Irakische Armee beginnt mit der Rückeroberung von Tikrit

Von der Offensive gegen den IS, an der maßgeblich schiitische Milizen beteiligt sind, hängt auch die Zukunft der irakischen Regierung ab

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Das große militärische Ziel im Kampf gegen den IS im Irak ist die Rückeroberung von Mosul. Voraussetzung dafür ist die Einnahme von Tikrit. Die Stadt, 130 Kilometer nördlich von Bagdad gelegen, markiert einen wichtigen strategischen Punkt. Tikrit liegt auf der Verkehrshauptachse, die Mosul und Bagdad verbindet. Von dort gibt es auch eine wichtige Verbindung nach Kirkuk. Im Sommer letzten Jahres hatte der IS die Stadt erobert und in der Nähe der Stadt ein Massaker unter schiitischen Rekruten der irakischen Armee angerichtet. Auf der nahegelegenen Speicher-Militärbasis sollen IS-Milizen angeblich bis zu 1.700 schiitische Rekruten getötet haben.

Die damit verbundenen Grausamkeiten und Demütigungen wurden vom IS propagandistisch mit wenig Zurückhaltung in allen Kanälen ausgestellt. Es passt zu gut zum Krieg gegen die verschmähten Schiiten. Tikrit wird mehrheitlich von Sunniten bewohnt, es ist die Hauptstadt des Gouvernements Salah ad-din, des erfolgreichsten Gegners der Kreuzritter. Auch Saddam Hussein, dessen Heimatstadt Tikrit war, schmückte sich mit dem Glanz Salah ad-dins. Sunnitische Stämme liefen zum IS über, anfänglich wurden die Erfolge der IS-Milizen als "sunnitische Revolution" gefeiert.

Zweimal hat die irakische Armee bisher Versuche unternommen, Tikrit zurückzuerobern, vergeblich. Heute hat nach wochenlanger Vorbereitung (vgl. Irakische Regierung und Kurden wollen mehr Waffen) die nächste Offensive begonnen. Premierminister Abadi appellierte an die Armee, die Zivilbevölkerung zu schonen, und an die Zivilbevölkerung, ihre Wohnungen zu verlassen und an die sunnitischen Stämme, die Seiten zu wechseln, es werde Amnestie gegeben. Großayatollah Sistani hatte schon vor Wochen an die schiitischen Milizen appelliert, Vergeltungsaktionen, mit denen sie viel böses Blut machten, zu unterlassen.

Etwa 30.000 Mann, unterstützt von der irakischen Luftwaffe, von Kampfbombern und Hubschraubern sollen an der Offensive beteiligt sein, die von drei Seiten aus durchgeführt werde. Die Truppen setzen sich zusammen aus Soldaten der irakischen Streitkräfte, als geschätzte Zahl taucht 12.000 auf, sowie 15.000 Mitglieder der schiitischen Milizen (Popular Mobilisation - Hashd al-Shaabi) und einige tausend Kämpfer von sunnitischen Stämmen. Es liegt viel daran, ob die Zusammenarbeit funktioniert.

Ob die USA aus der Luft unterstützend eingreifen, darüber gibt es noch keine verlässlichen Informationen. Laut Berichten, die sich auf die Nachrichtenagentur Farsnews stützen, soll Qassem Soleimani, Kommandeur der Al-Quds-Einheit der Revolutionären Garden Irans, angeblich bei der Koordination der Operation mithelfen.