Jemen: Was kann China, was der Westen nicht kann?

Seite 2: Ein kleiner Hauch von Frieden

Auf dem Festland herrscht derweil ein kleiner Hauch von Frieden: Die saudischen Luftangriffe, an denen sich zeitweise auch die Vereinigten Arabischen Emirate beteiligten, wurden schon vor über einem Jahr eingestellt.

Zu teuer, was Geld und Image angeht, waren die Angriffe, bei denen in einigen Fällen Hunderte auf einen Schlag getötet wurde.

Gleichzeitig wurden wiederholt Ziele in Saudi-Arabien und den Emiraten beschossen; ein gutes Zeichen dafür, dass die iranischen Revolutionsgarden die Houthi mit Waffen mit größerer Reichweite versorgten.

Das Besondere an der Waffenruhe

Das Besondere an der Waffenruhe ist: Weder die Houthi-Führung noch die Regierung wurden vorher gefragt. Die Waffenruhe handelt saudische und iranische Vertreter vor einigen Monaten direkt untereinander aus.

Der Grund dafür ist aber nicht allein das Streben Chinas in die Region.

Neben den beiden großen Konfliktparteien und einer von den Vereinigten Arabischen Emiraten unterstützten Organisation namens "Südlicher Übergangsrat", die für eine Abspaltung des Süd-Jemen eintritt, und derzeit mit der Regierung verbündet ist (was sich immer wieder mal ändert), haben im Jemen auch Gruppen Zuflucht gefunden, die sich dem "Islamischen Staat" oder al-Qaida zurechnen.

Und einmal durch den Oman hindurch, über die Meerenge zwischen dem Persischen Golf und dem Indischen Ozean hinweg, gibt es im Iran eine Region, in der überwiegend Araber:innen leben und in der Anschläge auf Militäreinrichtungen und andere staatliche Infrastruktur sehr oft passieren. Auch hier rechnen die Behörden die Anschläge oft dem Islamischen Staat zu.

Wie groß seine Reichweite ist, zeigte sich, als 2017 mehrere Anschläge in Teheran verübt wurden. Die Befürchtung, die auf beiden Seiten geäußert wird, ist, dass sich Syrien und Irak in Saudi-Arabien und im Iran wiederholen könnten.

Im Oman wird nun versucht, zwischen Saudi-Arabien und dem Iran, den Houthi und der Regierung einen Waffenstillstand auszuhandeln. Im dritten Schritt soll dann ein Friedensvertrag unterzeichnet werden.

Geld

Doch die Gespräche ziehen sich hin. Man möchte gleich alle Fragen auf einmal klären: Gesellschaft, das politische System, die Wirtschaft. Die Einnahmen aus der Öl- und Gasförderung müssen aufgeteilt werden. Die Gehälter von öffentlichen Bediensteten gezahlt werden. Und dabei spricht man immer über Geld, das man nicht hat.

Die Geberlaune im Westen ist gering, im vergangenen Jahr musste die UN sogar zeitweise die Versorgung der notleidenden Bevölkerung einstellen, weil nur zehn Prozent der erforderlichen Gelder zur Verfügung standen.

Der Westen

Und gleichzeitig hat man es immer wieder auch mit westlichen Regierungen zu tun, die bremsen: Ja, man will den Krieg beenden. Ja, man will so wenig wie möglich zahlen. Aber nein, man müsse auch verhindern, dass China, Russland im Nahen und Mittleren Osten weiter an Einfluss gewinnen.

Denn alle wissen, dass der Preis für dieses Engagement hoch sein könnte: Man sieht die militärischen Gebärden Chinas gegenüber Taiwan, fürchtet eine Präsenz an für den internationalen Handel wichtigen Schiffahrtswegen, an weltweit wichtigen Ressourcenlagern. Doch selbst die Rolle zu füllen, dazu kann man sich nicht durchringen.

Zumal China auch etwas anzubieten hat, was der Westen nicht erfüllen kann: Man kümmert sich nicht um Menschenrechte und autokratische Regierungen. Und ist deshalb im einschlägigen Milieu herzlich willkommen.