Impfstoff gegen Malaria auch in Deutschland?

Anopheles stephensi-Mücke, Überträger der Malaria. Bild: Jim Gathany, CDC (Centers for Disease Control and Prevention), US-Gesundheitsministerium

Deutschland galt schon vor Corona als impfmüde. Ob sich das mit neu auftretenden Infektionskrankheiten ändert? Über die Hoffnung auf neue Impfstoffe.

Weder gegen das in Südostasien als kleine Malaria bezeichnete Dengue-Fieber noch gegen Malaria gab es lange Zeit einen Impfstoff.

Ein Grund dafür schien die Tatsache, dass beide Krankheiten, die von Mücken verbreitet werden, in den wohlhabenden Industriestaaten praktisch nicht vorkamen. Somit waren die benötigten Impfstoffe nicht Gewinn versprechend zu vermarkten und dies behinderte die Finanzierung der für die Zulassung benötigten Studien.

Inzwischen hat sich der Markt gewandelt. Dies ist nicht zuletzt dem derzeit feststellbaren Klimawandel zu verdanken, der es den jeweiligen Trägermücken ermöglicht, hierzulande zu überwintern und sich zu vermehren. Damit können sich auch Infektionskrankheiten in bislang für sie neuen Zonen verbreiten.

Wenn Touristen sich im Urlaub anstecken und infiziert nach Deutschland zurückkehren, dienen sie dann in Deutschland als Quellen, von denen sich die inzwischen in Deutschland heimischen Mücken mit "Infektions-Nachschub" versorgen können.

Dengue-Impfung: In Deutschland seit November 2023 empfohlen

Das Dengue-Fieber kommt weltweit in tropischen und subtropischen Klimazonen vor, oftmals auch in städtischen Gebieten. In mehreren asiatischen und lateinamerikanischen Ländern ist das schwere Dengue-Syndrom eine der Hauptursachen für schwere Erkrankungen und Todesfälle bei Kindern.

Dengue ist eine durch Aedesmücken wie der in Deutschland inzwischen verbreiteten Tigermücke (Aedes albopictus) übertragbare Viruserkrankung mit vier unterschiedlichen Serotypen, die in unterschiedlicher Verteilung im Verbreitungsgebiet zirkulieren.

Dengue gilt inzwischen weltweit als die häufigste durch Mücken übertragene virale Erkrankung. Die übertragenden Mücken sind tagaktiv und somit sind Moskitonetze kein zielführender Schutz. Ein chemischer Mückenschutz, der in Deutschland wirkt, muss im fernöstlichen Zielland gegen die dortigen Mücken nicht genauso gut wirken.

Zu den Besonderheiten bei den Dengue-Infektionen zählt die Tatsache, dass die erste Infektion oft überstanden wird, eine nachfolgende dann jedoch tödlich verläuft. In Europa wurden die auftretenden Symptome mangels Kenntnissen über die Krankheit oft nicht Dengue zugeordnet.

Ein erster Impfstoff wirkte wie eine Erstinfektion und führte dazu, dass eine allfällige Infektion vom Körper wie eine Zweitinfektion behandelt wurde und mit entsprechenden Komplikationen verbunden war.

Inzwischen wurde vom japanischen Takeda-Konzern mit Qdenga ein Impfstoff entwickelt und in der EU zugelassen, der zwar keinen 100-prozentigen Schutz bietet, jedoch gegen alle vier Serotypen wirkt. Inzwischen wurden Dengue-Infektionen auch in Europa, beispielsweise am Gardasee, nachgewiesen.

Seit November 2023 ist Qdenga auch in Deutschland von der Stiko empfohlen und wird auf Antrag auch von gesetzlichen Krankenkassen erstattet, wenn der Anlass für die Impfung privater Natur ist.

Malaria: Bislang hilft nur Prophylaxe

Malaria wird durch Protozoen der Gattung Plasmodium verursacht. Es existieren verschiedene Plasmodienarten, humanpathogen sind: Plasmodium falciparum (Erreger der Malaria tropica), Plasmodium ovale, und Plasmodium vivax (Erreger der Malaria tertiana), Plasmodium malariae (Erreger der Malaria quartana) und in Südostasien Plasmodium knowlesi.

Die Morphologie der Parasiten ist für jede Art und jedes Entwicklungsstadium charakteristisch. Plasmodien sind intrazelluläre Parasiten, ihr Entwicklungszyklus verläuft in zwei Teilen: ein Zyklus im menschlichen Wirt und einer in der Überträgermücke.

RKI, Ratgeber Malaria

Gegen Malaria hilft bislang nur eine dreifache Prophylaxe. Da die Anophelesmücke vorwiegend nachtaktiv ist, sind helfen Mückengitter an Fenstern und Türen sowie der Klimaanlage. Muss man sich außerhalb des so gesicherten Raums bewegen, helfen lange Hosen, langärmelige Hemden oder Blusen sowie mückendichte Socken.

Insektizidsprays und Rauchspiralen sind eine sinnvolle zusätzliche Maßnahme, können ein gutes Moskitonetz, das die lokalen Mücken abhält, aber nicht ersetzen.

Zur Chemoprophylaxe stehen heute folgende Medikamente zur Verfügung: Chloroquin, Proguanil, Mefloquin, Atovaquon / Proguanil, Artemether / Lumefantrin, Doxycyclin sowie Sulfadoxin-Pyrimethamin.

Nicht jeder verträgt jede Prophylaxe gleich gut und die Nebenwirkungen können ziemlich lästig sein. Zudem ändert sich die Resistenzlage in den einzelnen Zielgebieten, sodass die Prophylaxe nur unter Beratung von einem reisemedizinisch erfahrenen Arzt vorgenommen werden sollte.

Hoffnung auf Malariaimpfstoffe

Der Oxford-Forscher Adrian Hill geht inzwischen davon aus, dass es möglich sein sollte, die Malaria, die vorwiegend für kleine Kinder oft tödlich ist, bis in 30 Jahren ausrotten zu können.

Dabei ist die Idee für einen Malaria-Impfstoff schon mehr als hundert Jahre alt. Aber erst in den 1980er-Jahren war es molekularbiologisch möglich, Antigene auf dem Malaria-Parasiten zu identifizieren, gegen welche man hoffte, impfen zu können.

Eines dieser Antigene sah so vielversprechend aus, dass man damals verkündete, in fünf Jahren werde es einen Impfstoff geben. Die zeitliche Erwartung war ganz offensichtlich zu optimistisch. Das identifizierte Antigen war jedoch das richtige.

Es steckt sowohl im RTS,S- als auch im R21-Impfstoff.

Was jetzt fürs Erste eine Hoffnung für die von Malaria gebeutelten Länder Afrikas darstellt, könnte schon bald in der Folge des anhaltenden Klimawandels auch für Europa und damit für Deutschland Bedeutung erlangen.