Journalisten boykottierten EXPO-Empfang zum Tag der Deutschen Einheit

Keine Fotos und Fernsehbilder aus Hannover

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Die Feierlichkeiten auf dem EXPO-Gelände zum Tag der Deutschen Einheit nahmen wie gewohnt ihren Gang. Alle 16 Bundesländer boten auf den EXPO-Bühnen ein buntes Programm. Als der Bundeskanzler endlich aus Dresden eintraf und die Fernsehteams und Fotografen ihre Kameras aufbauten, mussten sie feststellen, dass von der zugewiesenen Position keine Bilder zu machen waren. Unzufrieden und murrend zog die Teams wieder ab und warteten auf den nächsten Termin. Zwei Stunden später sollte im Deutschen Pavillon der offizielle Empfang sein, doch als man die Lokalität besichtigte, stand für alle fest, dass man so nicht arbeiten wollte. Alle Fernsehteams und Fotografen boykottierten geschlossen die Veranstaltung.

Solche Arbeitsbedingungen wie im Deutschen Pavillon beim Empfang der Bundesregierung zum Tag der Deutschen Einheit wollten sich das SAT1-Fernsehteam, die Deutsche Welle und auch das EXPO-TV nicht bieten lassen. Ebenso verweigerten diverse Fotoreporter unter diesen "miserablen Arbeitsbedingungen" eine Bild-Berichterstattung.

Bereits bei der ersten Präsentation des Kanzlers auf der EXPO zum Tag der Deutschen Einheit wurden die Teams weit ab von der eigentlichen Bühne platziert, sodass man den Bundeskanzler nebst Gattin lediglich quer zur Schulter ablichten konnte. Kein Team brachte brauchbare Bilder zu Stande. Nun hoffte man auf den Empfang im Deutschen Pavillon, doch bei der Besichtigung des vorgesehenen Pressebereiches war allen Medienvertretern klar, dass auch von dieser Position keine brauchbaren Bilder entstanden wären. Man protestierte laut und vernehmlich, doch wegen angeblicher Sicherheitsbestimmungen wollte man den Pressebereich nicht ausdehnen bzw. die Freiräume nicht erweitern. Das war den anwesenden Medienvertretern zu viel und sie beschlossen diese Veranstaltung gemeinsam zu boykottieren. Man packte die Fotoapparate, Filmkameras und Stative ein und verließ den Deutschen Pavillon.

Vor der Tür diskutierten die ca. 20 anwesenden Journalisten noch. "Wir lassen uns doch nicht wie die Tiere einpferchen", war noch einer der druckreifen Kommentare. Andere berichteten, dass derartig miese Arbeitsbedingungen bei anderen Nationentagen bislang nicht vorzufinden waren. Selbst bei Ländern, von denen man Restriktionen erwartet hatte, konnte man sich beim Empfang frei bewegen. Das SAT1-Team war tief enttäuscht, denn man hatte stundenlang ein Kamerateam zur Verfügung gehalten und hätte maximal zwei Standbild-Einstellungen bekommen, die aber für einen 30-Sekundenspot längst nicht ausreichen. "Mindestens 10 Schnitte brauche ich, mit Standbildern kann ich nichts anfangen", so die Moderatorin zum Pressesprecher des Deutschen Pavillons. Stinksauer zog die Gruppe ab und wird ihren Redaktionen nun berichten, dass es nichts zu berichten gibt. "Mit weiteren Medien-Boykottaktionen muss die EXPO in Zukunft rechnen, wenn sich ähnliche Arbeitsbedingungen wiederholen", so der einhellige Tenor der Diskussion.