In allen Wipfeln spürest Du ... den Klimawandel

Die Vereinten Nationen haben 2011 zum "Jahr der Wälder" erklärt

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Das Waldsterben haben Eiche, Buche, Fichte & Co. zwar überlebt, aber so recht zu Kräften gekommen sind sie nicht. Dafür setzen ihnen der Klimawandel und die Verwertungsinteressen der Waldbesitzer zu sehr zu. Und ob das von der UN verkündete "Jahr der Wälder" dem Patienten "Baum" nachhaltig aufhelfen kann, bleibt auch fraglich.

"In der Überzeugung, dass auf allen Ebenen (...) Maßnahmen durchgeführt werden sollen, um die nachhaltige Bewirtschaftung, die Erhaltung und die nachhaltige Entwicklung aller Arten von Wäldern zum Wohl heutiger und zukünftiger Generationen zu stärken", hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen 2011 zum "Jahr der Wälder" erklärt.

Bild: M. S.

Diese Maßnahmen sind angesichts des Verschwindens von jährlich 130.000 Quadratkilometer Waldfläche bitter nötig. Allein Brasilien verliert pro Jahr ca. 30.000 Quadratkilometer. Da Regenwälder das Refugium für die Hälfte aller Pflanzen- und Tier-Arten der Erde bilden, bedeutet das eine massive Bedrohung der biologischen Vielfalt. Zudem tragen die Brandrodungen und Kahlschläge zum Klimawandel bei, denn Bäume dienen als CO2-Speicher. Nach unterschiedlichen Schätzungen sorgt die Freisetzung des durch die Photosynthese gebundenen Kohlendioxids für 17 bis 25 Prozent der weltweiten Emissionen.

Stark gelichtete Baumkronen

Aber auch im "Waldland Deutschland" (O-Ton Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz), steht es nicht zum Besten. "Die Anzahl der gesunden Bäume ist historisch niedrig, und die Anzahl der deutlich geschädigten Bäume ist historisch hoch", sagte der nordrhein-westfälische Umweltminister Johannes Remmel von den Grünen im Dezember bei der Vorstellung des Waldzustandsberichtes. In dem Bundesland haben 23 Prozent des Bestandes stark gelichtete Kronen und kaum Blattwerk an den Ästen. 45 Prozent sind angeschlagen, und nur 32 Prozent stehen voll im Saft. 1984 taten das noch 59 Prozent, während 31 Prozent leichte und zehn Prozent schwere Wachstumsstörungen aufwiesen.

Dabei traf es nicht alle Arten gleich schwer. Besonders schlecht steht es um die deutsche Eiche. Der Anteil von Bäumen mit weit reichenden Lädierungen stieg gegenüber 2009 um 15 auf 54 Prozent. Buchen erholten sich dagegen, weil die Fruchtbildung ausblieb und keine Ressourcen aufbrauchte. Fanden sich im Vorjahr noch 33 Prozent in der obersten Schadensklasse wieder, so waren es 2010 bloß 19 Prozent. Von den übrigen Laubbäumen ordnet der "Landesbetrieb Wald und Holz" 18 Prozent in diese Kategorie ein, fünf Prozent mehr als vor zwölf Monaten. Auch 18 Prozent der Fichten zeigten sich empfindlich angegriffen (2009: 15); Kiefern hielten sich dagegen mit 15 Prozent (2009: 14) etwas besser. Die sonstigen Nadelbäume hatten zu zehn Prozent gravierende Blessuren (2009: 16).

Trockenstress

Als Ursache für den schlechten Allgemeinzustand der Wälder nennt der NRW-Bericht vor allem die klimatischen Veränderungen. "Insbesondere längere Trockenzeiten, kürzere Winter und höhere Temperaturen setzten unserem Wald stark zu", so Remmel. Im Juni und Juli, dem Monat mit den höchsten Durchschnittstemperaturen seit Beginn der Wetter-Aufzeichnungen, verfügten die Böden nicht über ausreichend Wasser, weshalb die Bäume unter "Trockenstress" litten. Die Ozon-Belastung hielt sich dagegen in Grenzen. Obwohl die Werte fünf Mal über der zulässigen Höchstgrenze lagen, führten die Konzentrationen nicht zu Schädigungen. Fleckige Aufhellungen der Blätter oder Verfärbungen als Folge der Einwirkung des äußerst reaktionsfreudigen, für Pflanzen giftigen Gases konnten die Experten nicht feststellen.

