Iran gibt weitere Details zu seiner neuen Kryptowährung bekannt
Digitalgeld könnte dabei helfen, US-Sanktionen zu umgehen
Der mit der iranischen Zentralbank verbundene Finanzdienstleister ISC hat Details zur geplanten iranischen Kryptowährung bekannt gegeben. Seinen Angaben nach setzt sie auf die quelloffene Hyperledger-Blockchain-Technologie auf, die bislang vor allem für "smarte" Verträge und Lieferketten eingesetzt wird. Das digitale Prägen der Währung soll der iranischen Zentralbank vorbehalten sein - privates Mining ist nicht vorgesehen.
Bereits vorher hatte der iranische Regierungsberater Amir Hossein Davaie verkündet, dass die neue Digitalwährung, die bislang noch keinen Namen hat, erst einmal nur zur Abwicklung von Geschäften zwischen Finanzdienstleistern zur Verfügung stehen wird. Später sollen sie dann vielleicht auch von Privatleuten erworben werden können.
Venezuelas Petro erfüllt Hoffnungen bislang nicht
Auch wenn es nicht in den offiziellen Verlautbarungen steht, gehen Beobachter davon aus, dass ein wichtiger Anreiz, die Kryptowährung zu entwickeln, in deren Potential liegen dürfte, damit die seit dem 7. August erneut geltenden US-Sanktionen zu umgehen. Ob sie dazu tatsächlich taugt, hängt davon ab, wie leicht und für US-Behörden unauffällig sich das Kryptogeld in andere Währungen konvertieren lässt. Deshalb dürfte ihm nach seiner Einführung das gleiche Schicksal drohen wie Venezuelas am 20. Februar vorgestellter Kryptowährung Petro, deren Kauf die USA ihren Staatsbürgern am 19. März verboten.
Dort - in Venezuela - soll die Kryptowährung nun auch dazu dienen, den papierenen Bolívar zu stabilisieren, dem man wegen der gigantischen Inflation gerade fünf Nullen strich, nachdem zehn Millionen Bolívar nur noch etwa einem US-Dollar entsprechen. Bislang scheint das trotz einer theoretischen Deckung des Petro mit Venezuelas Ölreserven nicht zu klappen: Die galoppierende Inflation geht auch nach der Nullenstreichung weiter und wird den Schätzungen des Weltwährungsfonds IWF nach 2018 bei einer Million Prozent liegen.
Die Inflation führt in Verbindung mit staatlich festgesetzten Preisen dazu, dass es viele Waren nur auf Schwarzmärkten oder gar nicht zu kaufen gibt. Deshalb verlassen nicht nur Produzenten und Händler, die keine Verluste machen wollen, sondern auch andere Venezolaner das Land - vor allem in Richtung Kolumbien und Brasilien. Die zusammen mit der Währungsreform verkündete Erhöhung des Mindestlohns um das 59-Fache dürfte angesichts dieser Inflation nur ein Strohfeuer sein, das bald wieder verloschen ist.
Auch andere Kryptowährungen sollen wieder zugelassen werden
Der iranische Rial verlor seit der Ankündigung der US-Sanktionen zwar ebenfalls an Wert, aber mit einer Inflation, die offiziell bei gut zehn und inoffiziell bei gut 200 Prozent liegt, bei weitem nicht in dem Ausmaß wie der venezolanische Bolívar. Auch die Wirtschaft entwickelt sich im Iran zwar sanktionsbedingt schlecht, aber bei weitem nicht so schlecht wie in Venezuela, wo sie den IWF-Zahlen nach in den letzten sechs Jahren um 60 Prozent geschrumpft ist.
Angeblich will der Iran ab September auch andere Kryptowährungen wieder zulassen, die die dortige Zentralbank erst am 22. April mit dem Verweis auf Geldwäsche und die angebliche Außerlandesbringung von umgerechnet zweieinhalb Milliarden Dollar verbot. Dazwischen liegt die Auswechslung des Zentralbankchefs im Juli. Diese Kryptowährungen haben zwar ebenfalls Potenzial zur Umgehung von Sanktionen, können aber von US-Behörden beschlagnahmt werden.
Nach dem Wiederinkrafttreten der US-Sanktionen verabschieden sich europäische Unternehmen aus dem persischen Markt, weil die Verbote nicht nur amerikanische, sondern auch europäische Unternehmen betreffen. Auch sie dürfen mit iranischen Kunden oder Partnern weder Dollar- noch Goldgeschäfte machen. Bis November sollen außerdem alle Öleinfuhren aus dem Iran gestoppt werden (vgl. "Das größte Problem ist, eine Bank zu finden, über die legale Iran-Geschäfte abgewickelt werden können").
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