Kämpfe im Internet gehen weiter

Für die pro-arabische Seite ist der Cyberwar bislang eine Erfolgsgeschichte

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Die pro-palästinensischen Araber und Sympathisanten von diesen haben das Internet als Mittel entdeckt, ihren Protest zum Ausdruck zu bringen und zugleich zu demonstrieren, dass sie technisch in dieser Hinsicht mit den Israelis mit halten können. Inzwischen warnt das National Infrastructure Protection Center (NIPC) vor dem Überborden der Cyberkämpfe auf US-amerikanische Websites.

Zwar würden mit den bislang beobachteten Methoden der Angriffe keine dauernden Schäden hervorgerufen werden können, doch warnt das NIPC davor, dass die Spannung im Nahen Osten und die "glaubwürdigen Drohungen durch Terroristen" auch dazu führen könnten, dass US-Websites zu Zielen von Angriffen werden könnten. Die für Sicherheit zuständigen Webmaster werden aufgefordert, vorbeugende Maßnahmen gegen Ping- oder Email-Überflutungen der Webserver oder gegen DoS-Angriffe zu ergreifen.

Zwar meldete die Jerusalem Post heute, dass angeblich die Website des Parlaments wieder ans Netz gegangen sei, nachdem sie vor einigen Tagen angeblich gecrackt worden ist und eine Reihe von Dateien gelöscht worden seien. Möglicherweise war www.knesset.gov.il/ aber nur kurze Zeit online, bevor die Website möglicherweise erneut zum Opfer eines Angriffs der Sympathisanten der Intifada wurde. Zumindest war sie zur Zeit der Abfassung dieses Artikels nicht erreichbar. Dagegen sind die Websites des Ministerpräsidenten, des Außenministeriums und des Sprechers des Militärs, IDF wieder ohne Probleme online.

Kurzzeitig hatte ein israelischer Cracker "Nir M" einen Gegenschlag gegen eine Website der Hisbollah ausführen können. Er war gestern auf www.almanar.com.lb eingedrungen und hatte auf die Seite die israelische Flagge und Bilder der in Ramallah gelynchten Soldaten gestellt. Angeblich sei diese Webseite schon alt gewesen, wie der mittlerweile bekannte Webmaster der Hisbollah, Ali Ayoub, mitteilte. Die neue Website www.manartv.com/ sei dagegen ungestört geblieben, die kontinuierlich Nachrichten und Videos veröffentlicht. Das sei "Teil des Krieges", meinte Ayoub.

Der libanesische Daily Star, der die Welle der pro-arabischen Cyberangriffe erst wirklich ins Laufen gebracht hatte (Intifada im Cyberspace), will gehört haben, dass Israelis weitere Angriffe auf libanesische Websites und auch gegen die der Zeitung geplant hätten. Man habe bereits Sicherheitsmaßnahmen ergriffen.

Scheich Naim Qassem, der stellvertretende Generalsekretär der Hisbollah freut sich über den "Cyberwar", der vielen Arabern die Möglichkeit gegeben habe, ihre Wut auf den israelischen Staat zum Ausdruck zu bringen und zu demonstrieren, dass man dazu wirkungsvolle Mittel habe: "Arabische Menschen auf der ganzen Welt wollen, je nach eigener Leistungskraft und eigenem Wissen, einen Beitrag für den Widerstand leisten, und der Cyberwar hat dazu eine Tür geöffnet."

Der allmählich zum Cyberheld gewordene Webmaster Ayoub schwelgt hingegen förmlich angesichts der Unterstützung für die Angriffe auf israelische Websites: "Wir haben herausgefunden, dass wir eine unglaubliche Macht besitzen, auf unsere Weise zu kämpfen, dass wir wirklich in diesem technologischen Krieg, den Israel begonnen hat, zurückschlagen können." Angeblich würde sich Araber und Sympathisanten aus der ganzen Welt beteiligen. Er selbst habe in den letzten Tagen Tausende von Emails erhalten, in denen er gefragt worden sei, wie man den Widerstand unterstützen könne. Darunter seien auch Emails von "sehr professionellen Menschen gewesen, beispielsweise von japanischen Programmierern.

Angeblich würden Emails zirkulieren, die zum Boykott von AT&T aufrufen, weil das Unternehmen dem IDF ausgeholfen hatte, nachdem der israelische Provider NetVision die Angriffe auf die Regierungsseiten nicht blockieren konnte. Für die palästinensischen Sympathisanten ist das natürlich ein Zeichen dafür, dass die Israelis sich nicht selbst ausreichend schützen können.

Die von ausländischen Providern gehosteten Websites, die Programme anboten, mit denen automatisch jede Sekunde bestimmte Websites der israelischen Regierung aufgerufen werden, um sie lahmzulegen, mussten letzte zunächst vom Netz genommen worden. Ummah.com hat inzwischen einen neuen Provider in Großbritanien gefunden und dort erneut die Website defend.unity-news.com platziert. Und auch bei Tripod hat etwa unter members.tripod.com/irsa2004 eine entsprechende Seite Unterschlupf gefunden.