"Impfsurv": Charité will Studie zu Nebenwirkung nach Corona-Impfung binnen 14 Tagen prüfen
Seite 2: Entscheidung von Charité zu Impfsurv wird im Netz politisiert
- "Impfsurv": Charité will Studie zu Nebenwirkung nach Corona-Impfung binnen 14 Tagen prüfen
- Entscheidung von Charité zu Impfsurv wird im Netz politisiert
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Zum einen sagte Matthes in einem Interview, es seien neurologische Störungen, Nervenlähmungen, Muskel- und Kopfschmerzen und Herz-Kreislauf-Probleme festgestellt worden. Dabei stütze er sich auf Selbsteinschätzungen und Beobachtungen der freiwilligen Studienteilnehmer.
Zum anderen beklagte er eine massive Untererfassung gesundheitlicher Probleme durch Corona-Vakzine und forderte mehr Anlaufstellen für Betroffene. Die Zahl schwerer Komplikationen nach Impfungen gegen Sars-CoV-2 sei "40-mal höher, als durch das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) bislang erfasst wurde", berichtete auf dieser Basis der Mitteldeutsche Rundfunk, dessen Gesundheitsmagazin Hauptsache gesund Anfang Mai zuerst über die langfristige Beobachtungsstudie berichtet hatte. Damit war die mediale und politische Aufmerksamkeit erst auf die Befragung gelenkt worden.
Denn erst nach den Auftritten von Matthes, der auch eine befristete Stiftungsprofessur am Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Charité innehat, erreichte der Fall auch die politische Ebene. Nach Recherchen des Tagesspiegels hatte Berlins Wissenschaftssenatorin Ulrike Gote (Bündnis 90/ Die Grünen) im Wissenschaftsausschuss des Abgeordnetenhauses auf eine Frage von Tobias Schulze (Die Linke) mitgeteilt, dass die Charité die Studie offline genommen habe.
Die erfolgte Löschung der Charité stelle sich bei näherer Betrachtung "als halbherzig heraus", schrieb auf Telepolis der Wissenschaftsautor Stephan Schleim: "Über den älteren Aufruf bei der Charité kann man sich nämlich immer noch zur Teilnahme anmelden."
Dennoch hat der Fall umgehend entschiedene Kritiker der Pandemiepolitik auf den Plan gerufen. Vor allem auf Twitter wurde die Entscheidung der Charité umgehend politisch interpretiert und der Ablauf verfälscht dargestellt.
"Orwellsche Zustände" etwa sieht der Finanzwissenschaftler Stefan Homburg, der auch auf Demonstrationen von Gegnern der Corona-Politik aufgetreten ist: "Eine Politikerin entscheidet also, was wissenschaftlich korrekt ist und nimmt Unerwünschtes vom Netz", schrieb er unter Bezug auf Gotes Rolle.