Import-Honig: Gepanschter Mix unbekannter Herkunft
Seite 2: Mit speziellen Methoden gehen Imker gegen Fälschungen vor
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Für billigen gepanschten Honig gibt es einige Indizien. Den ersten Hinweis liefert der Preis: Bei einem Honigglas zu drei Euro sollte man misstrauisch werden. Ein zweiter Hinweis ist, wenn der Honig nicht kristallisiert. Falscher Honig wird nicht dickflüssig. Reiner Honig hingegen enthält das Enzym Glukoseoxidase, das dem Honig auf Dauer Wasser entzieht. Dies wiederum führt dazu, dass sich Kristalle bilden. Verbraucherschützorganisationen fordern seit Langem genauere Angaben.
"Die Betrüger nutzen die Lücken in der Lebensmittelüberwachung schamlos aus", kritisiert etwa Chris Methmann von Foodwatch Deutschland. "Erst mit moderneren Analysemethoden können Kontrollbehörden Fälschungen erkennen und dafür sorgen, dass sie vom Markt verschwinden." Foodwatch fordert die Bundesländer auf, die Labore bei der Umrüstung auf modernere Kontrollmethoden finanziell zu unterstützen.
Nektar gehört laut dem Deutschen Berufsimkerbund zu den weltweit am meisten verfälschten Lebensmitteln. Häufig werde reiner Honig mit Zusätzen gestreckt. So werden Farbstoffe oder Fremdpollen hinzugefügt. Dann ist der Honig nicht mehr sortenrein, wird aber als solcher gekennzeichnet.
Um Fälschungen besser zu erkennen, startete der Deutsche Berufs- und Erwerbsimker Bund (DBIB) gemeinsam mit dem Forschungskreis der Ernährungsindustrie e.V. (FEI) ein Forschungsprojekt zum Nachweis der Authentizität von Honig.
Mit einem speziellen Verfahren werden über Massenspektrometrie natürliche Enzyme erfasst, die von den Bienen dem Honig während der Reifung zugesetzt werden. Dafür stellen Imker die nötige Auswahl an verschiedenen Blütenhonigen diverser Bienenrassen zur Verfügung. Ziel ist eine umfangreiche Referenzliste mit nur in reinem Honig natürlicherweise vorkommenden Enzymen.
Honige zu verfälschen, werde somit künftig immer kostenaufwendiger und schwieriger, da die in naturbelassenem Honig vorkommenden Enzyme nur sehr schwer im Industrielabor nachzuahmen seien, hoffen die Imker.
EU ist auf Importe angewiesen
Rund 218.000 Tonnen werden jährlich in der Europäischen Union produziert, dazu kommen 175.000 Tonnen vor allem aus China, der Ukraine, der Türkei und Lateinamerika. Die Deutschen essen im Schnitt pro Kopf mehr als ein Kilo im Jahr – also etwa zwei große Gläser.
Weil deutsche Imker den inländischen Bedarf nicht decken können, werden rund 80 Prozent des Honigs importiert – jedes Jahr rund 80.000 Tonnen. 12.000 bis 13.000 Tonnen kommen jeweils aus Argentinien, Mexiko und der Ukraine. China importiert rund 5.000 Tonnen. Wo der Honig genau herkommt, müssen Produzenten nicht angeben.
Der weltweit größte Honigproduzent und -exporteur ist China mit knapp einer halben Million Tonnen und 132.000 Tonnen Ausfuhren pro Jahr. In der Regel wird der Honig unreif aus den Stöcken entnommen. So können die Bienen die Waben gleich wieder neu mit Nektar befüllen und so immer mehr davon produzieren. Die notwendige Trocknung des Honigs übernehmen dann Maschinen in der Fabrik.
Der hohe Wasseranteil in dem noch unreifen Honig ist allerdings idealer Nährboden für die Hefebildung während langer Transportwege. Das wiederum kann zur Gärung führen. Dies ist an der starken Schaumbildung und dem alkoholischen Geruch direkt nach dem Öffnen zu erkennen.