Iran-Wahl: Reformer Rohani gewinnt deutlich
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Hohe Wahlbeteiligung und bis Mitternacht geöffnete Wahllokale: Es stand viel auf dem Spiel
Es ging um viel bei der gestrigen Präsidentschaftswahl in Iran. Das Land musste sich entscheiden zwischen der Fortsetzung von Hassan Rohanis Öffnungskurs oder einer erneuten Abschottung und Radikalisierung, für die der erzkonservative Ebrahim Raisi steht. Die Wahlbeteiligung war hoch. Schon am frühen morgen bildeten sich lange Schlangen vor den Wahllokalen.
Am frühen Abend wurde deren Öffnung bis Mitternacht verlängert. Gut 70 Prozent der Iraner gingen an die Urne - und die Stimmauszählung wurde zur Zitterpartie. Auch weil zu befürchten war, dass es erneut zu Wahlfälschungen kommen könnte wie im Jahr 2009, die zu einem landesweiten Aufstand führten, der brutal niedergeschlagen wurde.
In den Achtzigern hatte Raisi tausende politische Gefangene hinrichten lassen
Am frühen Morgen konnte dann aufgeatmet werden. Nach ersten Hochrechnungen liegt Amtsinhaber Rohani mit 58 Prozent der Stimmen deutlich vorne. Am Vormittag verkündete auch das Innenministerium Rohanis Sieg. Mit Raisi wäre ein Rückfall in düstere Zeiten zu erwarten gewesen. In den Achtzigern hatte er tausende politische Gefangene hinrichten lassen, vielen Iranern gilt er als Psychopath. Außerdem hatte er außenpolitisch einen offenen Konfrontationskurs mit Saudi-Arabien angepeilt.
Ähnlich wie Ahmadenejad hatte er den Wählern finanzielle Wohltaten versprochen, konnte damit aber keine Mehrheit überzeugen. Zu tief sitzt dem Land noch die Wirtschaftskrise im Nacken. Viele haben verstanden, dass einfache Antworten auf schwierige Fragen keine Lösung sind - und dass das Land vor allem in Hinblick auf die komplexe Weltlage einen besonnenen Präsidenten braucht.
Rohani hat seine Wähler vor allem in der jungen gebildeten Schicht und unter jungen Frauen. Mehrfach hatte er sich für Frauenrechte eingesetzt und dem religiösen Establishment offen widersprochen. Das kam gut an im Land. Auf der anderen Seite ist aber auch Rohani ein Vertreter des Systems, dessen innenpolitische Reformversuche nur zaghaft sind. So ist die Menschenrechtslage nach wie vor katastrophal. Regimekritiker landen regelmäßig im Gefängnis. Es gibt Folter. Und die Todesstrafe wird exzessiv angewandt - gut 530 mal allein im Jahr 2016.
Keineswegs freie und demokratische Wahlen
Auch wenn die Wahl ohne nennenswerte Zwischenfälle ablief, sollte man sich keine Illusionen machen: Es handelt sich hier keineswegs um freie und demokratische Wahlen. Der Einfluss der Wähler in Iran ist stark eingeschränkt, ebenso wie die Handlungsfreiheit von Parlament und Staatspräsident.
Über ihnen stehen der Wächterrat sowie Revolutionsführer Ayatollah Ali Chamenei. Sie haben in allen politischen Belangen das letzte Wort, können jederzeit in die Regierungsarbeit eingreifen und auch Beschlüsse der Regierung blockieren. Sie entscheiden außerdem, wer für das Präsidentenamt kandidieren darf. Ernstzunehmende Systemkritiker hätten gar keine Chance, auf dem Wahlzettel zu landen.
Und so kam es, dass auch Ex-Präsident Mahmoud Ahmadinejad nicht erneut antrat. Bereits früh hatte er seine Kandidatur verkündet und sich ins politische Tagesgeschäft eingemischt. Doch zwischen ihm und Chamenei herrscht seit Jahren eine Eiszeit. Chamenei legte ihm nahe, auf die Kandidatur zu verzichten. Letztlich versuchte Ahmadinejad dann aber doch, sich registrieren zu lassen - und wurde abgelehnt. Ebrahim Raisi wurde unter den Hardlinern als möglicher Nachfolger des gesundheitlich angeschlgenen Chamenei gehandelt. Das dürfte sich nun mit der verlorenen Wahl erledigt haben.