Kaffeeklatsch mit Körpersprache

"Wunderbar": Bush & Cheney haben vor der 9/11-Kommission nichts zu verbergen

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Es war einfach "wunderbar", so der Senator Lee Hamilton, es war "sehr herzlich", so George W. Bush, mir "hat es gefallen" und: "Ich bin froh, dass ich mir die Zeit genommen habe." Das wunderbar herzliche Ereignis, für das sich der Präsident gerne mal etwas Zeit nahm, war keine Kaninchenzüchter-Ausstellung oder ein Kaffeekränzchen – es war die Befragung durch die Untersuchungskommission zu den unaufgeklärten Morden des 11. September.

Keine Kameras, keine Mikrophone, keine Stenographen, kein Protokoll - welche Rolle ein derart undokumentiertes Ereigniss im Medienzeitalter überhaupt spielen kann, fragt süffisant die New York Times :

Ein paranoider Verschwörungstheoretiker könnte schließen, dass das groß angekündigte Interview im Weißen Haus niemals stattgefunden hat.

Tatsächlich hat es natürlich stattgefunden. Die zehn Kommisionsmitglieder, drei Anwälte des Weißen Hauses sowie Bush und sein Vizepräsident waren im Oval Office anwesend, - doch was die Aufklärung der Terroranschläge, die Substanz der Gespräche betrifft, hätten ein Kaffeeklatsch oder eine Kanninchenshow inhaltlich sicher mehr hergegeben. In der anschließenden kurzen Pressekonferenz im Rosengarten des Weißen Hauses bekundete Bush: "

Es war eine sehr herzliche Konversation. Ich war beeindruckt von den Fragen.(…) Der Vizepräsident beantwortete die meisten ihrer Fragen, er beantwortete alle ihre Fragen. Und ich denke, es war wichtig für sie auch unsere Körpersprache zu sehen,wie wir zusammen arbeiten.

Wenn es stimmt, was CNN aus einer ungenannten Quelle zitiert, muss diese nonverbale Kommunikation (Kreuzritter ohne Pferd und Tadel) tatsächlich entscheidend gewesen sein, denn die Antworten seien ansonsten "etwas vorhersagbar" ausgefallen.

Ebenso vorhersagbar dürfte sein, dass auch entscheidende Fragen überhaupt erst gar nicht gestellt wurden – wie auch der Kommentar der Village Voice vermutet. Stattdessen wird es bei dem Hearing eher so zugegangen sein, wie in diesem vorab veröffentlichten Transskript.

Dass die von Bush und Cheney lange abgelehnte, dann handverlesene und über ein Jahr nach Kräften blockierte Kommission kaum mehr sein würde als eine Weißwaschagentur zur Ausstellung von Persilscheinen, war von Anfang an ziemlich klar. Mit der zuerst abgelehnten, dann nur im Duo mit "Onkel" Cheney und unter strengen Bedingungen (geheim, nicht unter Eid, ohne Aufzeichnung) ist sie wohl endgültig als Farce demaskiert. Bush auf die Frage, wie er Kritikern antworte, dass dieses Doppel mit Cheney nur dazu dient, Widersprüche zu vermeiden und eine einheitliche Legende zu präsentieren:

Wenn wir etwas zu verbergen hätten, hätten wir sie (die Kommission) erst gar nicht getroffen.

Umgekehrt wird eher ein Schuh daraus: Wenn nichts zu verbergen wäre, hätte dieses undokumentierte "historische Ereignis" nie stattgefunden. Da den Mitgliedern der Kommission während der Plauderstunde erlaubt war, Notizen zu machen, könnte einiges davon möglicherweise in ihrem Abschlußbericht zitiert werden, der am 26. Juli ausgeliefert wird – nicht an die Öffentlichkeit, sondern ans Weiße Haus - zur Schlußredaktion… Mathias Bröckers