Iran und Saudi-Arabien

Seite 3: Schlussfolgerung

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Iran und Saudi-Arabien gehören zu den die Menschenrechte massiv verletzenden Staaten. Dabei fanden, wie es veranschaulicht wurde, im Iran die grausamen Gesetze und Praktiken erst seit der Herrschaft der Mullahs im Iran in 1979 Anwendung.

Diesen wichtigen Hintergrund übersehen meiner Ansicht nach populistische Journalisten und Wissenschaftler. Das gilt auch auf der Ebene des außenpolitischen Verhaltens.

Die Monarchie pflegte sehr gute Beziehungen zu den Arabern, zu Israel und dem Westen. Iran und Saudi-Arabien waren religiös und machtpolitisch Rivalen, konnten aber sehr gut miteinander umgehen. Der Schah und der saudische König Faisal gehörten zu den Initiatoren der Gründung der "Organisation der Islamischen Konferenz" im Jahr 1969, der größten Organisation in der Region.

Die israelischen Mannschaften waren bei den Asienspielen 1974 in Teheran anwesend. Heute sind iranische Sportler gezwungen, Israelis aus dem Weg zu gehen, auch wenn es um ein Finale und Goldmedaille gehen sollte.

Die Islamische Republik wurde zum erbitterten Feind Amerikas und Israels. Die "Mossadegh-Legende" als Erklärung für die Feindschaft gegen die USA wird von etlichen populistischen Journalisten und Experten völlig vage und gesinnungsethisch beschrieben, zumal man auch anderen Herrschern gegenüber feindlich gesinnt ist und andere Staaten (Vietnam), die viel mehr unter US-Untaten litten, sich längst von nationalen Interessen schadenden hysterischen Feindschaften befreit haben.

Saudi-Arabien gehörte zu den ersten Staaten, die Khomeini zum Revolutionssieg gratulierten und die Islamische Republik Iran anerkannten. König Khalid von Saudi-Arabien schickte den Generalsekretär der Organisation der Islamischen Konferenz, um der neuen iranischen Regierung zu gratulieren, und er gab eine Erklärung ab, in der er die Gründung der Islamischen Republik als "Vorläufer für weitere Nähe und Verständnis" zwischen Saudi-Arabien und dem Iran bezeichnete (vgl auch hier).

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Aber Ayatollah Khomeini rief die arabischen Bevölkerungen auf, sich gegen die von den USA unterstützen Tyrannen zu erheben. Es war zwar Saddam Hussein, der im September 1980 Iran angriff, der Ayatollah provozierte jedoch besonders Saddam Hussein, in dem er ständig die irakische Armee und Bevölkerung zum Aufstand gegen Saddam Hussein aufrief.

In einer Reihe vor einmischenden, provozierenden und terroristischen Aktivitäten versuchten die Mullahs, die arabischen Golfstaaten zu destabilisieren, was ein Faktum ist und von ranghohen Iranern selber konzediert wurde (vgl. auch hier und hier).

Die bis dahin zerspaltenen Araber einigten sich und aus Furcht vor Ayatollah Khomeinis ausgerufenem "Export der Revolution" (in der Verfasssung verankert) gründeten sie den Golfkooperationsrat (GCC) in 1981. Während des Iran-Irakkrieges hob der Ayatollah öfters hervor: "Rah-e Qods az Karbala Migozarad: Der Weg nach Jerusalem führt über Kerbela".

Der Iran provozierte Saudi-Arabien durch mehrere subversive Aktivitäten. Beispielsweise im Jahr 1985, als die Koffer iranischer Pilger wider deren Wissen durch iranische Geheimagenten mit Sprengstoff präpariert wurden. Dies wurde auf dem Flughafen von saudischen Polizisten entdeckt und der Anschlag so vereitelt. Ähnlich auch die darauffolgenden 1986 von Teheran angestifteten politischen Demonstrationen von Pilgern in Mekka (mit "Tod Amerika"- und "Tod Israel"-Slogans), welche zum Tode von über 400 Pilgern und einigen saudischen Sicherheitskräften führten.

In einem Brief an Ayatollah Khomeini hatte sein damals noch designierte Nachfolger Ayatollah Hossein-Ali Montazeri den Gründer der Islamischen Republik vor den Folgen derartiger Abenteuer gewarnt: "Weitsichtige informierte Anwesende von uns meinen, dass nicht alle Schuld die Saudis tragen. Das Desaster hätte vermieden werden können, wenn unsere Leute nicht so unerfahren und aggressiv gehandelt und dem Feind einen Vorwand geliefert hätten. Die Saudis haben letztes Jahr uns gegenüber im Falle der präparierten Sprengstoffsätze in den Koffern der Pilger Milde walten lassen und die peinlich prekäre Angelegenheit heruntergespielt und nicht weiterverfolgt. Wir sind dadurch aber noch weiter ermutigt worden, anstatt den Vorfall adäquat zu untersuchen."

In Saudi-Arabien herrscht eine nicht-revolutionäre, extrem konservative Monarchie. Sie meidet Krisen und radikale Veränderungen. Sie könnten das Königshaus treffen wie auch der "Arabische Frühling", an dem die Scheichs in Riad vorbeigeschrammt sind. Die Saudis sind i.d.R. für den Fortbestand des Status Quo. Anders als der revolutionäre Iran, der von Krisen und Aggression lebt.

Die Iranische Revolution und Ayatollah Khomeini stellten die Konstellationen und das Beziehungsgeflecht auf den Kopf. Ohne diesen Hintergrund, den Populisten ausblenden, kann der heutige Nahe Osten nicht verstanden werden. Manche Experten kritisieren permanent den jungen Militaristen, den saudischen Kronprinzen Mohammad bin Salman.

Den jungen Scheich muss man nicht mögen, schon gar nicht nach der Jamal-Khashoggi-Affäre. Doch Riad hat die Politik der Geduld und Zurückhaltung gegenüber dem Iran in eine aggressiv-militärische umgewandelt. Ein derartiges Verhalten praktiziert die Islamische Republik seit vierzig Jahren.