Japanischer Spielefrühling
Seite 2: "Atelier Shallie": Alchemie ohne Zeitlimit
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Die Atelier-Reihe ist nicht so bekannt wie "Final Fantasy", kommt aber inzwischen auf 16 Hauptspiele. In Europa ist Atelier Shallie: Alchemists of the Dusk Sea für die PS3 von Tecmo Koei der neunte Teil. Er schließt die "Dusk"-Trilogie ab, die vor zwei Jahren mit Atelier Ayesha: The Alchemist of Dusk startete.
Die beiden Alchemistinnen Shallotte und Shallistera versuchen die Welt vor der Austrocknung zu retten. Beide tragen den Spitznamen Shallie und der Spieler wählt nach dem Prolog die Protagonistin aus.
Die Auswahl beeinflusst die Story stärker als im direkten Vorgänger "Atelier Escha & Logy". Während Shallotte vor allem den Respekt ihrer Mitmenschen gewinnen und eine gute Alchemistin werden möchte, handelt Shallistera aus selbstlosen Motiven: Sie möchte ihr Heimatdorf retten, das unter der Dürre leidet.
Spielerisch hat die Auswahl kaum Auswirkungen. Abgesehen von ein paar Änderungen ist "Alchemists of the Dusk Sea" ein typisches "Atelier"-Game. Die wesentlichen Aufgaben sind die Erkundung der Welt mit den damit verbundenen Kämpfen und die Arbeit in der Alchemiewerkstatt.
Anders als in vielen Rollenspielen stellt die Protagonistin nahezu alle Ausrüstungsgegenstände, Heiltränke und Waffen selbst her. Wer sich in Online-Rollenspielen dem Craften, also der Herstellung von Ausrüstung, verschreibt, findet Gefallen am "Atelier"-Konzept. Der Spieler verbringt ebenso viel Zeit im Alchemielabor wie in den Kämpfen.
Anfangs ist das sehr einfach: Die Protagonistin sucht die passenden Gegenstände und stellt daraus die erste Medizin her. Mit der Zeit gewinnt das System deutlich an Komplexität. Verschiedene Zutaten haben unterschiedliche Eigenschaften, die das Endprodukt beeinflussen. Zudem kann die Alchemistin spezielle Aktionen einsetzen und so das Hergestellte weiter verbessern. Im Vergleich zu den Vorgängern ist das System übersichtlicher, aber die Herstellung mächtiger Gegenstände erfordert nach wie vor überlegtes Handwerken und die Suche nach seltenen Zutaten.
Dazu durchstreift die ausgewählte Shallie zusammen mit ihren Begleitern, die sich ihr im Lauf der Story anschließen, die Welt. Einige Gegenstände sammelt sie als Ressourcen direkt ein. Diesmal darf die Protagonistin an bestimmten Orten zur Spitzhacke und zur Angel greifen. Einige Items erhält sie nur durch das Besiegen der aggressiven Monster.
Die Kämpfe verlaufen rundenbasiert mit jeweils drei aktiven Helden. Übrige Begleiter warten in der zweiten Reihe. Sie können zur Verteidigung einspringen und an verketteten Angriffen teilnehmen. Nur die Shallies dürfen die hergestellten Gegenstände wie Bomben oder Heiltränke verwenden und deren Stärke bestimmt maßgeblich das Kampfgeschehen. Zum Ausgleich können die Mitstreiter neben normalen Angriffen auch Spezialfähigkeiten einsetzen.
Das Kampfsystem ist im Vergleich zu den anderen beiden Dusk-Titeln einfacher. Zwar gibt es weiterhin verkettete Angriffe, aber nicht in der Tiefe wie bei "Escha & Logy". Auch spielt die Position keine Rolle mehr. Bei "Ayesha" bewirkten Angriffe von hinten mehr Schaden, Schläge aus nächster Nähe konnten den Gegner zurückwerfen.
Die größte spielerische Änderung kommt für Kenner der Serie einer Revolution gleich: Das Entwicklerstudio Gust hat das Zeitlimit entfernt. Damit verschwindet das gewohnte Dreijahreslimit der Vorgänger: Reisen, Kämpfen, Sammeln und Alchemie verbrauchten Zeit. So bestimmte Ressourcenmanagement maßgeblich den Erfolg. Wer zu lange immer gleiche Gebiete aufsuchte, um in den Kämpfen Erfahrung zu gewinnen oder wer zu oft immer gleiche Gegenstände herstellte, um den Heiltrank ein wenig zu verbessern, dem lief am Ende die Zeit davon.
Stattdessen ist "Atelier Shallie" in Kaptiel unterteilt. Jedes beginnt mit einer zentralen Aufgabe wie beispielsweise dem Erkunden eines neuen Gebiets. Hat der Spieler dieses erledigt, warten zahlreiche zusätzliche Herausforderungen wie das Besiegen bestimmter Monster oder die Herstellung eines Items mit bestimmten Eigenschaften. Davon muss der Spieler nur jeweils einen Teil absolvieren, um in der Story voran zu kommen und zum nächsten Kapitel zu wechseln.
Die Grafik ist noch hübscher als beim Vorgänger, auch wenn die Story-Elemente weiterhin ohne aufwändige Zwischensequenzen erzählt werden. Die größte Schwäche liegt in der technischen Umsetzung: Immer wieder ruckelt das Spiel, was besonders beim Erkunden ärgerlich ist: Gelingt dem Spieler ein gut getimter Schlag vor einem Kampf, startet die Gruppe mit einem Vorteil. Das Timing wird unnötig durch die Ruckler erschwert.
Die europäische Version hatte zudem zum Release einen schweren Bug, der im späteren Spielverlauf zum Absturz führte, für den Gust aber inzwischen einen Patch veröffentlicht hat. Dafür ist ein Fehler der anderen beiden "Dusk"-Spiele behoben: Trophäen-Informationen werden nicht mehr auf Japanisch gespeichert, sondern in Englisch.
Durch das fehlende Zeitlimit ist das Spiel entspannter und wird denjenigen gefallen, die bisher wegen der Begrenzung einen Bogen um die "Atelier"-Spiele gemacht haben. Veteranen werden jedoch ein wenig enttäuscht sein, da erfolgreiches Ressourcenmanagement zu dem gehört, was die Serie besonders machte.
Insgesamt ist "Alchemists of the Dusks Sea" ein sehr gutes JRPG mit schöner Story, netten Kämpfen und vor allem einem hervorragenden Alchemie-Sytsem zum Herstellen von Gegenständen. Die technischen Mängel trüben das Vergnügen. Das fehlende Zeitmanagement ist Geschmackssache. "Atelier Shallie" wurde nicht auf Deutsch übersetzt, aber der Spieler darf zwischen englischer und japanischer Sprachausgabe wählen.
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