkung eines schockierten Mannes gemacht. Altinger selbst schreibt aktuell von einem "fortgesetzten Wahnsinn": Er habe mittlerweile erfahren, dass "auch weitere Vorstände anderer #BKK Organisationen, dem Druck ihrer emotionalen Verwaltungsräte ausgesetzt sind und zur Verschwiegenheit gemahnt werden".

Diesem "Wahnsinn", der politisch den Anpassungsdruck erhöht und Ängste aufbläst, ist nur mit Sachlichkeit zu begegnen. Dafür gibt es das Paul-Ehrlich-Institut. Dass man gegenüber den BKK-Pro-Vita-Zahlen skeptisch ist, zumal sie von Tom Lausen, einem Programmierer und Datenanalysten stammen, der dem politischen Lager der Querdenker zugeordnet wird, liegt auf der Hand.

Dass dessen Zahlenaufbereitung, die selbst kleinste und harmlose Nebenwirkungen miteinbezieht und ihrerseits beabsichtigte (?) Schockwirkung erzielte, auf Reaktionen trifft, die auf allen Seiten zum Fürchten sind, bedeutet, dass zwar überall "Aufklärung, Aufklärung" ausgerufen wird, aber zu wenig davon ankommt.

Unsicherheiten bei den Impfnebenwirkungen mag es idealiter nur aufseiten politisch bedenklich Unaufgeklärter geben, wie Hörern, TV-Sehern und Lesern vor dem Ukraine-Krieg täglich neu erklärt wurde. De facto ist die Grauzone, wenn es um Impfnebenwirkungen und solides Wissen und Fakten darüber geht, aber ziemlich groß. Um das zu erfahren, muss man nicht auf einschlägige Seiten im Netz gehen, es genügen offene Gespräche mit Supermarktbesuchern, Spaziergängern, Nachbarn, Bekannten, Schülern, Hausärzten und auch mit dem Pflegepersonal in Krankenhäusern.

Belehrungen und Abschottung ("mit euch spreche ich nicht mehr") helfen da wenig. Eine große Studie mit Zwischenergebnissen vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hat ein anderes Gewicht.