Dagegen liefen den Wäldern ein Haufen Schadinsekten über den Weg. Von "einem landesweiten Fraßereignis" in den Eichen-Beständen spricht der in Diensten des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW stehende Christoph Ziegler und sagt für 2011 ein noch größeres Fressen voraus. Die "Eichenfraßgesellschaft" hat besonders in Gestalt des Eichenwicklers und des Frostspanners zugeschlagen. Die Buche blieb dagegen weitgehend verschont. Zwar wechselten vereinzelt Frostspanner von den überfüllten Eichen-Banketten auf die sonst verschmähten Buchen über, aber zu einer größeren Plage wuchs sich das ebenso wenig aus wie das Wirken des Buchenspringrüsslers. Die Fichten litten auch nicht übermäßig am Appetit des Borkenkäfers. Einen "niedrigen Befallslevel" machten die Wald-Inventaristen aus.

Auch Pilz-Krankheiten durch Mehltau oder andere Erreger griffen die Flora an. Zu den Opfern zählten neben der Eiche vor allem die Esche sowie Ahorn und Plantanen. Aber um "höhere Gewalt" handelt es sich hier nicht, wie auch bei der Belastung durch Frostspanner & Co. nicht einfach das Schicksal waltete. So hat die warme und trockene Witterung im Juni die Ausbreitung von Mehltau befördert. Für die Vermehrung der Schadinsekten spielt das Klima ebenfalls eine entscheidende Rolle. Es steuert die Brutentwicklung und Fraßaktivität maßgeblich. Je höher die Temperaturen, desto kürzer die Brutzeit. Pendelt das Thermometer von April bis September zwischen 20 und 30 Grad, erblicken um die drei Käfer-Generationen das Licht der Welt. Manche Weibchen schaffen dann sogar zwei Ei-Ablagen im Jahr und zeugen auf diese Weise sogar noch so genannten Geschwisterbruten. Solche Bruthitze blieb dem Wald trotz der sommerlichen Spitzen-Werte erspart, weshalb die Insekten-Populationen nicht übermäßig zunahmen.

Darüber hinaus haben die in Zeiten der Erderwärmung häufiger auftretenden Stürme auch 2010 wieder gewütet. Der Orkan Xynthia haute in Nordrhein-Westfalen fast so viele Bäume um wie drei Jahre zuvor Kyrill. Vor allem die nur mit flachen Wurzeln ausgestatteten Fichten in ihren großflächigen Schonungen vermochten dem Wind nicht zu trotzen: 400.000 Festmeter gingen zu Boden.

Neben diesen Folgen des Klimawandels nahmen sich die Begleiterscheinungen der Luftverschmutzung bescheidener aus. Der Saure Regen stellt keine allzu große Belastung mehr dar, wenngleich die Langzeitwirkung noch spürbar ist. Die in den 1980er Jahren eingeleiteten Maßnahmen greifen: Die Rauchgas-Entschwefelung von Industrie-Schadstoffen und die Neutralisierung von Stickstoff-Oxiden in Auto-Abgasen durch Katalysatoren haben den pH-Wert des Niederschlages wieder steigen lassen. Das hat die Übersäuerung der Böden unterbunden und so die Produktion von Schwermetall-Ionen gesenkt, welche die Feinwurzeln der Bäume attackieren und damit ihren Nährstoff-Haushalt stören. Und durch den gesenkten Stickstoff-Gehalt der Luft wuchsen sich Eiche, Buche & Co. nicht mehr zu Tode wie in den Hochzeiten des Waldsterbens. Aber noch immer kündet der Waldzustandsbericht auf Basis von Zahlen aus dem Jahr 2007 von einer starken Stickstoff-Überversorgung eines Drittels des Eichen-Bestandes.

