Ist Afrin jetzt Teil der türkischen Provinz Antakya?

Seite 3: Nächstes Ziel: Manbij und Tel Abjad

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Trotz der Aufstockung der in Manbij stationierten US-Soldaten um weitere 500 und der Stationierung von 140 französischen Soldaten hält Erdogan an seinen nordsyrischen Eroberungsplänen fest und riskiert einen kriegerischen Konflikt mit den USA und Frankreich.

Dabei attackiert er besonders Frankreich und liefert dem IS hilfreiche Details., Türkische Medien veröffentlichten einen Tag, nachdem Präsident Macron mitgeteilt hatte, Frankreich würde Manbij gegen einen Einmarsch der Türkei ebenfalls verteidigen, fünf militärische Positionen der Franzosen in Nordsyrien, die bisher nicht bekannt waren.

An die USA und Frankreich gerichtet lässt er über die Zeitung Yeni Safak verkünden: "Die Grenzen, die Sykes-Picot nach dem ersten Weltkrieg gezogen haben, gelten nicht mehr."

Die nordirakische Zeitung Rudaw berichtet, dass Anfang dieser Woche eine britische Delegation ranghoher Politiker von der Labour-Partei und der britische Abgeordnete LIoyd Russel-Moyle nach Nordsyrien gereist seien, um sich mit der PYD-Führung zu treffen. LIoyd Russel-Moyle setzt sich für eine Unterstützung der syrischen Kurden und ihrer Verbündeten in den SFD ein und fordert, die Waffenlieferungen an die Türkei einzustellen.

Ob die Briten nun ebenfalls militärische Unterstützung nach Manbij schicken, ist nicht bekannt. Jedenfalls scheint die türkische Regierung darüber not amused gewesen zu sein. Postwendend wurde eine klare Botschaft übermittelt: Als sich die britische Delegation in der Stadt Dêrik nahe des Grenzübergangs Semalka zum Nordirak aufhielt, bombardierte die türkische Armee einen nahegelegen Kontrollposten der YPG/YPJ und der nordsyrischen Polizei Asayish. Dabei wurden Mitglieder der YPG sowie der Asayish verletzt. Der irakisch-kurdische Sender Kurdistan 24 News sowie andere Medien berichten, dass etwa 50 französische Soldaten im syrischen Grenzort Tal Abyad angekommen seien.

Beim Treffen des russischen Präsidenten Putin, des iranischen Präsidentin Rouhani und Erdogans in Ankara am Mittwoch bekräftigten alle drei, den Kampf gegen "Terroristen und Separatisten" in Syrien zu unterstützen und eine Spaltung Syriens verhindern zu wollen. Dabei blieb allerdings unklar, wer wen als Terrorist oder Separatist versteht. Zwar bekräftigte Putin, die Kurden gehörten an den Verhandlungstisch, erläuterte allerdings nicht, welche Fraktion er meint.

Die Bandbreite der kurdischen Gruppen ist groß, denn die kurdische Bevölkerung ist auch in Syrien nicht homogen. Wie die Wahlen im vergangenen Dezember gezeigt haben, scheint zwar eine Mehrheit der kurdischen Bevölkerung das demokratische "Modell Rojava" der amtierenden Partei PYD zu unterstützen. Es gibt aber auch die kurdische ENKS, die eher ein feudal-konservatives Modell ähnlich wie im Nordirak favorisieren, und es gibt islamistische Kurden, die in den türkischen Hilfstruppen dienen.

Auf die beiden letzteren Gruppen baut Erdogan. Während des Treffens ließ er keinen Zweifel daran, dass es ihm weniger um den Kampf gegen den IS, als um ein anderes Ziel geht: "Ich möchte betonen, dass wir nicht aufhören werden, solange wir nicht die Sicherheit in allen von der YPG kontrollierten Regionen, vor allem in Manbidsch, gewährleisten können", sagte er.