Japan nimmt kommerziellen Walfang wieder auf
Jetzt startete die letzte "wissenschaftliche" Waljagd, Japans Austritt aus dem internationalen Moratorium wird nicht nur verurteilt
Japan hat im Dezember letzten Jahres beschlossen, sich aus der International Whaling Commission (IWC) zurückzuziehen und wieder mit dem kommerziellen, unbeschränkten Walfang zu beginnen. Bislang hatte man die Lücke nach dem Beginn des Moratoriums 1982 genutzt, um Wale für "wissenschaftliche Zwecke" zu jagen. Das hat Japan auch unter dem Grund gemacht, "wissenschaftlich" die Bestände zu überprüfen, um die kommerzielle Jagd wieder aufnehmen zu können. Betrieben wurde die Jagd vom Institute of Cetacean Research).
Neben Japan haben Norwegen, Island und Russland das Moratorium abgelehnt, Russland hat aber 1986 trotzdem das letzte Mal Wale kommerziell gejagt, Japan 1987 damit aufgehört, während vor allem Norwegen den kommerziellen Walfang immer betrieben hat, seit 2006 auch Island. 2017 fingen die beiden Staaten zusammen 449 Mink- oder Zwergwale. Für indigene Völker wie den Eskimos gibt es Ausnahmeregelungen.
Genehmigt für angeblich wissenschaftliche Zwecke hat Japan nach der IWC im Jahr 2017 462 Minkwale und 134 Seiwale getötet und geschlachtet. Auffällig ist, dass die seit Ende der 1980er Jahren aus wissenschaftlichen Gründen geschlachteten Wale, die in Wirklichkeit kommerziellen Zielen dienen, kaum mehr von den Japanern konsumiert werden. Wurden in den 1960er Jahren von den Japanern noch 200.000 Tonnen Walfleisch verbraucht, sind es jetzt noch zwischen 3000 und 5000 Tonnen. Anzunehmen ist, dass auch nicht wesentlich mehr konsumiert wird, wenn mehr auf dem Markt erhältlich ist.
Gründe für Japans Entscheidung
Was auf dem Spiel steht, ist das Ende der der Walfangbranche. Jetzt müssen die japanischen Schiffe, die alt sind und ersetzt oder modernisiert werden müssten, weit und zu hohen Kosten in die Antarktis fahren. Wenn man nahe um Japan in der Ausschließlichen Wirtschaftszone, also in der 200-Meilen-Zone (320 km) , Wale jagen würde, sinken die Kosten und könnte man auch kleinere Schiffe einsetzen. Neben den aktuellen ökonomischen Interessen waren die Vertreter der japanischen Regierung nicht angetan davon, dass das Moratorium verlängert werden sollte. Schon lange wird Druck ausgeübt, dass Moratorium zu beenden. Das IWC wies auch die japanische Forderung zurück, relativ häufige Wale für den kommerziellen Walfang freizugeben.
Hinter dem Austritt aus dem IWC stehen aber auch weiterreichende Gründe. Die konservative japanische Regierung fürchtet weitere Restriktionen für den Fischfang. Die wären auch dringend notwendig, um die Fischbestände vor hemmungsloser Ausbeutung mit immer besseren Techniken zu schützen. So wird in Japan viel Thunfisch verzehrt, dessen Bestände dramatisch zurückgehen. Japan wollte, unterstützt durch Taiwan, Südkorea und die USA, die Fangquote letztes Jahr um 15 Prozent erhöhen, scheiterte jedoch an der Western and Central Pacific Fisheries Commission.
Ganz frei ist die Waljagd auch ab Juli nicht. Festgelegt werden Orte und Quoten für Walarten, die dazu dienen sollen, ihren Bestand nicht zu gefährden. Unklar ist, ob dann wesentlich mehr Wale als jetzt aus "wissenschaftlichen Zwecken" getötet werden, Japan demonstriert dadurch aber, dass man sich nicht mehr unbedingt an internationale Verpflichtungen halten will. Denkbar wäre, dass Südkorea, Taiwan oder Russland dem Schritt folgen könnten. Allerdings könnten andere Länder dann Japan in Fischereiangelegenheiten schneiden.
Durch den Schritt jagt Japan zwar an seinen Küsten Wale, stellt aber die "wissenschaftliche" Jagd in der Antarktis ein, was die dortigen Bestände schont. So begrüßt die Organisation Sea Shepherd, die Japans Walfangaktivitäten verfolgt und gestört hat, sogar die Entscheidung, weil damit die Wale in der Antarktis nicht mehr gejagt würden. Das sei auch ein Erfolg der Tier- bzw. Walschützer und würde es jetzt eher ermöglichen, ein antarktisches Schutzgebiet einzurichten.
Nach Umfragen scheint der Wunsch, Walfleisch zu verzehren, eher noch bei älteren Menschen vorhanden zu sein - aus nostalgischen Gründen. Allgemein haben die Japaner ihre Ernährung auf mehr Fleisch umgestellt. 1960, als Walfleisch boomte, verzehrte jeder Japaner durchschnittlich 5.2 kg, 2016 waren es mit 31.6 kg sechsmal so viel, während der Fischverzehr von 27.8 kg leicht auf 24.6 kg zurückging. Pro Kopf isst ein Japaner jetzt etwa 50 g Walfleisch pro Jahr.
Vergangenen Samstag starteten die japanischen Schiffe zur letzten "wissenschaftlichen" Waljagd. 8 Minkwale wurden bereits getötet, bis April sollen es 80 werden. Erkundet werden dabei auch Gebiete, die dann für den kommerziellen Walfang interessant sein könnten.