Der Befund des Reports hat den Landesumweltminister alarmiert. "Wir müssen uns intensiv mit dem Thema 'Anpassung an den Klimawandel' beschäftigen und unseren Wald auf die Herausforderungen des Klimawandels einstellen", lautet das Fazit von Johannes Remmel. Er kündigte die Ausarbeitung einer neuen Waldstrategie für Nordrhein-Westfalen an und stellte Förderprogramme in Aussicht, welche die Waldbesitzer zum Anpflanzen widerstandfähigerer Gehölze und Baumarten ermuntern. "Vor allem Monokulturen sind für den Klimawandel nicht gerüstet. Wir müssen die ökologische Nachhaltigkeit in den Vordergrund stellen und systematisch unsere Wälder in Mischkulturen mit Nadel- und Laubbäumen umwandeln", meinte der Politiker angesichts der von Kyrill und Xynthia massenhaft gefällten Fichten.

Bild: F.R.

Der Wald als Wirtschaftsgut

Das dürfte sich jedoch als schwierig erweisen, denn der Wald ist nicht zuletzt eine Ware. Und so sieht er auch aus. "Naturbelassen" würde er bloß zu etwas mehr als einem Prozent aus Nadelhölzern bestehen, zu zwei Dritteln aus Buchen- oder Buchen-Mischwäldern und zu 20 Prozent aus Eichen- oder Eichen-Mischwäldern. Tatsächlich aber stellen Nadelhölzer wie Kiefer und Fichte zusammen mit Buchen und Eichen hierzulande drei Viertel des Bestandes; von den übrigen über 60 Arten finden sich kaum Exemplare.

Gerade Fichten erlauben dank ihres schnellen Wuchses kurze Umlaufzeiten und erfreuen sich darüber hinaus wegen ihrer Pflegeleichtigkeit und vielfältigen Verwendbarkeit großer Beliebtheit. Sie gilt als der "Brotbaum der Forstwirtschaft". "Aus Eiche kann man keinen Dachstuhl zimmern", konstatiert Philipp Freiherr zu Guttenberg, der Präsident der Arbeitsgemeinschaft deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW). Der Bruder des Verteidigungsministers kritisiert die Tendenz zum Mischwald, weil der Multikulti-Forst nicht den Markt-Erfordernissen genügt. Mit der Adelsherrlichkeit ist es bei dem Bruder des Verteidigungsministers schnell vorbei, wenn es ums Geschäft geht. Da lässt der Gute lieber die bürgerliche Krämerseele sprechen. "Wir brauchen ertragsstarke Wälder", meint der Freiherr und schwärmt von der ob ihrer Breitstämmigkeit gut verwertbaren amerikanische Douglasie, gegen deren Import sich zu seinem Bedauern noch so mancher seiner Verbandskollegen sträubt.

Auch ohne solch globalisierte Forst-Ökonomie haben Guttenberg & Co. schon ganz ordentlich verdient. Bundesministerin Ilse Aigner, selbst Waldbesitzerin, bezifferte den Umsatz des "Wirtschaftsclusters Holz" für 2009 auf über 100 Milliarden Euro. Da verzichtet niemand so gerne auf seine "Brotbäume", nicht einmal in stürmischen Zeiten. Trotz großer Schäden durch Kyrill wollen längst nicht alle Eigner eines Waldes ihren Betrieb umstellen und von ihren "Holz-Äckern" mit gleichaltrigen Nadelhölzern lassen, auf denen keine stämmigeren Bäume Windschutz gewähren. In Internet-Foren bekennt sich zwar eine Mehrheit zu Mischwäldern, wobei hier laut Definition schon ein 5-prozentiger Fremdanteil die Mischung macht, aber es gibt auch Stimmen wie die des Waldmichels:

