Indien: Handabhacker zu Gefängnisstrafen verurteilt
Die Islamisten hatten einen Hochschullehrer verstümmelt, weil er in einer Prüfung einen Text verwendete, in dem ein Schizophrener namens Muhammad mit seiner Einbildung spricht, die er "Gott" nennt
Gestern verurteilte ein Gericht im südwestindischen Bundesstaat Kerala 13 Islamisten zu Gefängnisstrafen zwischen drei und acht Jahren, weil sie sich an der Vorbereitung und Durchführung der Verstümmelung des ehemaligen Hochschullehrers T.J. Joseph beteiligt hatten. Ob sie dabei das Urteil eines so genannten "Taliban-Gerichts" vollstreckten, konnte in dem Prozess nicht vollständig geklärt werden.
Die Tat, die bereits fünf Jahre zurückliegt, nahm ihren Lauf, als Studenten Flugblätter verteilten und Demonstrationen veranstalteten, auf denen sie behaupteten, der damalige Lehrbeauftragte für die in Kerala gesprochene dravidische Sprache Malayalam habe in einer Semesterabschlussprüfung am katholischen Newman College in Thodupuzha im März 2010 einen Text verwendet, der den islamischen Religionsstifter beleidigen würde. Der Katholik bestritt das und verwies darauf, dass er die Passage, in der die Prüflinge Kommata setzen sollten, einem vom Newman College genehmigten Lehrbuch entnommen hatte.
In dem Dialog, den sich der malayamsprachige Filmemacher P.T. Kunju Muhammad für seinen 1999 erschienenen Film Garshom ausgedacht hatte, spricht ein Schizophrener mit sich selbst und fragt einen eingebildeten Gott, wie er Makrelen zerteilen soll. Der Gefragte, den sich sein Hirn einbildet, ist von den ständigen Fragen offenbar so genervt, dass er den Frager einen "Hurensohn" und einen "Hund" nennt. Bei der Szene, die er auch in seinem Lehrbuch Methodologie des Drehbuchschreibens zitiert, ließ sich P.T. Kunju Muhammad nach eigenen Angaben von einem echten Schizophrenen inspririeren, den er am Straßenrand bei einem solchen Dialog belauscht hatte.
Joseph nannte den Schizophrenen in seiner Prüfung "Muhammad" - nach eigenen Angaben wollte er sich damit auf den Filmemacher beziehen. Die radikalen Studenten interessierte diese Erklärung allerdings wenig. Nachdem die Lokalpresse über den Fall berichtete, suspendierte das Newman College den Lehrbeauftragten und die Polizei leitete Ermittlungen wegen des Verdachts auf strafbare Blasphemie ein. Dazu wurde Joseph sogar kurzzeitig festgenommen, blieb aber nach Zahlung einer Kaution von der Untersuchungshaft verschont.
Radikalen Islamisten reichte das nicht. Sie sorgten dafür, dass Joseph am 4. Juli 2010 auf dem Weg zu seiner katholischen Kirche von acht Männern aus seinem Auto gezerrt wurde und die Hand abgehackt bekam. Weil das am helllichten Tag geschah und weil einen umsichtiger Nachbar die Hand sofort in Eis packte, konnten Ärzte am Nirmala-Krankenhaus die Hand in einer sechzehnstündigen Operation wieder annähen. Danach verlor Joseph allerdings (trotz eines Freispruchs im Blasphemieverfahren) seinen Posten am Newman College, was zu finanziellen Schwierigkeiten führte, in deren Folge sich seine Frau umbrachte.
Die Täter, die sich teilweise im 1.100 Kilometer entfernten Bombay versteckten, wurden erst nach und nach ermittelt. In Dokumenten und Datenträgern, die sie bei Haus- und Bürodurchsuchungen beschlagnahmten, fanden die Ermittlungsbehörden Hinweise auf Drahtzieher in der Moslempartei PFI. Andere moslemische Organisationen wie die Indian Union Muslim Leage (IUML) verurteilten den Anschlag auf Joseph dagegen als "unislamisch".
In Kerala sind nur etwa 55 Prozent der knapp 35 Millionen Einwohner Hindus. Der Anteil von Moslems (25 Prozent) und Christen (20 Prozent) ist hier höher als in anderen indischen Bundesstaaten. Derzeit wird Kerala von einer Koalition unter Führung der Kongresspartei regiert, die sich seit den 1950er Jahren mit den Kommunisten abwechselt. Die Hindu-Partei BJP, die seit dem letzten Jahrin Neu-Delhi regiert, wirft beiden Parteien vor, im Kampf gegen den islamischen Extremismus in Kerala vollständig versagt und eine Gefahr für ganz Indien geschaffen zu haben. Im Wahlkampf hatte sie immer wieder auf den Fall Joseph verwiesen, der ihr als einer der wichtigsten Belege dafür diente.
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