Ist Sojaöl schlecht für die körperliche und psychische Gesundheit?

Soja-Feld in Sambia. Bild: Hippopx.com/CC0

Nach einer Studie könnte das in den USA am meisten produzierte und konsumierte Pflanzenöl nicht nur Fettleibigkeit oder Diabetes fördern, sondern auch neurologische Schädigungen - zumindest bei Mäusen

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In Südamerika wurden und werden Wälder zum Anbau von Soja abgeholzt. Fast 90 Prozent der Sojaproduktion stammt aus genveränderten Sojabohnen. Trotzdem wird Soja als gesundes und veganes Lebensmittel gehandelt, das oft auch als Fleisch- oder Milchersatz verwendet wird, da es neben mehrfach gesättigten Fettsäuren und wichtigen Mineralstoffen viel pflanzliches Protein enthält. In den USA ist Sojaöl das am weitesten verbreitete Speiseöl mit einem Anteil von 90 Prozent.

Wissenschaftler der University of California, Riverside, haben schon 2015 herausgefunden, dass Sojaöl Mäusen nicht guttut. Sie hatten die Wirkung von Sojaöl bei Mäusen mit der von gehärtetem Kokosfett und Fruktose, die als Dickmacher gilt, getestet. Dabei ergab sich, dass eine Ernährung mit viel Sojaöl gesundheitlich schlechter als mit viel Kokosfett oder Fruktose ist, weil die Mäuse viel stärker zunahmen - 25 Prozent als mit Kokosfett - und Adipositas entwickelten, eine zusätzliche Beigabe von Fruktose, also von Zucker, erhöhte die Verfettung nicht, sondern senkte sie sogar. Daneben entwickelten die mit Sojaöl gefütterten Mäuse vermehrt eine Fettleber und eine Insulinresistenz und erkrankten häufiger an Diabetes. In einer Studie aus dem Jahr 2017 stellten sie fest, dass Sojaöl, bei der die Menge an Omega-6-Linolsäure gesenkt wurde, weniger Fettleibigkeit und Insulinresistenz zu bewirken scheint.

Sojaöl wirkt auf den Hypothalamus bei Mäusen ein

In einer neuen Studie, die in der Zeitschrift Endocrinology erschienen ist, kommen sie nach weiteren Experimenten mit Mäusen zu dem Schluss, dass Sojaöl möglicherweise neurologische Schäden wie Autismus, Demenz, Alzheimer, Angst und Depression fördern kann oder mit diesen verbunden ist. Zumindest bei Mäusen, deren RNA sequenziert wurde, um veränderte Genexpression zu analysieren, wirkt Sojaöl auf den Hypothalamus ein, der viele Prozesse steuert, darunter metabolische Prozesse, Körpertemperatur, Müdigkeit, Hunger, Glukosehomöostase etc., zudem gibt er Neurohormone ab und ist an der Verhaltens- und Angststeuerung beteiligt.

Die Wissenschaftler hatten männliche Mäuse mit Sojaöl mit hohem Anteil an Linolsäure, mit reduziertem Anteil an Linolsäure oder mit Kokosöl gefüttert. Hier wirkten sich die beiden Formen des Sojaöls auf den Hypothalamus aus, während die Folgen von Kokosöl vernachlässigbar klein waren. Beeinflusst wird offenbar vor allem das Gen Oxt, das Oxytocin ausschüttet, das sowohl als Hormon als auch als Neuotransmitter wirkt und mitunter populär "Liebeshormon" genannt wird. Oxytocin ist nach den Wissenschaftlern an der Kontrolle der Nahrungsaufnahme und der Energieverausgabung beteiligt. Beide Sojaölsorten senken die Oxytocin-Konzentration. Aber sie wirken auch auf etwa 100 weitere Gene ein, die wiederum mit neurologischen Schäden verbunden sein können. So wird das Gen Avp hochgefahren, das in Verbindung mit Schizophrenie gebracht wird, ebenso Hcrt (Depression, Angst, Schmerz) oder Pcsk1n, das in Verbindung mit dem Protein ProSAAS ein Alzheimer-Risiko indiziert.

Die Studie konnte natürlich nicht nachweisen, dass Sojaöl solche Schäden verursacht, zudem ist keineswegs sicher, dass es auf Menschen genauso wirkt wie auf männliche Mäuse. Es müsste zunächst auch erst geprüft werden, ob die Folgen für weibliche Mäuse ähnlich sind. Noch wichtiger ist, dass auch nicht nachgewiesen wurde, welche Bestandteile von Sojaöl für die Wirkung auf den Hypothalamus verantwortlich ist. Auszuschließen ist nur Linolsäure, da es keinen Unterschied zwischen Sojaöl mit hohem oder geringem Anteil an Linolsäure gibt, es soll auch nicht Stigmasterin sein, da dessen Zugabe an das Kokosöl die Oxt-RNA nicht erhöht.

Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass ihre Studie die allgemein gehegte Annahme, dass gesättigte Fettsäuren schlecht und ungesättigte gut seien, in Frage stellt. Sojaöl enthält mehrfach ungesättigte Fettsäuren, ob das gut sei, müsse erst bewiesen werden. Dagegen enthalte Kokosöl gesättigte Säuren, was aber kaum Folgen für die Genexpression im Hypothalamus habe. Mitautorin Poonamjot Deol rät auf jeden Fall dazu, den Konsum von Sojaöl zu reduzieren. Viele Sojaprodukte wie Sojamilch oder Tofu würden aber nur geringe Mengen an dem Öl enthalten, dafür aber essentielle Fettsäuren und Proteine, erklärt die Toxikologin und Zellbiologin Frances Sladek, die die Studie geleitet hat.