Mit meinen 5 ha muss ich natürlich auch auf eine gewisse Wirtschaftlichkeit des Waldes achten. Ich habe jetzt 'nen knappen Hektar mit Douglasie pur aufgeforstet. Was will ich da 'nen Mischwald hinstellen? Da hab ich dann in 50-100 Jahren von jeder Holzart 'ne Handvoll Stämme, und nirgends reichts für 'nen ganzen LKW voll zum Abholen. Und wenn ich dann noch sehe, wie große Flächen vom Sturm Lothar von Staat und Kirche mit Nadel-Monokulturen aufgeforstet werden, dann hat sich das Thema für mich sowieso erledigt. Gerade die könnten doch bei den riesigen Beständen entsprechend agieren, Mischwald anbauen und den dann auch wirtschaftlich unterhalten.

Unökologische Staatswälder

Tatsächlich schützt auch das "Staat vor privat" die Bestände nicht vor unnachhaltiger Bewirtschaftung. Auf den 56 Prozent der Flächen hierzulande, die nicht in Privatbesitz sind, sondern Kommunen, Bundesländern oder dem Bund gehören, geht es ebenfalls recht marktwirtschaftlich zu.

In seinem 2009 veröffentlichten Schwarzbuch Wald registrierte der "Bund für Umwelt und Naturschutz" 50 "widernatürliche" Eingriffe. Er beobachtete vermehrt Kahlschläge, denen allzuoft auch sehr alte Bäume zum Opfer fielen. Dass es unter den Beständen einige Wackelkandidaten gab, diente stets als Vorwand, um im Namen der "Verkehrssicherheit" alles platt und zu Geld zu machen. Einen "hohen Nutzungsdruck" stellte der Verband allenthalben fest. Deshalb durften auf den nunmehr "verkehrssicheren" Flächen der Stadt Meersburg nur Douglasien nachwachsen, deshalb überführte das Forstamt "Pfälzer Rheinauen" Alteichen-Bestände in einen Eschen-Wirtschaftswald und deshalb ersetzte im Rhein-Sieg-Kreis der besonders gut zur Biomasse-Produktion geeignete, kurz gehaltene Niederwald Altbestände.

Neben den steigenden Fäll-Raten moniert der BUND auch den Abtransport von totem Holz, das vielen Tier- und Pflanzenarten als Biotop dient, die Bodenschäden durch Holzernte-Maschinen und die zahlreiche Verstöße gegen die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie. Den keine ausreichende Pflege des Waldes mehr zulassenden Personalabbau und den Verkauf von Waldflächen etwa in Nordrhein-Westfalen bemängelt das Schwarzbuch ebenfalls. "Die Studie zeichnet damit ein erschreckendes Bild der deutschen Waldwirtschaft in den öffentlichen Wäldern deutscher Bundesländer", resümiert die Naturschutz-Organisation. Seiner Vorbild-Funktion wird der Staatswald nach Meinung der Umweltschützer in keiner Weise mehr gerecht.

Bild: F.R.

Forstreformen

Auch die in zahlreichen Bundesländern durchgeführten Forstverwaltungsreformen stießen auf die Kritik des BUND. So hat Bayern 2004 die 128 Forstämter und vier Forstdirektionen aufgelöst und die Aufgaben den Landwirtschaftsämtern zugeschlagen. Zudem verkleinerte die Landesregierung das Forstministerium. 1.000 der 5.000 Forstbeschäftigten kostete das insgesamt ihren Job. Für die Bewirtschaftung des Waldes gründete das Land eine streng ökonomisch ausgerichtete Anstalt öffentlichen Rechts, die Bayerische Staatsforsten. Und deren Leiter Rudolf Freidhager führt sich buchstäblich auf wie die Axt im Walde auf.

