Indirekte Werbeträger für Auspeitscher und Salafisten?

Der FC Bayern München steht nach einem Trainingslager in Katar und einem Testspiel in Saudi-Arabien zunehmend in der Kritik

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Als er auf die Arbeitsbedingungen der hinduischen Quasi-Sklaven beim Bau der WM-Stadien in Katar angesprochen wurde, da meinte der FC-Bayern-Ehrenpräsident Franz-Beckenbauer, er habe bei seinen Reisen dorthin nie Menschen in Ketten oder mit "Büßerkappen" [sic] gesehen. Ähnlich könnten Spieler und Funktionäre des Vereins antworten, wenn man sie auf die Auspeitschung des Bloggers Raif Badawi in Saudi-Arabien ansprechen würde, wo der Verein am 17. Januar ein Testspiel gegen den saudischen Club al-Hilal absolvierte.

Auch da hätten sie sagen können, sie hätten gar nichts von Badawis Auspeitschung gesehen. Die findet nämlich nur Freitags vor der al-Jafali-Moschee in Dschidda statt. Und letzte Woche wurde sie verschoben, weil ein Arzt Bedenken hatte, dass der wegen "Lächerlichmachens religiöser Figuren des Islam" Verurteilte die nächsten 50 Hiebe auf den noch nicht verheilten Rücken nicht überlebt. Aber man hätte davon lesen können. In der FAZ, bei Telepolis oder in der Bild-Zeitung.

Das Regime im wahabitischen Ölkönigreich sah das Testspiel des FC Bayern offenbar als willkommene Gelegenheit, Imagepflege zu betreiben, wie eine Pressekonferenz Josep Guardiolas mit dem dem Gastgebervereinschef Abdulrahman al-Hilal bin Saud in Riad zeigte. Auf der meinte der Bayern-Trainer, es sei "eine Ehre, hier zu sein". Das sagte Guardiola einen Tag nachdem in Mekka ein Frau ohne Betäubung öffentlich geköpft wurde.

Beim FC Bayern betont man, von den Saudis nicht direkt für das Testspiel und für diesen Auftritt bezahlt worden zu sein. Der Süddeutschen Zeitung teilte ein Vereinssprecher mit, die Geldzahlung für das Spiel sei komplett über die Firma Volkswagen gelaufen, die ihr eigenes Image bei den Ölscheichs aufbessern will.

Bayern-München-Trainer Josep Guardiola: Sehr engagiert für die Unabhängigkeit Kataloniens, aber weniger engagiert für Menschenrechte. Foto: Thomas Rodenbücher. Lizenz: CC BY 2.0

Anders als bei vergangenen Reisen in autoritäre Orientländer regt sich inzwischen aber auch in der Politik Kritik an dem Verein, dessen prominente Vertreter von Ulrich Hoeneß über Karl-Heinz Rummenigge und Franck Ribéry bis hin zu Breno Vinícius Rodrigues Borges in letzter Zeit häufiger mit Strafverfahren auffielen als mancher Motorradclub.

Die Bundestags-Sportausschussvorsitzende Dagmar Freitag von der SPD meinte, Fußballer sollten sich "der Menschenrechtslage bewusst sein und durchaus mal ein Zeichen setzen". Die "starke Stimme", die der Sport ihrer Meinung nach hat, nutzt er "leider nicht an den Stellen, an denen es sinnvoll und hilfreich wäre".

Auch Özcan Mutlu, der sportpolitische Sprecher der Grünen, verlautbarte, es sei "sehr bedauerlich", dass der FC Bayern die Gelegenheit ausgelassen habe, "ein starkes Signal für Demokratie und Menschenrechte zu setzen". Und Christoph Strässer, der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, gab zu Protokoll, man dürfe vor Menschenrechtsverletzungen nicht "die Augen verschließen", sondern müsse sich sich mit ihnen beschäftigen. Dabei könne der Sport "einen wichtigen Beitrag leisten".

Dass die nächsten 19 Wochen jeden Freitag ein Blogger ausgepeitscht werden soll, ist allerdings nicht das einzige Problem, das es in Saudi-Arabien gibt: In diesem Feudalstaat ist der Wahabismus Staatsreligion - eine spezielle Ausprägung des Salafismus. Dem beim baden-württembergischen Verfassungsschutz beschäftigten Islamwissenschaftler Benno Köpfer zufolge gab Saudi-Arabien in der Vergangenheit "sehr viel Geld aus", um in Deutschland Salafisten zu fördern. Dieses Geld war seiner Einschätzung nach "wesentlich" für das Wachstum der Bewegung.

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