Journalisten unter Schutz: Mit Bodyguards auf Demonstrationen

Ausschuss des Bundestages beschäftigt sich mit Übergriffen auf Medienvertreter

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Wie damit umgehen, wenn Journalisten zum Ziel körperlicher Angriffe werden? Im Kultur und Medienausschuss des Bundestages sprachen Vertreter von Medien und Politik über die Gewalt, die Journalisten auf Demonstrationen in Deutschland ausgesetzt sind.

49 Übergriffe habe es im vergangenen Jahr auf Medienvertreter aus der "rechtsextremen und rechtspopulistischen Szene" heraus gegeben. Das berichtete Martin Hoffmann vom Europäischen Zentrum für Presse und Medienvertreter im Ausschuss, wie es in einer Pressemitteilung des Bundestages heißt. Hoffmann sprach von 29 Gewalttaten, 13 Sachbeschädigungen und 7 Fälle, bei denen "gravierende verbale Bedrohungen" festgestellt worden seien.

Hoffmann geht von einer Dunkelziffer aus, die "allerdings deutlich höher" ist. Viele Journalisten würden Übergriffe dieser Art nicht anzeigen. Insbesondere bei Demonstrationen und Kundgebungen von Pegida und der AFD habe es Übergriffe gegeben.

Britta Hilpert, Leiterin des ZDF-Landesstudio Brandenburg, und Stefan Raue, Chefredakteur des Mitteldeutschen Rundfunks, sagten vor dem Ausschuss, "dass ihre Sender Journalisten nur noch auf freiwilliger Basis zur Berichterstattung über Pegida-Kundgebungen entsenden und diesen verstärkt Personenschutz zur Seite stellen würden". Das Portal Kress.de berichtet, dass auch RTL West "seine Kamerateams nur noch mit Personenschützern auf die Straße" lasse.

Raue und Hilpert sehen einen Zusammenhang zwischen dem Aufkommen von Pegida und den Aggressionen, die Medienvertreter entgegenschlagen. Raue sprach von einer "Bürgerkriegsrhetorik", derer sich Verantwortliche aufseiten Pegidas bedienten.

Am Montag hatte Tatjana Festerling, eine der führenden Personen bei Pegida, laut Medienberichten während einer Demonstration in Leipzig gesagt: "Wenn die Mehrheit der Bürger noch klar bei Verstand wäre, dann würden sie zu Mistgabeln greifen und diese volksverratenden, volksverhetzenden Eliten aus den Parlamenten, aus den Gerichten, aus den Kirchen und aus den Pressehäusern prügeln."

Der Chefredakteur des MDR betrachtet diese Aussage als eine Art "Kriegserklärung", allerdings warnte er davor, diese anzunehmen. Die Presse müsse mit journalistischer Distanz über Kundgebungen von Pegida berichten.

Jaafar Abdul Karim, Journalist bei der Deutschen Welle, betonte, dass Medien versuchen müssten, mit Menschen, die an Demonstrationen von Pegida teilnehmen, ins Gespräch zu kommen. Dies sei allerdings kaum möglich, so seine Erfahrungen.

Alle sechs Vertreter der Medien, die sich in dem Ausschuss einfanden, erklärten, so die Pressemitteilung, dass die Kritik an ihrer Berichterstattung zu einer kritischen Überprüfung der gelieferten journalistischen Arbeit geführt habe. Die Medienvertreter sprachen auch an, dass es durch den Verlauf der Medienkrise und dem damit zusammenhängenden ökonomischen Druck auf die Medien eine Gefahr für die Qualität der Berichterstattung bestehe.

Vergangene Woche berichtete das ZDF über Gespräche mit Zuschauern, die über soziale Medien die Berichterstattung des ZDF kritisierten. Über 100 Kritiker habe man angeschrieben, heißt es auf der Webseite des ZDF, um in einen Dialog zu treten, allerdings seien nur zwei Zuschauer bereit gewesen, sich vor der Kamera zu äußern.

Herausgekommen sind dabei Gespräche, die verdeutlichen: Unter den kritisierenden Zuschauern gibt es sehr wohl eine Kritik, die zur Differenzierung fähig ist und sich nicht auf Parolen beschränkt.