Irans neue Superwaffe: Hyperschall-Rakete "Fattah"

Bild: Irans staatliche Nachrichtenagentur Irna, Twitter

Ukraine-Krieg verstärkt Aufrüstungsspirale in den Machtblöcken. Israel kontert mit Ankündigung eines Super-Abwehrsystems. Hat Russland bei der iranischen Hyperschall-Missile mitgeholfen?

Iran ist stolz auf seine technischen Fähigkeiten. Das hat die Islamische Republik bereits bei Verhandlungen zu seinem Nuklear-Programm deutlich gemacht. Vor zehn Tagen lancierte das Land einen Coup in dem Sektor, dem seit dem Ukraine-Krieg besondere Aufmerksamkeit sicher ist.

Mit großem Pomp, in einer Art Staatsakt, ließ die Teheraner Führung die Welt wissen, dass man eine Hyperschall-Rakete entwickelt hat – "aus eigener Kraft", wie die staatliche Nachrichtenagentur Iran herausstellte.

Geschwindigkeit: 15.000 km/h - "in 400 Sekunden" in Tel Aviv

Geht es nach Teheraner Produktbeschreibungen, so ist die "Fattah" unglaublich schnell unterwegs – mit 15.000 Stundenkilometern – und kann weite Strecken zurücklegen: 1.400 Kilometer. Einmal abgefeuert würde sie Tel Aviv in 400 Sekunden erreichen, hatten die Revolutionären Garden (IRGC) bereits im November zuvor Richtung Israel kommuniziert.

Derartige iranische Drohungen werden in Israel, auch wenn die üblichen Übertreibungen seitens der feindlichen Garden eingepreist werden, sehr ernstgenommen. Iran hatte in den letzten Jahren mehrfach demonstriert, wie zielsicher seine Raketen und Drohnen sind.

So blieb die Reaktion auf die Behauptungen von IRGC-Spitzenkommandeuren, wonach "kein Raketenabwehrsystem der Welt" der neuen iranischen Waffe gewachsen sei, nicht aus.

Der Ankündigung einer iranischen Superwaffe folgte die Ankündigung eines Super-Abwehrsystems für Super-Missiles.

Sky Sonic: Abwehr "aller Arten von Hyperschall-Bedrohungen"

Der staatliche israelische Rüstungskonzern Rafael, Entwickler von Iron Dome und David's Sling, gab bekannt, dass man einen Abfangjäger namens Sky Sonic entwickle, der, so die Botschaft, die vor zwei Tagen über die Nachrichtenagentur Reuters in die Welt geschickt wurde, das Land "in die Lage versetzen wird, alle Arten von Hyperschall-Bedrohungen abzufangen - ballistische Hyperschall-Raketen und Hyperschall-Marschflugkörper".

Das System, so die Reuters-Meldung werde nächste Woche auf der Paris Air Show vorgestellt.

Tags darauf, am gestrigen Donnerstag, brachte der britische Telegraph ein paar weitere Einzelheiten zum Rafael-Programm: ein Super-Weapon-Video zum Sky Sonic Interceptor. Es zeigt, wie eine Abfangrakete von einer Bodenbatterie abgefeuert wird, dann löst sich der Sprengkopf und fliegt auf eine ankommende Rakete zu.

Die Behauptungen, die sich hier streiten, wären auf iranischer Seite, dass die Fattah nicht abzufangen ist, weil zu schnell und zu raffiniert in ihrer Manövrierfähigkeit, und auf israelischer Seite eben das militär-technische Knowhow, das dem gewachsen ist und sich von solchen Anpreisungen nicht beeindrucken lässt.

"Die Wahrheit wird ans Licht kommen"

Auf "Skepsis im Westen" und Zweifel an den Fähigkeiten der neuen Waffe (zu lesen etwa hier und hier) folgte die Ansage aus Iran, dass die Wahrheit an dem Tag ans Licht kommen werde, "an dem solche Waffen zum Einsatz kämen, und die USA seien nur deshalb skeptisch, weil die Technologie ihre Bemühungen um Waffenverkäufe in die Region untergrabe" (Al-Jazeera).

Wann das Abwehrsystem Sky Sonic fertig sein würde, steht laut Aussagen des Herstellers Rafael noch nicht fest, wie aus dem Telegraph-Bericht hervorgeht. Man werde bald Flugtests machen, heißt es lediglich. Das israelische Militär habe sich zu der Ankündigung noch nicht geäußert.

Es geht, wie immer, auch um Märkte:

Die Ankündigung deutet auf eine mögliche neue Ära der europäischen Luftverteidigung hin, in der Israel - das auch Deutschland ein 3 Milliarden Pfund teures Arrow-3-Abfangsystem verkauft - eine wichtige Rolle spielt.

Telegraph

Vor dem Hintergrund der größeren Frontstellungen, die sich durch den Ukraine-Krieg, daraus folgende Bündnisse und Waffenlieferungen, verschärfen, ist interessant, was der belgische Journalist Elijah J. Magnier, bekanntlich gut vernetzt mit Teheraner Kreisen, zur behaupteten Eigenständigkeit der Entwicklung der iranischen Hyperschall-Rakete kommentiert.

Moskaus Hand?

Er geht von einer deutlichen Mitwirkung Russlands aus:

In einer verblüffenden Wendung der Ereignisse hat Russland einen kalkulierten Schlag gegen die Vereinigten Staaten und Israel geführt, indem es den Iran mit fortschrittlichen Hyperschallraketen ausrüstete (…). Die Auswirkungen dieses strategischen Manövers sind weitreichend und könnten das Machtgleichgewicht in der unbeständigen Region des Nahen Ostens neu bestimmen.

Elijah J. Magnier

Diese Behauptung findet sich allerdings bis dato in keinem Bericht eines größeren Mediums bestätigt. Magnier erwähnt auch, dass Russland seine Beteiligung am iranischen Raketenprogramm "nicht öffentlich zugegeben" habe und verweist gleichzeitig darauf, dass Iran wiederholt versucht habe zu leugnen, dass man Drohnen an Moskau geliefert habe.

Dass russische Hilfe trotz der öffentlichen Diskretion im Fall der Hyperschallwaffe im Spiel ist, belegt der belgische Journalist, der ein scharfer Kritiker der USA, der Nato und der Politik der westlichen Gemeinschaft ist, auf einen Kooperationsvertrag zurück, den Russland und Iran nach Beginn des Krieges in der Ukraine schlossen.

Dies habe den Weg "für die Überführung Tausender iranischer Drohnen nach Moskau" geebnet und spielt nach Auffassung des gut vernetzten Journalisten auch eine Rolle bei der Entwicklung der Hyperschall-Rakete.