Johanna von Orleans
Luc Besson's monumentale Geschichtsverfilmung mit Staraufgebot
Nach seinem letzten Film "Das fünfte Element" wendet sich Luc Besson der Geschichte zu - in Form der heiligen Johanna von Orleans. Mit dem historischen Stoff befindet sich Besson in bester Gesellschaft: kaum eine historische Persönlichkeit, die derzeit nicht von den Filmschaffenden unter die Lupe genommen wird. Besson's Variation der heiligen Johanna beschäftigt sich mit einer hinlänglich bekannten Geschichte: die Jungfrau befreit ihr Land von den englischen Eroberern, gerät danach immer mehr ins Abseits und endet zu guter Letzt als Ketzerin auf dem Scheiterhaufen.
Mit einem Budget von 80 Millionen Mark konnte Besson Stars wie Dustin Hoffman, Faye Dunaway oder John Malkovich für sein Projekt gewinnen. Diese hochkarätige Besetzung findet sich in der Reihe der Nebendarsteller wieder, denn die Johanna wird von Milla Jovovich verkörpert, die schon das fünfte Element mimte.
Im Jahre 1429 ist halb Frankreich von den Engländern belagert. Am Hofe des Prinzen Claude von Frankreich (John Malkovich) erscheint ein 16jähriges Mädchen (Milla Jovovich), dem ein eigenartiger Ruf vorauseilt. Sie wird von der Landbevölkerung wie eine Heilige verehrt, da sie mit einer Prophezeiung den Glauben zurückbringt. Sie behauptet eine Erwählte Gottes zu sein, die ihr Volk zum Frieden führen soll. Nach kurzem Zögern kann der Prinz überzeugt werden, der jungen Frau eine Armee zur Verfügung zu stellen, mit deren Hilfe zunächst die Stadt Orleans befreit werden soll.
Besson's Johanna hat kaum Probleme die mittelalterlichen Kriegsführer um sich zu vereinen und ihren unkonventionellen Plan zur Befreiung der Stadt zu verwirklichen. Ihr Fanatismus erleuchtet zwar nicht alle Kriegsherren gleichermaßen, aber dennoch folgen sie der jungen Frau mehr oder weniger widerspruchslos. Nach einer wahren Schlachtorgie sammeln sich die unterlegenen Engländer, um die Stadt zurück zu erobern. Johanna reitet dem aufgestellten Heer entgegen und kann die Engländer zum friedlichen Rückzug erweichen.
Diese Vorgänge mögen historisch belegt sein, glaubhaft dargestellt sind sie nicht. Anstatt die Vielschichtigkeit der jungen Frau zu thematisieren, verliert sich der Film in Nahaufnahmen der Hauptdarstellerin. Die Charakterisierung einer Frau, die sowohl als Heilige, Hexe, Mystikerin und Armeeführerin galt, geht gründlich daneben. Das größte Problem des Films ist seine Hauptdarstellerin, die ihre Johanna zur Hysterikerin verkommen läßt. Pathos ist nicht mit Tiefe gleichzusetzen, aber das scheint bei diesem Dreh niemand bemerkt zu haben.
Der Prozess, bei dem Johanna den Engländern als Bauernopfer preisgegeben wird, verkommt bei Besson zum Possenspiel. Johanna wird entweder von ihren Visionen oder ihrem personifizierten Gewissen (Dustin Hofmann) geplagt. Das Interesse am Seelenleben der Hauptfigur ist zu diesem Zeitpunkt schon derart ausgeschöpft, dass der Zuschauer das bekannte Filmende herbeisehnt.
Johanna von Orleans
Regie: Luc Besson
Länge: 141 min.
Kinostart: 13.01.00