Indien: Der Heilsbringer im Griff der Schlangen, die er nährte
Seite 2: Eine Million junger Inder, die monatlich auf den Arbeitsmarkt kommen
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Zudem werden für immer mehr Inder die offensichtlichen Widersprüche in den Versprechen des Heilsbringers offensichtlich. Um die Umwelt möchte er sich kümmern und gleichzeitig Wachstum schaffen. Aber auch der heilige Ganges, den Modi reinigen wollte, ist vier Jahre nach dessen Versprechen, an vielen Stellen dreckiger als zuvor.
Von seinem Versprechen vor den Wahlen 2014, bis zum Jahr 2022 100 Millionen neue Jobs zu schaffen, hat sich Modi verabschiedet. Vor den jetzigen Wahlen wählt er die Bezeichnung: Millionen von Jobs. Aber bei einer Million junger Inder, die monatlich auf den Arbeitsmarkt strömen, wird niemand kurzfristig genügend Stellen herbeizaubern können - schon gar nicht die Hochqualifizierten, die Modi verspricht.
Selbst der größten Arbeitgeber des Landes, die indische Bahn, konnte trotz gewaltiger Kraftanstrengungen dieses Jahr nur 90.000 Stellen ausschreiben, worauf sich dann 25 Millionen Inder bewarben.
Smart Citys?
Ja, Smart Citys entstehen, aber nur für die obere Mittelklasse. Doch auch dabei lassen die Baukonzerne Modi hängen. Aus Kostengründen bleiben die meisten Smart Citys ohne eigene, dezentrale Wasserreinigungsanlagen, obwohl auch Indiens Wasserprobleme immer größer werden.
So stehen selbst die Straßen von Vorzeigestädten wie die in Gurgaon (Süd-Delhi) jeden Monsun unter Wasser, was dann dazu führt, dass das staatliche Abwasser-System überläuft: alles zusammen fließt dann in den Jamuna River und der in den Ganges.
Die Proteste gegen die Kupferfabrik setzen Modi noch anderweitig unter Druck. Da der Unmut über die Toten Umwelt-Demonstranten in Tamil Nadu nicht abklingt, beschloss die dortige Regierung eilig ein Verbot, Einwegplastik zu produzieren oder zu verkaufen - das Gesetzt wird zum 1. Januar 2019 in Kraft treten.
Dieses Verbot hat Modi landesweit erst für 2022 angekündigt. Gefeiert wird er für diese reine Ankündigung nur im Ausland, so wie Angela Merkel ebenfalls nur im Ausland als Klimakanzlerin (für ihre Ankündigungen) gefeiert wird. Auch in Deutschland hat in Wirklichkeit die Wirtschaft Vorfahrt und das mit der sauberen Umwelt klappt nur, solange die dreckige Produktion billig ausgelagert werden kann.
Doch Auslagern kann sich Indien noch nicht erlauben. Dazu wird die Erde nicht größer, nur weil alle mehr produzieren. So kann nur die Zivilbevölkerung mit Druck von der Straße dafür sorgen, dass Indien doch noch die Kurve bekommt.
Den Konzernchefs wie Anil Agarwa wird es egal sein, wer nächster Premierminister Indiens wird: Starkes "Wachstum" (ohne neue Arbeitsplätze) wird auch für 2019 vorausgesagt. Dazu hatte Agarwa auch schon vor Modi erstklassige "Freunde" innerhalb der Kongress Partei, die ihm Sondergenehmigungen für sein Kupferwerk Sterlite ausgestellt haben.