"Der Markt ist so aufnahmefähig, dass wir locker das Doppelte einschlagen könnten", schwärmte er einem Zeit-Journalisten vor. Und Freidhager wähnt sich damit noch im grünen Bereich. Mit den gefällten 5,4 Millionen Festmetern läge man noch deutlich unter der Nachhaltigkeitsgrenze, so der Staatsforsten-Chef. Ursprünglich wollte Bayern seinen Wald sogar verkaufen. Aber heftige Proteste verhinderten dies, so dass es nur zu einer kleineren "Reform" reichte, gegen die sich ein Volksbegehren als machtlos erwies.

Die Bundespolitik fördert den Umschlag der Ware "Wald" nach Kräften. Die Bundesregierung reformierte das Bundeswaldgesetz mit der Absicht, "die Rahmenbedingungen für die Forstwirtschaft (...) zu verbessern", und hat den forstwirtschaftlichen Vereinigungen zu diesem Zweck das Recht zugesprochen, das Holz ihrer Mitglieder zu vermarkten. Darüber hinaus haben CDU und FDP die Definition von "Wald" geändert. Kurzumtriebsplantagen, also Äcker mit schnell wachsenden Bäumen und Sträuchern für die Biomasse-Kraftwerke von RWE & Co., fallen nicht mehr unter den Begriff. Deshalb sind die Plantagen nun auch nicht mehr an die entsprechenden Auflagen im Landschafts- und Naturschutzgesetz gebunden.

Forderungen des BUND nach einem Kahlschlagverbot, einer Definition guter fachlicher Praxis und einem Schutz der Buchen-Bestände fanden hingegen keinen Eingang in das Gesetz. Auch für ein Herausnehmen von fünf Prozent der Fläche aus der kommerziellen Nutzung mochten sich die Politiker nicht erwärmen. Entsprechend gut kam die "Reform" in Guttenbergs Welt an. "Waldbesitzer begrüßen Novelle des Bundeswaldgesetzes", vermeldete die AGDW.

Aber der Verband erkennt noch Handlungsbedarf. Von der für das Frühjahr angekündigten "Waldstrategie 2020" verlangt die AGDW, alle Bereiche der Forstpolitik wie Klima, Energie, Naturschutz, Ressourcen-Nutzung und Wirtschaft in einem "integrativen Ansatz" zu bündeln. Und genau dem will Ilse Aigner Folge leisten. "Mit der Waldstrategie 2020 sollen die unterschiedlichen Aspekte der Wirtschafts-, Energie-, Klima- sowie Naturschutzpolitik gebündelt werden", antwortete ihr Ministerium auf eine Telepolis-Anfrage. Für eine weitere Forderung der Waldbesitzer stehen die Chancen auch gut. "Für sie widersprechen sich Walderlebnis und Holznutzung nicht", schreiben Guttenberg & Co. in ihrer Stellungnahme zu dem Vorhaben, "sondern ergänzen sich in einmaliger Weise. Eine Waldstrategie 2020 sollte diese Verknüpfung ebenfalls aufnehmen."

Und die Bundesregierung ist schon fleißig am Verknüpfen. Sie will mit dem deutschen Beitrag zum "Jahr der Wälder" "den Wald als faszinierenden Naturraum und lebendigen Wirtschaftszweig erfahrbar machen". Widersprüche zwischen Ökonomie und Ökologie sieht sie keine. "Nur Absatz ermöglicht Pflege", hält die Ministeriumsveröffentlichung Unser Wald fest, und in Sachen "Artenvielfalt" vermag die Broschüre keine gravierenden Unterschiede zwischen einem naturnah bewirtschafteten Mischwald und einem Naturwald erkennen. "Die Forstwirtschaft in Deutschland ist nachhaltig", heißt es in der Kommunikationsstrategie zum "Jahr der Wälder" ohne Schatten eines Zweifels.

So tischt die Kampagne dann Märchen auf und hat passenderweise neben Goethe, Obelix und Beethoven die Gebrüder Grimm zu Werbeträgern erkoren. "Ohne ihn wären die Gebrüder Grimm sprachlos", prankt etwa auf den Plakaten, obwohl doch Adorno in ihren Werken "kein Wald je beschrieben oder auch nur charakterisiert" fand.