Isar Aerospace in den Startlöchern: Deutscher Raketenhersteller vor erstem Testflug

Der Triebwerkstest am 14. Februar
(Bild: Isar Aerospace)
Erster privater Allzugang aus Europa: Münchner Raumfahrt-Startup wartet auf Startgenehmigung für seine Rakete Spectrum. Triebwerkstest war erfolgreich.
Das deutsche Raumfahrtunternehmen Isar Aerospace steht kurz vor seinem ersten Raketenstart. Wie das Münchner Startup am Freitag mitteilte, absolvierte die erste Stufe seiner Trägerrakete Spectrum Mitte Februar erfolgreich einen Triebwerkstest am Andøya Spaceport in Norwegen.
Wie das Portal Ars Technica berichtet, wäre es der erste Startversuch eines privaten Raumfahrtunternehmens in Westeuropa.
Bei dem Test am 14. Februar wurden erstmals alle neun Aquila-Triebwerke der 28 Meter hohen und zwei Meter durchmessenden Erststufe für 30 Sekunden gezündet.
Nachdem bereits Ende 2022 die zweite, von einem einzelnen Triebwerk angetriebene Raketenstufe die Zündungsprüfung bestanden hatte, ist die gesamte Rakete damit flugtauglich und wartet nun auf ihre Startfreigabe durch die norwegische Luftfahrtbehörde.
"Wir sind fast bereit für den Testflug. Wir brauchen nur noch die Genehmigung", sagte Daniel Metzler, Mitbegründer und Geschäftsführer von Isar Aerospace. Laut Unternehmenssprecherin Tina Schmitt soll der Start "so bald wie möglich" nach Erhalt der Lizenz erfolgen. Der genaue Termin werde im Zuge des Genehmigungsverfahrens festgelegt.
Einstufiger Test mit Nutzlast bis zu einer Tonne
Die zweistufige Rakete vom Typ Spectrum ist für den Transport von Nutzlasten bis zu einer Tonne in den erdnahen Orbit ausgelegt. Als Treibstoff kommt eine Mischung aus flüssigem Sauerstoff und Propan zum Einsatz. Beim Jungfernflug, der in eine polare Umlaufbahn führen soll, wird die Rakete noch keine Satelliten an Bord haben.
"Der Flug wird der erste integrierte Test von Zehntausenden von Komponenten sein", erklärte Technikchef und Mitgründer Josef Fleischmann. "Unabhängig davon, wie weit wir kommen, wird dieser erste Testflug hoffentlich eine enorme Menge an Daten und Erfahrungen liefern, die wir für künftige Missionen nutzen können."
Für Isar Aerospace ist das Erreichen der Startreife ein Meilenstein. "Das ist für sich genommen bereits ein riesiger Erfolg", so Meltzer. "Und während Spectrum bereit für seinen ersten Testflug ist, befinden sich die Trägerraketen für den zweiten und dritten Flug bereits in der Produktion."
Vom Start-up zum Vorreiter in nur fünf Jahren
Isar Aerospace wurde 2018 von drei Absolventen der Technischen Universität München gegründet und hat sich in nur fünf Jahren zum am besten finanzierten deutschen Raumfahrt-Startup entwickelt. In mehreren Finanzierungsrunden sammelte das Unternehmen über 400 Millionen Euro ein.
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"Indem wir vom europäischen Festland aus Zugang zum Weltraum ermöglichen, stellen wir ein wichtiges Mittel bereit, um Souveränität und Widerstandsfähigkeit zu gewährleisten", so Meltzer.
Neben den Raketen entwickelt und fertigt Isar Aerospace fast alle Komponenten selbst, inklusive der Aquila-Triebwerke.Dies gebe dem Unternehmen "maximale Flexibilität und Unabhängigkeit," erklärte Fleischmann.
Sollte der erste Flug gelingen, wäre Isar Aerospace das erste privat finanzierte europäische Unternehmen, das einen Satelliten in die Erdumlaufbahn befördert. Bislang ist der französisch-deutsche Staatskonzern Arianespace der einzige Startdienstleister auf dem Kontinent.